FIFA ehrt Trump: Kein Friedensnobelpreis, aber ein Friedenspreis

Analyse

FIFA ehrt US-Präsident Donald Trump:Kein Friedensnobelpreis, aber doch ein Friedenspreis

Katharina Schuster

von Katharina Schuster, Washington D.C.

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Den ersten FIFA-Friedenspreis verleiht Gianni Infantino an Donald Trump. Warum die FIFA den US-Präsidenten auszeichnet und was das über den Weltfußball verrät.

Schweiz, Zürich: Fußball: WM-Qualifikation Europa, Auslosung - Play-off-Runde.

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05.12.2025

Es ist nicht der Nobelpreis, sondern eine FIFA-Auszeichnung: Jahrelang sprach US-Präsident Donald Trump davon, dass er ein unterschätzter Friedensstifter sei, wartete, dass Oslo ihm die Tür für den Friedensnobelpreis öffnet. Der blieb ihm bis heute verwehrt.

Doch nun hat er einen anderen Preis bekommen, der weltweit für Gesprächsstoff sorgen wird: den Friedenspreis der FIFA.

Der Chef des Weltfußballverbands persönlich überreichte Trump die goldene Trophäe - im "Kennedy Center" in Washington D.C., unweit von Trumps Amtssitz, dem Weißen Haus. "Das ist ihr Preis", sagte Infantino. "Dieser Preis wird jährlich vergeben, um einen Menschen auszuzeichnen, der ein klares Engagement für Frieden auf der Welt fördert."

Trump hängte sich selbst die goldene Medaille um den Hals, die er neben der Trophäe erhielt.

Das ist eine der größten Ehrungen meines Lebens.

Donald Trump, US-Präsident

Schaltgespräch nach Washington D.C.

Die Gruppenauslosung für die Fußball-WM 2026 findet heute in Washington D.C. statt. Auch Donald Trump wird erwartet, wenn gelost wird, auf wen die Nationalmannschaft in der Vorrunde trifft.

05.12.2025 | 1:44 min

Was ist der FIFA-Friedenspreis wert?

Trump rühmt sich damit, innerhalb weniger Monate sieben Kriege beendet zu haben. Das ist jedoch übertrieben: In manchen der Konflikte, die er selbst oder das Weiße Haus benannte, wurde zwar eine Deeskalation erreicht, aber kein Frieden. In anderen Fällen gab es zuvor keinen Krieg, der hätte beendet werden können.

Politikwissenschaftlerin Claudia Hofman von der "American University" in Washington D.C. erklärt ZDFheute, der erstmals vergebene FIFA-Friedenspreis sei bislang nur begrenzt belastbar, da er ohne Tradition gestartet sei und von einem Verband komme, der aufgrund von Korruption, Intransparenz und Menschenrechtsfragen in der Kritik stehe.

US-Präsident Donald Trump und FIFA-Präsident Gianni Infantino sprechen miteinander.

Zur WM-Gruppen-Auslosung hat der Welt-Fußballbund Fifa zum ersten Mal einen Friedenspreis verliehen: Er ging an US-Präsident Donald Trump.

05.12.2025 | 0:27 min

Sie betont, dass die FIFA lediglich das allgemeine Kriterium "herausragende Leistungen für Frieden" genannt habe, ohne Verfahren oder Jury offenzulegen. Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" habe Auskunft verlangt und bislang "keine substanzielle Antwort erhalten". Internationale Beobachter werteten den Preis deshalb schon im Vorfeld vor allem als strategisches Instrument der FIFA.

Hofmann führt aus:

Der Preis wirkt wie ein Versuch, ein Friedens-Narrativ zu erzeugen, ohne die Governance, die ihn glaubwürdig machen würde.

Claudia Hofmann, Politikwissenschaftlerin in D.C.

Sportverbände wie FIFA oder das Internationale Olympische Komitee (IOC) nutzten moralische Begriffe wie Frieden oder Einheit für politisch umstrittene Partnerschaften. WM-Vergaben an Russland, Katar oder Saudi-Arabien seien prominente Beispiele.

Schaltgespräch Wiesel-Lancé, Sauer

Jeder wie auch immer geartete Frieden würde die Möglichkeit eröffnen, dass Russland und die USA wieder miteinander Geschäfte machen, so USA-Korrespondent David Sauer.

03.12.2025 | 1:26 min

Warum erhält Donald Trump den Friedenspreis?

Die Entscheidung für Trump ist wenig überraschend. Das persönliche Verhältnis zwischen FIFA-Chef Gianni Infantino und Trump ist gut dokumentiert. Gemeinsame Termine im Weißen Haus, öffentliche Lobeshymnen.

Screenshot Aufsager Katharina Schuster

Trump hat den FIFA-Friedenspreis erhalten. Das kommt nicht überraschend, sagt ZDF-Reporterin Katharina Schuster.

05.12.2025 | 0:34 min

Als Trump den FIFA-Präsidenten bei einer Kundgebung vor seiner Vereidigung in D.C. im Januar 2025 öffentlich erwähnte, bezeichnete Infantino das später als "unglaubliche Ehre" und sprach von einer engen Freundschaft. Der Männerfreundschaft tut noch nicht einmal Abbruch, dass der US-Präsident Infantinos Vornamen Gianni hartnäckig "Johnny" ausspricht.

Instagram-Post von Gianni Infantino

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Infantino schrieb im Oktober 2025 auf Instagram, Trump verdiene den Friedensnobelpreis für seine "entscheidenden Aktionen". Als der neue FIFA-Friedenspreis vorgestellt wurde, erklärte er, Fußball stehe für Frieden und Einheit, der Preis solle jene ehren, die weltweit Menschen verbinden.

Instagram-Post von Gianni Infantino

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Für Politikwissenschaftlerin Claudia Hofmann ist das Ziel der Vergabe an Trump klar: "Das Signal richtet sich nicht primär an die Welt, sondern an Washington."

Der US-Politikwissenschaftler Jules Boykoff, der sich auf die Politik großer Sportveranstaltungen spezialisiert hat, wird noch grundsätzlicher:

Der FIFA-Friedenspreis ist eine reine Erfindung, ein unverhohlenes Mittel der Schmeichelei, das Gianni Infantino geschaffen hat, um sich bei US-Präsident Donald Trump einzuschmeicheln."

Jules Boykoff, US-Politikwissenschaftler

Präsident Trump habe sich mehr als jeder andere US-Präsident zuvor für den Sport engagiert. Er habe sich so positioniert, dass er die Weltmeisterschaft für seine eigenen politischen Zwecke voll ausnutzen kann. "Trump ist jemand, der ständig auf der Suche nach einem Funken politischen Vorteils ist, und der FIFA-Friedenspreis bietet ihm die Möglichkeit, auf der Weltbühne wichtig zu wirken", bilanziert Boykoff.

Die USA sind 2026 neben Mexiko und Kanada der zentrale Gastgeberstaat der größten Fußball-WM der Geschichte mit 48 teilnehmenden Mannschaften. Die FIFA pflege unter Infantino eine zunehmend präsidentennahe Kommunikation, erklärt Hofmann weiter. Mit der Auszeichnung könne sich Trump als internationale Vermittlungsfigur inszenieren und die WM 2026 zur Bühne einer amerikanischen Führungsrolle machen.

Trump und Gianni Infantino

Fans mit Tickets für die Fußball-WM 2026 sollen bei Terminen für US-Visa bevorzugt behandelt werden. Die USA sind im kommenden Sommer gemeinsam mit Mexiko und Kanada Gastgeber.

18.11.2025 | 0:21 min

Hat Trump jetzt bessere Chancen auf den Nobelpreis?

Hat der Preis Auswirkungen auf den Nobelpreis? "Institutionell nein", sagt Politikwissenschaftlerin Hofmann. Das norwegische Nobelkomitee sei unabhängig und reagiere sensibel auf politischen Druck. Ein FIFA-Preis erhöhe Trumps Chancen nicht, "er erhöht nur die Aufmerksamkeit".

Was bleibt von der Verleihung in Washington?

Trump hat nun einen Friedenspreis, nicht jenen aus Oslo, aber einen, der wohl nicht weniger Diskussionen auslösen wird. Doch während er die Bühne für sich nutzt, zeigt die Verleihung etwas anderes, vielleicht Entscheidenderes: Dass es hier weniger um Frieden geht als um Aufmerksamkeit und politische Signale. Am Ende erzählt der erste "FIFA Friedenspreis" weniger über seinen Preisträger als über die Institution, die ihn vergibt.

Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.

Über dieses Thema berichtet das ZDF in einer Livesendung "WM 2026 - Gruppenauslosung" am 05.12.2025 ab 18:00 Uhr.

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