Geldwäsche und Sanktionsumgehung:Wie Russland Kryptowährungen für sich nutzt
Russland nutzt vermehrt Kryptowährungen, um wichtige Güter für den Krieg in der Ukraine zu beschaffen. Mit neuen Sanktionen möchte die EU gegensteuern.
Russland unter Präsident Wladimir Putin nutzt vermehrt Kryptowährungen - offenbar auch eine Antwort auf Sanktionen.
Quelle: epaDie Bezahlung soll ab 2026 überall im Land möglich sein, die ersten 600 Verbraucher durften ihn schon testen: Der digitale Rubel ist Russlands finanzielles Prestigeprojekt - um das es immer wieder Diskussionen gibt. Zeichen technologischen Fortschritts einerseits, Sorge vor (noch stärkerer) staatlicher Überwachung auf der anderen Seite.
So oder so: Das Projekt verdeutlicht einmal mehr, dass Russland unter Hochdruck an alternativen Zahlungsmethoden arbeitet. Während der digitale Rubel noch auf sich warten lässt, erlebt ein ähnlicher Bereich schon heute einen massiven Boom: Russlands Krypto-Sektor.
Was ist Bitcoin und was hat er mit der Blockchain zu tun? Wir erklären hier, wie die Kryptowährung funktioniert - und was die Kritikpunkte daran sind.
05.12.2024 | 0:29 minRussland Vorreiter beim Schürfen von Kryptowährungen
Russland belegt seit Jahren vorderste Plätze, was das Schürfen, also die Erstellung, von neuen Bitcoins angeht. Bei dem technisch aufwendigen Prozess (Englisch: "Mining") helfen die niedrigen Energiekosten in Russland.
Zwischenzeitlich wurde offenbar so viel "Mining" betrieben, dass einige Regionen Russlands das Schürfen untersagt haben - teils für mehrere Jahre. Hinzu kommen saisonale Beschränkungen im Winter, wenn der Energiebedarf steigt.
Russische Drohnen über polnischem Gebiet, russische Kampfjets im estnischen Luftraum, russische Flugzeuge über der Ostsee - ein Überblick über die Ereignisse der letzten Wochen.
22.09.2025 | 1:19 minTrotz der Probleme zeigt sich der Kreml immer wieder stolz über die Rolle Russlands im Krypto-Bereich. So sagte Präsident Wladimir Putin schon im vergangenen Jahr:
Ich denke, dass Russland heute bereits eines der weltweit führenden Länder im Bereich Mining ist.
Wladimir Putin, September 2024
Krypto-Kehrtwende nach dem Angriff auf die Ukraine
Dabei beäugte Moskau die Krypto-Branche lange Zeit skeptisch. Noch im Januar 2022 diskutierte man ein Verbot von Kryptowährungen.
Die Kehrtwende ließ jedoch nicht lange auf sich warten: Nach Russlands Angriff auf die Ukraine und die durch Sanktionen verursachte Sperrung des SWIFT-Systems zur Abwicklung von Finanztransaktionen erkannte der Kreml die Chance alternativer Zahlungssysteme.
Die Zahlung mit Kryptowährungen für inländische Waren und Dienstleistungen bleibt bislang zwar verboten. 2024 wurde jedoch die Nutzung für den internationalen Handel legalisiert. Mittels Kryptowährungen gelingt es nun auch ohne traditionelle Finanzsysteme, Kapital ins Ausland zu verschieben. Und Geschäfte abzuwickeln.
Nach Ansicht von US-Präsident Trump kann die Ukraine von Russland besetzte Gebiete zurückerobern. Das sagte Trump nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj.
24.09.2025 | 1:44 minRusslands Ziel: Sanktionen umgehen
Das Ziel scheint klar: die Umgehung von Sanktionen. Bitcoin und Co. sollen die Unabhängigkeit vom US-Dollar und vom internationalen Finanzsystem steigern und Handelsbeziehungen verschleiern.
Es gehe dabei auch um essentielle Güter für Russlands Krieg gegen die Ukraine, sagt Kristine Bagdasarian, die für Transparency International Russia seit Jahren die russische Krypto-Industrie untersucht. "Beispielsweise den Kauf von Mikrochips und anderen Gütern, die extrem wichtig für Russlands Militärindustrie sind. All das ist durch den Einsatz von Krypto deutlich undurchsichtiger geworden", so Kristine Bagdasarian.
"Moscow City" - Russlands Zentrum der Krypto-Szene
Der Kern des russischen Krypto-Sektors befindet sich im Westen Moskaus, rund fünf Kilometer vom Kreml entfernt. Futuristische Hochhäuser ragen hier in den Himmel, teure Bars und Restaurants mit exquisitem Blick gehören zum Ambiente - und die Crème de la Crème der russischen Krypto-Szene.
Ermittlern aus mehreren Ländern gelang es im Frühjahr 2025 nach eigenen Angaben, mehrere Schadsoftware-Varianten unschädlich zu machen. Auch die Täter seien identifiziert worden, so das BKA.
23.05.2025 | 2:49 minDie Szene ist teils nicht nur für Sanktionsumgehungen, sondern auch für Geldwäsche-Vergehen in die Schlagzeilen geraten. Erst vergangenen Dezember deckten britische Ermittler ein Geldwäsche-Netzwerk auf, dessen Spuren nach Russland führten.
"Trotz jahrelanger Ermittlungen bleibt Moscow City das Herz des Geldwäsche-Netzwerks", meint Krypto-Expertin Bagdasarian. Wenn Plattformen schließen müssten, würden binnen Wochen Alternativen gegründet - und die Geschäfte fortgeführt.
Es ist ein bisschen wie mit nachwachsenden Tentakeln.
Kristine Bagdasarian, Transparency International Russia
Neue EU-Sanktionen gegen Russlands Krypto-Sektor
Für das Wachstum der vergangenen Jahre dürfte sich Russlands Krypto-Szene in den kommenden Tagen feiern: auf dem 7. Krypto-Summit in Moskau. Mehr als 10.000 Teilnehmende erwarten die Veranstalter - und eine breite Diskussion über die Zukunft der russischen Krypto-Branche.
Die dürfte, wenn es nach der EU geht, allerdings keine besonders glänzende sein. Im 19. Sanktionspaket schlägt die EU-Kommission erstmals auch Maßnahmen gegen russische Krypto-Plattformen vor.
Wir zielen auf die Finanzschlupflöcher ab, die Russland nutzt, um Sanktionen zu umgehen. […] Daher werden unsere restriktiven Maßnahmen erstmals Krypto-Plattformen treffen und Transaktionen in Kryptowährungen verbieten.
Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission
Kristine Bagdasarian bleibt skeptisch, ob die Umgehung von Sanktionen damit tatsächlich eingedämmt werden kann - zu schnell und agil sei die Branche. Gut möglich, dass die Feierlaune in Russlands Krypto-Szene vorerst noch kein Ende findet.
Felix Klauser berichtet über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.
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