Ukraine will russische Einkreisung von Pokrowsk verhindern
Analyse
Russischer Vormarsch:Ukraine will Einkreisung von Pokrowsk verhindern
von Christian Mölling und András Rácz
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Während Chemiewaffen-Vorwürfe für Entsetzen sorgen, rücken russische Truppen in der Ostukraine vor. Die Ukraine versucht, eine Einkreisung von Pokrowsk zu verhindern.
Russland rückt weiter auf die ostukrainische Stadt Pokrowsk vor. (Archivfoto)
Quelle: ddp
Die russischen Truppen sind nordöstlich von Pokrowsk und Myrnohrad weiter vorgerückt. Im Laufe der Woche durchbrachen sie die ukrainischen Verteidigungsanlagen bei Koptjewe und nahmen nicht nur diese Siedlung, sondern auch die offenen Felder westlich davon ein und erreichten die Ufer des Flusses Kasennyj Torez in der Nähe von Rasine.
Dieser kleine Fluss stellt die letzte natürliche Barriere nordöstlich von Pokrowsk dar, an der dauerhafte Verteidigungsanlagen errichtet werden könnten, um den russischen Vormarsch in dieser Region zu verlangsamen.
Russland und die Ukraine haben sich erneut gegenseitig mit Drohnen angegriffen. Die russischen Attacken trafen unter anderem Wohngebäude in der Region um Kiew.06.07.2025 | 0:15 min
Das Ziel der Russen ist klar: Seit es ihnen im Frühjahr gelungen ist, die ukrainischen Verteidigungsanlagen zu durchdringen und die Autobahn Pokrowsk-Kostjantyniwka zu unterbrechen, rücken sie in diesem Gebiet vor, um Pokrowsk einzukesseln und so die Verteidiger zum Rückzug zu zwingen.
Quelle: DGAP
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Noch kann die Ukraine einen Kessel verhindern
Die Ukraine könnte durchaus in der Lage sein, Pokrowsk und Myrnohrad mehrere Monate lang zu verteidigen, allerdings nur, wenn die Einkreisung der beiden Städte verhindert und somit die Nachschublinien offen gehalten werden können.
Die Ukraine wird ihre Verteidigung wahrscheinlich entlang des Flusses Kasennyj Torez verstärken, wo die Verteidiger auch durch die großen Abfallhalden in Tscherwonyj Lyman Vorteile hätten. Diese Halden stellen künstliche Höhen dar und sind nach den Erfahrungen früherer Kämpfe im Donbass eine hervorragende Ergänzung der Verteidigungsanlagen. Tscherwonyj Lyman wird wahrscheinlich zu einem der Stützpunkte für den Schutz von Myrnohrad von Nordosten her werden.
Europa habe die letzten drei Jahre unter der Biden-Administration verschlafen. Nun müsse man der Ukraine bei der Produktion von Flugabwehrsystemen helfen, sagt Politikwissenschaftler Masala.04.07.2025 | 4:40 min
Nachrichtendienste: Russland setzt verschiedene Chemiewaffen ein
Sowohl der niederländische als auch der deutsche Nachrichtendienst bestätigten, dass Russland auf der Grundlage eigener Datenerhebungen und -analysen zunehmend verschiedene chemische Waffen in dem Krieg einsetzt. Die russischen Streitkräfte setzen vor allem Chlorpikrin sowie verschiedene Aufstandsbekämpfungsmittel ein, um ukrainische Unterstände und Schützengräben zu räumen.
Den Berichten zufolge setzt Russland solche Waffen zunehmend routinemäßig ein und verwendet dabei standardisierte Munition. Das deutet darauf hin, dass es sich bei diesen Aktionen keineswegs um Ad-hoc-Improvisationen handelt.
Moskau ist zwar Unterzeichner des Chemiewaffenübereinkommens, das den Einsatz von Chlorpikrin als Waffe ausdrücklich verbietet, aber das hindert Russland offenbar nicht daran, es einzusetzen.
Russland trotzt Sanktionen, exportiert weiter Öl und Gas. Doch Lebensmittelpreise steigen, während Putin weiter die Ukraine angreift. Wie stabil ist Russlands Wirtschaft wirklich? 04.07.2025 | 14:55 min
Nordkorea sendet wohl bald neue Soldaten
Nordkorea ist im Begriff, weitere 30.000 Soldaten zu entsenden, um Russlands Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Die genaue Zusammensetzung dieser Truppen ist noch nicht bekannt, ebenso wenig wie der Zeitplan für ihren Einsatz.
Bislang hat die nordkoreanische Infanterie nur auf russischem Gebiet gekämpft und dazu beigetragen, die Ukrainer aus der Region Kursk zu vertreiben. Sollten sie auf ukrainischem Territorium zum Einsatz kommen, würde dies eine erhebliche politische Eskalation bedeuten. Es bleibt abzuwarten, ob Pjöngjang zusammen mit diesen Truppen auch schwere Waffen einsetzt, oder ob sie auf russische Kampf- und Unterstützungselemente zurückgreifen müssen.
Schwerer Angriff Russlands nach Trump-Telefonat
In dieser Woche hat Russland mehrere größere Luftangriffe gegen die Ukraine geflogen. Der Angriff am 3. und 4. Juli war der größte Drohnenangriff des gesamten Krieges. Nach ukrainischen Angaben feuerte Russland 539 Drohnen und ein Dutzend Raketen auf die Ukraine ab.
Interessanterweise begann der Angriff nur wenige Stunden nach Donald Trumps Telefongespräch mit Wladimir Putin. Das zeigt, dass Moskau die Absichten des Weißen Hauses, den Konflikt zu beenden, offensichtlich nicht respektiert. Stattdessen intensiviert Russland seinen Luftkrieg gegen die Ukraine.
Es sollen die schwersten Luftangriffe seit Kriegsbeginn gewesen sein. Noch können die meisten Objekte abgefangen werden. Präsident Selenskyj will US-Flugabwehrsysteme kaufen.05.07.2025 | 2:18 min
Verheerender Waffenstopp aus den USA
Am 1. Juli gaben die USA bekannt, dass sie die laufenden Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesetzt haben, wobei sie sich offiziell auf die Notwendigkeit beriefen, die verbleibenden Bestände zu prüfen.
Zu den ausgesetzten Lieferungen gehören etwa 30 Patriot-PAC-3-Raketen sowie Luft-Luft-Raketen vom Typ AIM-7 Sparrow, Stinger-Raketen und Panzerabwehrwaffen. Am kritischsten ist dabei das Patriot-System, da es die einzige Waffe der Ukraine gegen russische ballistische Raketen ist. Sollte die Aussetzung aufrechterhalten werden, müsste die Ukraine dringend zusätzliche Patriots von anderen Betreibern des Systems, darunter auch Deutschland, erwerben.
In der Ukraine werden die US-Lieferungen dringend erwartet: Raketen und Munition, auch für Patriot-Systeme, sollen angeblich aus Sorge vor eigenen Engpässen zurückgehalten werden.02.07.2025 | 2:35 min
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.