Nach Papst-Tod: Wer regiert derzeit die katholische Kirche?

Nach Tod des Papstes:Wer regiert derzeit die katholische Kirche?

Jürgen Erbacher
von Jürgen Erbacher
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Die Zeit ohne Papst ist klar geregelt. Die Macht hat das Kardinalskollegium, doch das darf nur Alltagsgeschäfte erledigen. Eine zentrale Figur ist der deutsche Kardinal Marx.

Kardinäle beten in der Basilica die Santa Maria Maggiore in Rom, Vatikan
Kardinäle beten in der Basilica die Santa Maria Maggiore in Rom vor dem Grab des verstorbenen Papstes Franziskus. Jetzt beginnt die Suche nach seinem Nachfolger.
Quelle: action press

Ist der Papst tot, geht die Leitung der katholischen Kirche an das Kardinalskollegium über. Welche Regeln dann zu beachten sind, ist in dem päpstlichen Schreiben "Universi dominici gregis - über die Vakanz des Apostolischen Stuhls und die Wahl des Papstes von Rom" von Papst Johannes Paul II. im Jahre 1996 festgelegt worden. Seine Nachfolger Benedikt XVI. und Franziskus haben diese nur geringfügig verändert.

Kardinalskollegium übernimmt Amtsgeschäfte

Die Macht haben die Kardinäle als Kollegium. Sie dürfen aber nur über die "ordentlichen Angelegenheiten" bestimmen. Neue Gesetze erlassen, Bischöfe ernennen oder des Amtes entheben dürfen sie nicht.
Auch die Veränderung der katholischen Lehre ist ihnen untersagt. Das sind alles Aufgaben, die nur dem Papst vorbehalten sind. Würden die Kardinäle dennoch hier etwas beschließen, wäre das nicht gültig.
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Mit dem Tod des Papstes verlieren alle Chefs der Behörden des Heiligen Stuhls ihr Amt, also alle Minister treten automatisch zurück. In der Römischen Kurie, der Zentralverwaltung der katholischen Kirche, übernehmen die sogenannten Sekretäre, im politischen Bereich mit Staatssekretären vergleichbar, die Leitung der Behörden.
Doch auch hier können nur "allgemeine Angelegenheiten" erledigt werden. Wichtige Entscheidungen müssen warten, bis der neue Papst wieder einen Leiter der Behörde eingesetzt hat.

Wer nach dem Tod des Papstes im Amt bleibt

Meist bestätigt das neue Kirchenoberhaupt die alten Leiter nach seiner Wahl und beginnt dann erst mit etwas Abstand, sein Kabinett umzubilden.
Einige wenige Personen bleiben auch nach dem Tod des Papstes im Amt. Das sind:

  • der Substitut, der eine Mischung aus Innenminister und Staatskanzleichef ist,
  • der Außenminister,
  • der Päpstliche Zeremonienmeister, der beim Konklave das berühmte "extra omnes - alle raus" spricht, wenn vor Beginn der Wahl alle Nicht-Kardinäle die Sixtinische Kapelle verlassen müssen, sowie
  • der Päpstliche Caritasminister und
  • der Kardinalvikar des Bistums Rom, der im Auftrag des Papstes das Bistum Rom leitet.
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3D-Grafikvideo zum Konklave in Rom21.04.2025 | 1:28 min
Das wichtigste Amt hat der Camerlengo, der Kardinalkämmerer, der den Tod des Papstes feststellt, die Papstwohnung versiegelt, für die rechtmäßige Vorbereitung des Konklave sorgt und mit einer Kommission von drei weiteren Kardinälen die Alltagsgeschäfte des Heiligen Stuhls führt.
Denn die Macht liegt zwar beim Kardinalskollegium, doch das entscheidet wiederum nur die wichtigeren Fragen wie die Termine für Papstbeerdigung und Konklavestart, nicht aber Alltagsfragen, welche die Organisation des Konklaves betreffen.
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Kardinal Marx - der Herr über die Zahlen

Zwei der drei Kardinäle in dieser Sonderkommission werden alle drei Tage neu gewählt. Einer ist fix: der Chef des Wirtschaftsrats des Heiligen Stuhls. Das ist seit vielen Jahren der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Er ist der Herr über die Zahlen.
Gerade angesichts der angespannten Haushaltslage des Heiligen Stuhls kommt ihm eine zentrale Aufgabe zu. Denn der neue Papst wird sich auch mit der prekären Haushaltslage befassen und Wege aus der Krise finden müssen.
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Im Vorkonklave - also den Kardinalstreffen in der Zeit zwischen Papst-Tod und dem eigentlichen Konklavebeginn am 7. Mai - ist daher auch eine Art Kassensturz vorgesehen. Dadurch, dass Marx dauerhaftes Mitglied in der Sonderkommission ist, sitzt er an einer zentralen Schaltstelle in der Zeit des Interregnums. Der deutsche Kirchenmann, der lange Jahre eng mit Papst Franziskus zusammenarbeitete, gehört damit zu den einflussreichsten Kardinälen aktuell.
Die inhaltlichen Debatten im Vorkonklave organisiert der Kardinaldekan. Der 91-Jährige Giovanni Battista Re ist ein erfahrener Diplomat und Kirchenpolitiker. Ihm obliegt es, die Diskussionen bei den offiziellen Kardinalstreffen so zu steuern, dass die Kardinäle sich besser kennenlernen können und klar wird, welches Profil der neue Papst haben muss angesichts der aktuellen Herausforderungen für Kirche und Welt.
Jürgen Erbacher ist Leiter der ZDF-Redaktion Religion und Leben.

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