Gipfel mit Trump:Armenien und Aserbaidschan schließen Friedensdeal
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Seit Jahrzehnten sind Armenien und Aserbaidschan verfeindet. Nun verpflichten sie sich bei einem Gipfel mit US-Präsident Trump zu Frieden - und versprechen den USA Handelsvorteile.
Aserbaidschan und Armenien haben am Freitag unter Vermittlung der USA ein Friedensabkommen unterzeichnet, das die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern nach Jahrzehnten des Konflikts stärken soll.
Bei einer Zeremonie im Weißen Haus sagte US-Präsident Donald Trump an der Seite des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew und des armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan, die beiden verfeindeten Staaten hätten sich verpflichtet, diplomatische Beziehungen aufzunehmen und die territoriale Integrität des jeweils anderen zu respektieren.
Wir haben es endlich geschafft, Frieden zu schließen. Die Länder Armenien und Aserbaidschan verpflichten sich, alle Kämpfe für immer einzustellen.
Donald Trump, US-Präsident
Alijew und Paschinjan würdigten Trumps Rolle und kündigten an, ihn für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.
USA sichern sich Handelsrechte
Das Abkommen sichert den USA exklusive Rechte für einen strategischen Transitkorridor, die "Trump Route for International Peace and Prosperity" (TRIPP), durch den Südkaukasus. Der Korridor soll nach US-Angaben den Export von Energie und anderen Rohstoffen erleichtern. Die USA hätten zudem mit beiden Ländern separate Vereinbarungen zur Ausweitung der Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Handel und Technologie unterzeichnet, sagte Trump.
Die Idee der "Trump Route for International Peace and Prosperity" ist nicht neu - seit Jahren setzt sich Aserbaidschan für die Realisierung des Sangesur-Korridors ein. Der Landstreifen im südlichen Kaukasus führt durch armenisches Staatsgebiet. Das Konzept war immer wieder Gegenstand geopolitischer Spannungen.
Ein solcher Korridor würde Irans direkte Landverbindung zu Armenien im Norden unterbrechen - ein strategischer Aspekt, der in Teheran mit Sorge betrachtet wird. Auch Armenien war der Sangesur-Korridor ein Dorn im Auge - aus Angst, keine Kontrolle über die Route zu haben.
Bei dem neuen Vorschlag wollen die USA Sorge dafür tragen, dass der Handel auf der Straße konfliktfrei abgewickelt werden kann.
Niederlage Russlands im Südkaukasus
Für Russland, das Jahrzehnte als Schutzmacht Armeniens im Südkaukasus galt und nun seit Jahren durch seinen Krieg in der Ukraine gebunden ist, gilt Trumps Verhandlungserfolg als eine strategische Niederlage.
"Das ist ein schwerer Schlag gegen die russischen Interessen", kommentierte der kremlnahe Politologe Sergej Markow. Dies gelte auch für den Iran.
Das ist ein großer Sieg der USA und persönlich von Trump.
Sergej Markow, kremlnaher Politologe
Für Frankreich und die EU sei es dagegen eine Niederlage, weil sie nach Darstellung Markows selbst gern solch eine Lösung getragen hätte.
Konfliktregion Berg-Karabach
Das christlich geprägte Armenien und das überwiegend muslimische Aserbaidschan sind seit langem verfeindet. Streitpunkt war die von Armeniern bewohnte Enklave Bergkarabach in Aserbaidschan.
Quelle: ZDF
2023 brachte Aserbaidschan in einer großangelegten Militäroffensive die mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnte Region unter seine Kontrolle. Armenien steckt seither in einer schweren politischen Krise. Mehr als 100.000 ethnische Armenier mussten aus der Konfliktregion ins Mutterland fliehen.
Quelle: Reuters, dpa, AFP
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