Krieg zwischen Israel und Iran: Gipfel warnt vor Katastrophe

Krieg zwischen Iran und Israel:Türkei warnt vor regionaler Katastrophe

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Die Türkei und Iran warnen bei einem Gipfel in Istanbul vor einem Flächenbrand durch Israels Angriffe. Die USA geraten zunehmend in den Fokus der Kritik.

Türkei, Istanbul: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält eine Eröffnungsrede während des Treffens des Außenministerrats der Organisation für Islamische Zusammenarbeit
Beim OIC-Treffen in Istanbul warnte der Iran die USA vor einem Kriegseintritt. Der türkische Präsident Erdogan bezeichnete Israel als größtes Hindernis für Frieden in Nahost.21.06.2025 | 0:26 min
Beim Treffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit in Istanbul verurteilen mehrere Staats- und Außenminister das israelische Vorgehen gegen Iran scharf. Die Türkei warnt vor einem Flächenbrand, der die globale Sicherheit gefährde. Iran droht den USA mit Konsequenzen bei einer Kriegsbeteiligung.
Der türkische Außenminister Hakan Fidan warf Israel bei dem Gipfeltreffen vor, mit seinen Angriffen auf Iran die gesamte Region zu destabilisieren.

Es gibt kein palästinensisches, libanesisches, syrisches, jemenitisches oder iranisches Problem, aber es gibt eindeutig ein israelisches Problem.

Hakan Fidan, türkischer Außenminister

Die anhaltenden militärischen Aktionen gegen den Iran bezeichnete er als "endlose Aggression", die beendet werden müsse, um eine Eskalationsspirale zu verhindern.
Ein Flieger mit Bunkerbrecher-Bomben in der Luft
Im Nahostkrieg will Israel das iranische Atomprogramm ausschalten. Aber: Nur wenige Bomben können die tiefliegenden Anlagen zerstören - und die sind in der Hand der US-Luftwaffe. 19.06.2025 | 0:55 min

Erdogan wirft Israel "Banditentum" vor

Auch Präsident Recep Tayyip Erdogan äußerte sich vehement. Er warf Israel "Banditentum" vor und rief die muslimischen Länder zur Solidarität auf. "Wir werden nicht zulassen, dass regionale Grenzen mit Blut gezogen werden", betonte er. Besonders scharf kritisierte Erdogan Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und verglich dessen Handeln mit dem Auslöser des Zweiten Weltkriegs:

So wie der Funke, den Hitler vor 90 Jahren entzündete, die ganze Welt in Brand setzte, dienen auch die zionistischen Ambitionen Netanjahus heute keinem anderen Zweck, als unsere Region und die Welt in eine riesige Katastrophe zu stürzen.

Recep Tayyip Erdogan, türkischer Präsident

Kynast in Genf
In Genf treffen sich die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens mit Iran, um über das Atomprogramm zu reden. ZDF-Korrespondent Adreas Kynast berichtet.20.06.2025 | 1:18 min

Iran kündigt Gegenwehr an - und warnt die USA

Am Rande des Treffens trat auch Irans Außenminister Abbas Araghtschi vor die Presse und nutzte die Bühne für deutliche Worte. Er kündigte an, den israelischen Angriff auf iranische Militär- und Atomanlagen auf dem Gipfel zur Sprache zu bringen. Gleichzeitig äußerte er massive Vorwürfe gegen die USA. Diese seien "von Anfang an" an der "Aggression" beteiligt gewesen - trotz offizieller Dementis aus Washington. Sollte sich das US-Militär direkt an den Angriffen beteiligen, wäre das laut Araghtschi "sehr gefährlich" für alle Beteiligten.
Die Vereinigten Staaten unterstützen Israel bislang nur bei der Verteidigung, wie es aus Regierungskreisen heißt. Ex-Präsident Donald Trump betonte zuletzt, dass er diplomatischen Lösungen noch etwa zwei Wochen Zeit einräumen wolle, bevor über eine mögliche militärische Beteiligung entschieden werde.

Israel greift weiter iranische Ziele an

Auslöser der aktuellen Eskalation ist ein massiver israelischer Angriff auf iranisches Territorium vom 13. Juni. Die israelische Regierung erklärt, damit Teherans Atomwaffenpläne verhindern zu wollen. Seitdem werden mutmaßliche Atomanlagen und Militärstützpunkte im Iran bombardiert. Der Iran reagiert seinerseits mit Raketenangriffen auf israelisches Gebiet.
Während Israel das iranische Atom- und Raketenprogramm als existentielle Bedrohung für den jüdischen Staat ansieht, beharrt Teheran darauf, dass es ausschließlich zivile Ziele verfolge.

Ein Gipfel mit politischer Sprengkraft

Der OIC-Gipfel in Istanbul bringt die tiefe Spaltung im Nahen Osten auf dramatische Weise zum Ausdruck. Die Türkei und der Iran präsentieren sich geschlossen gegen Israels Vorgehen - und fordern ein Ende der militärischen Eskalation.
SGS Wadephul: „Chance für weitere Gespräche“
Nach dem Treffen mit Irans Chefdiplomat betont Außenminister Wadephul, nun müssten "konkrete Verhandlungen" beginnen. Ziel sei es, dass Iran sein Atomprogramm endgültig beende.20.06.2025 | 7:17 min
Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu werden zu dem zweitägigen Gipfel hunderte Teilnehmer erwartet. Darunter seien 43 Minister und auch einige stellvertretende Minister. Unter den Teilnehmern seien auch hochrangiger Vertreter internationaler Organisationen, wie den Vereinten Nationen oder der Arabischen Liga.
Am Freitag hatte Araghtschi bereits in Genf mit seinen europäischen Amtskollegen Johann Wadephul (Deutschland), Jean-Noël Barrot (Frankreich) und David Lammy (Großbritannien) Chancen für diplomatische Lösungen ausgelotet. An den Gesprächen nahm auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas teil. Im Anschluss teilten sie mit, die Verhandlungen fortsetzen zu wollen.
Quelle: dpa, AFP