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Filmfestspiele :Cannes, der Sexismus und MeToo
von Lukas Nickel, Cannes
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Wie jedes Jahr wartet das Filmfestival in Cannes mit vielen Stars und internationalen Produktionen auf. Gleichzeitig läuft eine Debatte über Sexismus in Frankreichs Kulturbetrieb.
Gerade laufen noch die letzten Arbeiten. Der rote Teppich wird gesaugt, die Kühlschränke werden mit Getränken aufgefüllt. Hier in Cannes an der Côte d’Azur werden in den nächsten zwei Wochen die Stars über den roten Teppich laufen und ihre Filme präsentieren. Heute Abend wird das 78. Festival feierlich eröffnet.
Tom Cruise mit seiner letzten "Mission Impossible"
Der Eröffnungsfilm am Dienstag heißt "Partir un jour", eine dramatische Komödie von der französischen Filmemacherin Amélie Bonnin. Darin will die aufstrebende Köchin Cécile gerade ihr eigenes Restaurant in Paris eröffnen und sich damit einen langgehegten Traum erfüllen. Doch als ihr Vater einen Herzinfarkt erleidet, muss sie in ihre Heimat zurückfahren - und trifft dort auf ihre Jugendliebe.
Auch Tom Cruise wird mit "Mission: Impossible - The Final Reckoning" in seinem letzten Film als Geheimagent Ethan Hunt erwartet. Beide Filme werden allerdings nicht um den Hauptpreis konkurrieren, die begehrte Goldene Palme.
Tom Hanks und Scarlett Johansson buhlen um die Palme
Wes Anderson geht dafür mit seinem starbesetzten Film "The Phoenician Scheme" ins Rennen. Bei der Tragikomödie um die Geschichte eines Familienunternehmens spielen unter anderem Tom Hanks, Scarlett Johansson und Benedict Cumberbatch mit.
Ari Asters Covid-Thriller "Eddington" gilt als einer der am meisten erwarteten Filme des Festivals. Das dürfte auch an der namenhaften Besetzung liegen: Joaquin Phoenix, Emma Stone und Pedro Pascal sind Teil des Castings.
Robert de Niro wird für sein Lebenswerk geehrt
Eine ganz besondere Palme steht schon fest dieses Jahr. Bei der Eröffnungszeremonie bekommt Robert de Niro die goldene Ehrenpalme für sein Lebenswerk verliehen.
Der 81-jährige US- Schauspieler, Regisseur und Produzent war hier vor vierzehn Jahren selbst Jurypräsident. Nach Cannes zu reisen, das sei für ihn wie ein Nachhausekommen, sagte De Niro in einem Interview.
Auch ein deutscher Film im Wettbewerb
Eine Deutsche hat es dieses Jahr in den Wettbewerb geschafft: Newcomerin Mascha Schilinski. Das Drama "In die Sonne schauen" zeichnet ein Mehrgenerationenporträt.
Es erstreckt sich über einen Zeitraum von hundert Jahren. Es geht um vier Frauen, die in unterschiedlichen Jahrzehnten auf einem abgelegenen Hof im Norden von Sachsen-Anhalt aufwachsen. Dabei stoßen sie auf unausgesprochene Ängste, verdrängte Traumata und verschüttete Geheimnisse.
Kristen Stewart feiert ihr Regiedebüt
Generell gibt es mehrere Filme von Regisseurinnen, die dieses Jahr Aufsehen erregen sollten. Scarlett Johansson, bekannt unter anderem aus Superheldenblockbustern, gibt mit "Eleanor The Great" ihr Regiedebüt.
Auch Kristen Stewart darf mit ihrem Regiedebut "The Chronology of Water" gleich beim Festival mit dabei sein. Beide Filme konkurrieren allerdings nicht um die goldene Palme.
Die MeToo-Bewegung hat Regisseurinnen Chancen eröffnet
Dass immer mehr Frauen auch beim Festival in Cannes zum Zuge kämen, sei kein Zufall, sagt der kanadische Journalist Scott Roxborough von "The Hollywood Reporter".
Das liege am "politischen Druck, der nach der MeToo-Bewegung aufkam wegen des Mangels an Regisseurinnen, die auf Festivals wie diesem vertreten sind".
Aber ich denke, ein Grund ist auch, dass es mehr Regisseurinnen gibt, die unglaubliche Filme machen.
Scott Roxborough, "The Hollywood Reporter"
Prozess um Schauspieler Depardieu trübt Vorfreude
Gleichzeitig läuft eine Debatte über Sexismus in Frankreichs Kulturbetrieb. Am Dienstag wurde Schauspieler Gérard Depardieu in einem Verfahren um sexuelle Übergriffe bei Dreharbeiten schuldig gesprochen und zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Hinzu kommt, dass im April eine parlamentarische Untersuchungskommission ihren Bericht zu Gewalt unter anderem im Bereich Kino vorgestellt hat. Moralische, sexistische und sexuelle Gewalt im Kulturbereich sei systematisch, sagte etwa Kommissions-Präsidentin Sandrine Rousseau von den französischen Grünen Europe Ecologie Les Verts.
Festivalpräsidentin Iris Knobloch sagte in einer Pressekonferenz vor dem Festival lediglich: Die Ergebnisse der Untersuchungskommission nehme man sehr ernst.
Ich bin sehr froh, dass sich eine Veränderung weiterhin mit Kraft und Mut durchsetzt. Frauen werden endlich gehört.
Iris Knobloch, Festivalpräsidentin
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