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FAQ
"Freedom Flotilla Coalition":Wer steckt hinter Thunbergs Gaza-Aktion?
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Die Aktion mit Greta Thunberg war nicht die erste: Immer wieder versucht die Freedom Flotilla Coalition, die Seeblockade von Gaza zu durchbrechen - mit teils dramatischen Folgen.
Worum ging es bei der aktuellen Aktion?
Am 1. Juni ist die "Madleen" von Sizilien aus in See gestochen. Mit dem Segelschiff wollte das Bündnis Freedom Flotilla Coalition (FFC) laut eigener Aussage Aufmerksamkeit für die Notlage der Menschen im Gazastreifen generieren und dringend benötigte Hilfsgüter wie Babynahrung und Medikamente nach Gaza bringen.
An Bord der "Madleen" war auch die als Klimaaktivistin weltbekannt gewordene Greta Thunberg, die mittlerweile vor allem mit Pro-Gaza-Aktionen Aufmerksamkeit erregt. Sie wirft Israel regelmäßig vor, einen Völkermord zu begehen. Kritiker entgegnen unter anderem, dass Thunberg dabei das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 als Auslöser des Gaza-Kriegs außer Acht lasse. Hamas-Terroristen töteten damals etwa 1.200 Menschen und verschleppten mehr als 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen.
Die israelische Armee fing die "Madleen" kurz vor ihrem Ziel ab. Aufnahmen der FFC zeigten, dass die Aktivisten offenbar kurz vor dem Zugriff ihre Handys ins Wasser werfen. Desweiten sind sie mit erhobenen Händen im Innenbereich des Schiffs zu sehen. Aufnahmen der FFC zeigen. Die Marine schleppte das Schiff zur israelischen Küste. Israel erklärte, dass sich an Bord des kleinen Schiffes nur eine sehr geringe Anzahl von Hilfsgütern befunden habe. Sie sollen nach israelischen Angaben über die etablierten Hilfsrouten an die Bevölkerung verteilt werden.
Die insgesamt zwölf Aktivisten an Bord sollten schnellstmöglich ausgewiesen werden. Am Dienstagmorgen teilte das israelische Außenministerium auf X mit, dass Thunberg Israel auf einem Flug über Frankreich in Richtung Schweden verlassen habe. Sie landete bereits in Paris.
Post des Israelischen Außenministeriums
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Wer ist die Freedom Flotilla Coalition?
Die israelische Seeblockade Gazas ist in der Form seit 2007 aktiv. Damals übernahm die Hamas gewaltsam die Kontrolle über den Gazastreifen. Erklärtes Ziel der Terrororganisation ist die Zerstörung des jüdischen Staats. Mit der von Ägypten mitgetragenen Seeblockade will Israel die Einfuhr von Waffen und anderweitig militärisch verwendbarem Material verhindern. Kritiker sehen in der Blockade dagegen eine unverhältnismäßige Kollektivstrafe.
Die Freedom Flotilla Coalition versteht sich in diesem Sinne als zivilgesellschaftliche Protestbewegung mit mehreren Zielen. Sie will laut eigener Aussage unter anderem die Blockade des Gazastreifens durchbrechen, auf die Folgen der Blockade aufmerksam machen und Solidarität mit den Menschen aus Palästina demonstrieren.
Dabei geht die Bewegung in ihrer heutigen Form auf die späten 2000er Jahre zurück. Im Jahr 2008 erreichten zwei Boote der "Free Gaza"-Bewegung ungehindert den Hafen von Gaza. Aus einem Zusammenschluss zahlreicher Gruppen ging 2010 schließlich die Freedom Flotilla Coalition als internationale pro-palästinensische Nichtregierungsorganisation hervor.
Wie äußert sich Israel zur Freedom Flotilla Coalition?
Das israelische Außenministerium bezeichnete das aktuelle Schiff "Madleen" abwertend als "Selfie-Jacht". Nach der Abfangaktion hieß es: "Die Show ist vorbei." Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte bereits am Sonntag klargemacht, niemandem zu erlauben, die Seeblockade zu durchbrechen. "Der antisemitischen Greta und ihren Freunden, den Hamas-Propagandisten, sage ich ganz klar: Ihr solltet umkehren - denn ihr werdet Gaza nicht erreichen."
Gibt es eine Nähe zur Hamas?
Die FFC ist keine isolierte Initiative, sondern eng vernetzt mit anderen pro-palästinensischen Organisationen. Bisher konnten weder bei Planung noch Finanzierung der Freedom Flotilla Coalition Einflüsse der Hamas oder Hisbollah zweifelsfrei nachgewiesen werden. Die Flotilla-Koalition betont, man arbeite "mit der Zivilgesellschaft, nicht mit irgendeiner Partei, Fraktion oder Regierung" zusammen.
Allerdings nutzen sowohl die Hamas als auch die Hisbollah die Flotilla-Koalition und deren Vorhaben zu eigenen Propaganda-Zwecken, indem sie das Vorgehen Israels gegen die Schiffe anprangern oder Versuche, die Blockade zu durchbrechen, öffentlich unterstützen.
Welche Zwischenfälle gab es vor der aktuellen Mission?
Seit 2010 ist es nicht mehr gelungen, die Seeblockade zu durchbrechen. Stattdessen kam es immer wieder zu Zwischenfällen, wenn Schiffe der FFC versuchten, sich auf den Weg nach Gaza zu machen. Vor Thunbergs Versuch wurde bereits im Mai diesen Jahres das Schiff "Conscience" des Bündnisses vor Malta manövrierunfähig gemacht. Vier Aktivisten wurden durch Drohneneinschläge verletzt. Die FFC machte Israel für den Angriff verantwortlich, die israelische Regierung schwieg zu den Vorwürfen.
Zum größten Vorfall kam es schon im Jahr 2010, als israelische Streitkräfte das türkische Flotilla-Schiff "Mavi Marmara" auf seinem Weg nach Gaza unter anderem aus der Luft enterten. Bei den Auseinandersetzungen an Bord starben neun Besatzungsmitglieder des Schiffes, ein zehnter Aktivist starb später an den Folgen. Das Vorgehen hatte international für heftige Kritik gesorgt und die türkisch-israelischen Beziehungen schwer belastet. Israel räumte später "operative Fehler" bei dem Einsatz ein.
Quelle: ksch, tjs, dpa
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