Macron unter Druck nach Rücktritt seines Premiers Lecornu

Rücktritt von Premier Lecornu:Macron unter Druck - drohen Frankreich Neuwahlen?

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Nach dem Rücktritt seines Premierministers Sébastien Lecornu nach nur vier Wochen im Amt steht Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schwer unter Druck. Wie geht es nun weiter?

03.10.2025, Saarland, Saarbrücken: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (M) spricht während eines Empfangs im Rahmen der zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit mit den Menschen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron besorgt über die Zukunft Frankreichs. (Archivbild)

Quelle: dpa

Frankreichs Premierminister Sébastien Lecornu ist nach nur vier Wochen im Amt zurückgetreten - ein herber Schlag für Präsident Emmanuel Macron. Der Staatschef steckt nun mitten in einer schweren Regierungskrise.

Noch bevor Lecornu seine neue Regierungsmannschaft zusammengestellt hatte, führte ein Streit um Macht und Posten zum Bruch des Bündnisses zwischen dem Regierungslager und den Konservativen. Wie es weitergeht, ist offen.

Warum ist Frankreichs Premier zurückgetreten?

Sébastien Lecornu gab an, dass die Bedingungen für eine stabile Regierung nicht mehr gegeben seien. "Man kann nicht Premierminister sein, wenn die Voraussetzungen nicht erfüllt sind", sagte er nach der Verkündung seines Rücktritts.

Französischer Premierminister Sebastien Lecornu bei einer Erklärung im Hôtel Matignon, Paris, Oktober 2025.

Frankreichs Premierminister Sébastian Lecornu ist nach nur vier Wochen im Amt zurückgetreten. Lecornu war bereits der fünfte Regierungschef seit Macrons Wiederwahl 2022.

06.10.2025 | 0:25 min

Er warf den politischen Parteien mangelnde Kompromissbereitschaft und eine Blockadehaltung vor. Sie würden sich verhalten, als ob sie eine absolute Mehrheit hätten, obwohl dies nicht der Fall sei.

Unmittelbarer Auslöser der Krise war ein Gerangel der Parteien um Posten bei der Regierungsbildung. Nach der Ernennung eines Teils seines neuen Teams am Vorabend sah sich der Premierminister großer Kritik ausgesetzt - vor allem von den Konservativen, die mit einem Rückzug aus der Regierung drohten.

Der französischen Verteidigungsminister Sebastien Lecornu bei seiner Ankunft im Elysee-Palast in Paris.

In Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron Sébastien Lecornu als neuen Premierminister ernannt. Zentrale Aufgabe wird es sein, einen Haushalt durch das Parlament zu bringen.

10.09.2025 | 0:21 min

Derzeit bilden sie ein Bündnis mit dem Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron, das im Parlament jedoch keine Mehrheit hat. Der Vorsitzende der Républicains, der in seinem Amt eigentlich bestätigte Innenminister Bruno Retailleau kritisierte die Zusammensetzung der Regierungsmannschaft.

Macron vor Neuwahlen?

Präsident Macron kann nun zum dritten Mal innerhalb von zwölf Monaten auf die Suche nach einem neuen Premierminister gehen. Angesichts der verfahrenen politischen Lage dürfte es aber sehr schwer sein, eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu finden, der nicht von der anderen Seite gleich wieder blockiert wird.

Immer wahrscheinlicher wird damit, dass Macron das Parlament auflöst und Neuwahlen ausruft. Ob dies aber zu klareren Mehrheiten in der gespaltenen Nationalversammlung führt, ist fraglich.

Stürzt nun auch Macron?

Der Präsident gerät in der Politikkrise immer mehr unter Druck. Ihm wird angelastet, die unklaren Machtverhältnisse im Parlament mit den von ihm im Sommer 2024 ausgerufenen vorgezogenen Parlamentswahlen noch verschärft zu haben, aus denen keiner der politischen Blöcke als Sieger hervorging.

In Frankreich müsse der neue Premierminister „Macron kompatibel“ sein und die Parlamentsmehrheit hinter sich wissen. Das sei nicht leicht, so Politikwissenschaftlerin Demesmay.

In Frankreich müsse der neue Premierminister „Macron kompatibel“ sein und die Parlamentsmehrheit auf seiner Seite wissen. Das sei nicht leicht, so Politikwissenschaftlerin Demesmay.

08.09.2025 | 4:54 min

Da Frankreich praktisch auf die Unregierbarkeit zusteuert, dürfte der Ruf der Opposition nach Macrons Rücktritt nun noch lauter werden. Offiziell läuft Macrons Amtszeit erst im Frühjahr 2027 aus und einen vorzeitigen Rückzug hatte er immer ausgeschlossen - bisher.

Was bedeutet die Pariser Krise für Deutschland und die EU?

Frankreichs Nachbarländern macht vor allem die französische Haushaltskrise Sorgen. Längst befürchten die Partner in der Europäischen Union, dass Frankreichs Verschuldung außer Kontrolle geraten könnte und das Land damit die ohnehin schwache wirtschaftliche Entwicklung Europas bremsen könnte.

 Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, l) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reichen sich beim deutsch-französischen Regierungstreffen zur Wirtschafts- und Sicherheitspolitik nach der Pressekonferenz die Hände.

Bundeskanzler Merz (CDU, l.) und Frankreichs Präsident Macron reichen sich beim deutsch-französischen Regierungstreffen zur Wirtschafts- und Sicherheitspolitik die Hände.

Quelle: dpa

Bereits beim Regierungssturz vor vier Wochen kam die Befürchtung auf, dass sich die finanzielle Situation angesichts der politischen Lage weiter zuspitzen könnte.

Die Ratingagentur Fitch stufte im September die Kreditwürdigkeit des Landes herab. Man blicke mit Sorge darauf, sagte Bundesfinanzminister Lars Klingbeil bei einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen in Bezug auf die Haushaltskrise. Gleichzeitig schränkte er ein: "Aber es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass die politischen Herausforderungen in Frankreich gerade den Euroraum gefährden."

Die Flaggen von Frankreich, Deutschland und der Europäischen Union wehen an einem klaren Tag im Wind

Macron betont in Saarbrücken die deutsch-französische Einheit. Das Saarland zeigt sich, wie die Zusammenarbeit bei der Gesundheitsversorgung Patienten ganz konkret hilft.

03.10.2025 | 1:23 min

Die Europäische Kommission hatte bereits im vergangenen Jahr ein Strafverfahren wegen zu hoher Neuverschuldung eingeleitet. Dabei droht ein Vertrauensverlust in die Eurozone. Eine neue Eurokrise wie im vergangenen Jahrzehnt gilt unter Ökonomen im Moment aber nicht als wahrscheinlich.

Krise bremst Frankreichs Weg zu einem Sparhaushalt

Frankreich hat mit rund 3,3 Billionen Euro die höchsten Schulden in der Europäischen Union und reißt seit längerem die EU-Regeln zur Begrenzung der Neuverschuldung. Die Verabschiedung des dringend nötigen Sparhaushaltes dürfte sich angesichts der Krise nun in die Länge ziehen, ebenso wie erforderliche Reformen sowie konkrete Sparanstrengungen.

Französische Flagge weht vor dem Elysee-Palast

Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit Frankreichs herabgestuft. Das schlechtere Bonitätszeugnis dürfte die Krise im Land weiter verschärfen.

13.09.2025 | 1:23 min

Wie reagiert die Wirtschaft?

Der überraschende Rücktritt des Premiers belastet auch den Aktienmarkt des Landes. Der Leitindex Cac 40 fiel um rund eineinhalb Prozent. Auch der Kurs des Euro geriet zum US-Dollar unter Druck.

Unternehmen und Investoren, die in den vergangenen Monaten bereits zögerlich die politischen Entwicklungen abwarteten, dürften nun noch zurückhaltender mit ihren Entscheidungen sein.

Quelle: dpa

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  2.  Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (M.l) begrüßt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei seiner Ankunft vor der saarländischen Staatskanzlei während der zentralen Feierlichkeiten dem Tag der Deutschen Einheit, Brigitte Macron, Anke Rehlinger (SPD), saarländische Ministerpräsidentin und Bundesratspräsidentin, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und ihr Partner, der Fernsehmoderator Jörg Pilawa, sowie Charlotte Merz, Frau des Bundeskanzlers, sehen zu.

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