Oktoberfest: Influencerin streamt Übergriff live

Oktoberfest:Influencerin streamt Übergriff auf der Wiesn live

von Laura Meyer
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Die Influencerin Kunshikitty streamt ihren Wiesn-Besuch live, als sie von einem Mann belästigt wird. Wer so etwas erlebt, kann sich an das Team des "Safe Space" wenden.

Ein Mann in Lederhosen blickt über die Besucher eines Zeltes auf dem Oktoberfest in München am 23.09.2025.

Das Oktoberfest steht für ausgelassenes Feiern - doch immer wieder werden auch sexuelle Übergriffe gemeldet. (Symbolbild)

Quelle: AFP

Brezn, Bier, ausgelassen feiern im Festzelt: Das macht das Oktoberfest aus. Realität ist aber auch, dass es immer wieder zu sexuellen Übergriffen kommt. Bereits am ersten Wiesntag 2025 wurden laut der Polizei München fünf sexuelle Belästigungen angezeigt.

Besonders große Aufmerksamkeit hat in diesem Jahr der Vorfall um die Influencerin Kunshikitty erhalten. Am Montagabend wird sie während eines Livestreams auf dem Münchner Oktoberfest belästigt. Auf dem im Anschluss im Netz kursierenden Video ist zu sehen, wie ein Mann die junge Frau anfasst und auch verbal übergriffig wird. Er lässt erst nach mehrmaligen Aufforderungen von ihr ab. Der Fall ging viral, gegenüber dem Sender RTL sagte die Influencerin, dass auf "jeden Fall" eine Grenze überschritten worden sei.

Man fasst halt nicht einfach fremde Leute an, und man sagt denen halt auch nicht sowas ins Gesicht.

Kunshikitty, Streamerin

Entwicklung der Anzahl der Hilfesuchenden am Safe Space der Wiesn von 2003 bis 2024

ZDFheute Infografik

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Wiesn: Team von "Safe Space" bietet Hilfe an

Wer aus der Wiesn eine solche Situation erlebt, kann sich an das Team von "Safe Space" - eine Anlaufstelle für Frauen und Mädchen - wenden. Seit 2003 beraten sie dort Menschen in Notlagen, darunter auch bei sexualisierter Gewalt.

Mitarbeiterin und Sozialpädagogin Kristina Gottlöber empfiehlt, jeden Übergriff und auch jede Bedrohungssituation bei der Polizei anzuzeigen oder zu "Safe Space" zur Beratung zu kommen. Beim Oktoberfest steht das Team den Betroffenen oftmals bei der Anzeige bei. "Die Polizei holt uns häufig dazu", so Gottlöber.

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Dass das Angebot auf dem Oktoberfest vermehrt wahrgenommen wird, hängt für Gottlöber zum einen mit der Präsenz der Anlaufstelle zusammen und zum anderen mit dem steigenden Bewusstsein unter Mädchen und Frauen, "dass sie sich das nicht gefallen lassen müssen und sich Hilfe suchen dürfen". Das hat laut Gottlöber auch mit der "MeToo"-Bewegung zu tun.

Mehr Informationen zum Angebot "Sichere Wiesn" finden Sie hier. Das Hilfsangebot ist während des Oktoberfests täglich von 18 bis 1 Uhr früh geöffnet, sowie freitags, samstags und sonntags sowie am 2. und 3. Oktober zusätzlich ab 15:30 Uhr.


Expertin rät: In Notsituationen "laut werden"

Wenn man selbst Opfer eines Übergriffes wird, rät Gottlöber dazu, "laut zu werden und sich Hilfe zu holen". Auf Festen wie dem Oktoberfest seien meist auch Menschen in der Nähe. Sie empfiehlt, Außenstehende direkt anzusprechen und um Hilfe zu bitten.

Außerdem rät sie zu Sicherheitsmaßnahmen, etwa einen konkreten Treffpunkt mit Freunden auszumachen, falls man sich verliert, oder einen Zettel mit wichtigen Telefonnummern und Adressen bei sich zu führen.

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Gleichzeitig macht Gottlöber klar, dass Frauen eigentlich nicht in der Situation sein sollten, sich selbst schützen zu müssen.

Was wir eigentlich irgendwann erreichen wollen, ist eine Null-Toleranz-Politik von sexualisierter Gewalt auf dem Oktoberfest.

Katrin Gottlöber, "Sichere Wiesn"

Da dies aber nicht der Realität entspreche, versuchten sie und das Team, den Frauen Tipps zu geben, die sie bestärken.

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Anzeige im Fall Kunshikitty

Der Fall von Streamerin Kunshikitty wurde angezeigt, teilte die Polizei München auf ZDFheute-Anfrage mit. Betroffenen rät sie im Allgemeinen zu einem "schnellen Notruf bei der 110" und sich möglichst frühzeitig aus der Gefahrensituation zu befreien. "Wenn Sie sich zur Wehr setzen, dann mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Kräften und Mitteln", so die Polizei.

Streamerin Kunshikitty rät Betroffenen dazu, die nächste Security im Auge zu behalten. Für Gottlöber ist klar: "Tipps müssen eigentlich rausgehen an die Männer und auch natürlich an die Gesamtgesellschaft, die das einfach nicht mehr tun und nicht mehr tolerieren darf."

Das Hilfe-Telefon ist unter 0800 22 55 530 montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr und dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr erreichbar. Es berät anonym, kostenfrei, mehrsprachig und in Gebärdensprache. Es kann auch eine Nachricht geschrieben werden.


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