Elefant Tuffi: Der Sturz aus der Schwebebahn in Wuppertal

Drama vor 75 Jahren in Wuppertal:Warum Elefant Tuffi aus der Schwebebahn fiel

von Martin Schiffler
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Am 21.07.1950 sollte die Elefantendame Tuffi als Werbegag bei der Wuppertaler Schwebebahn mitfahren. Doch das ging schief. Warum Tuffi nach dem Sturz in die Wupper berühmt wurde.

Denkmal für Elefant Tuffi in einer Fußgängerzone in Wuppertal
Eine Werbeaktion für einen Zirkus endete am 21. Juli 1950 in einem Fiasko. Tuffi geriet bei der Fahrt mit der Schwebebahn in Panik, sprang in die Wupper und landete auf einer Sandbank. 21.07.2025 | 10:50 min
Der Wanderzirkus Althoff war im Juli 1950 in Wuppertal auf einer Werbetour. Mit dabei war Tuffi, eine Elefantendame aus Indien. Das Tier hatte bereits Erfahrung als Werbefigur, obwohl es erst vier Jahre alt und noch klein war. Tuffi war schon Straßenbahn gefahren und hatte eine Hafenrundfahrt mit dem Schiff gemacht.

Tuffi wird zur Attraktion

Der erste Elefant, der sich sogar in die Schwebebahn traut. Tuffi sollte eine Attraktion werden, für den Zirkus und für Wuppertal. Was dabei nicht bedacht wurde: Damals war so ein Schwebebahnwaggon keine zwölf Meter lang und auch nur gut zwei Meter breit.
Der Zirkusdirektor Franz Althoff sprach später in einem Interview über den Vorfall. "Kaum sind wir angefahren, ging es schon los. Da wurde Tuffi unruhig und sie wehrte sich gegen mich", so Althoff.

Und dann ging sie sogar auf die Hinterbeine und trat mit den Vorderbeinen nach mir.

Franz Althoff, Zirkusdirektor (in einem Interview im Jahre 1964)

Das Unglück nahm seinen Lauf

Klar war, so etwas hatte noch niemand erlebt. Und wie sollte man einen wild gewordenen Elefanten beruhigen, wenn keiner auch nur einen Schritt zurückweichen konnte? Der Waggon war proppenvoll. Erstmal ins Schaukeln geraten, beruhigten sich weder Elefant noch Waggon.
Die Lage war außer Kontrolle. Tuffi war eingeklemmt und in Panik. "Das konnte eigentlich nicht gutgehen", erklärt Martin Bang von der Wuppertal Marketing GmbH.

Irgendwer kriegt dann Platzangst. Und das war dann die Elefantin.

Martin Bang, Geschäftsführer Wuppertal Marketing GmbH

Tuffi verlor die Nerven und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Seitenwand des Waggons. Das Fenster zersprang, die gut 700 Kilogramm schwere Elefantendame brach durch die Wand und sprang raus. Sie fiel zwölf Meter tief in die Wupper, die damals an dieser Stelle gerade mal einen halben Meter tief war.

Mein Vater wollte aus dem Fenster hinterherspringen, um den Elefanten zu bergen. Ich musste mich an ihn klammern, damit er nicht runterspringt.

Harry Althoff, Sohn des Zirkusdirektors, als Augenzeuge 12 Jahre alt

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Tuffi überlebte den Sturz aus zwölf Metern

Tuffi hatte Glück im Unglück. An der Absturzstelle waren offenbar keine Steine oder Felsbrocken, wie sonst überall in der Wupper. Die "Landung" war weich, mitten im Schlamm. "Sie hatte nichts anderes als eine Schramme am Hintern", erzählt Martin Bang.

Dass Tuffi überlebt hat, ist das Wichtigste, sonst wäre die Geschichte nicht so süß.

Martin Bang, Wuppertal Marketing GmbH

Kein Foto von Tuffi

Eine amerikanische Zeitschrift wollte unbedingt das beste Foto von Tuffis Sprung zeigen. Zur Belohnung wurden 10.000 D-Mark versprochen - und das 1950. Heute entspräche das ca. 100.000 Euro.
Die Fotografen aber waren alle in der Bahn und standen nicht am Ufer. Es gibt also kein Foto von Tuffis Sprung. Das weltberühmte Bild davon ist eine Fotomontage.
Postkarte mit Fotomontage: Elefant Tuffi beim Sprung aus Schwebebahn in Wuppertal 1950
Die bekannte Postkarte vom Vorfall ist nur eine Fotomontage. Vom Sprung selbst gibt es kein Foto.
Quelle: akg-images

Ein juristisches Nachspiel gab es übrigens auch noch: Immerhin war hier etwas passiert, ein Unfall? Zumindest gab es eine Sachbeschädigung. Die Schuldfrage war schnell beantwortet: Der Fahrtleiter der Wuppertaler Schwebebahngesellschaft und der Zirkusdirektor mussten 450 D-Mark Strafe zahlen.

Vor Gericht hat man dann offiziell festgestellt, dass Schwebebahnen in der Regel für den Transport von Tieren, besonders für Elefanten, nicht geeignet sind.

Martin Bang, Wuppertal Marketing GmbH

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Tuffi wurde zum Marketingerfolg

Tuffi war für Wuppertal wahrhaftig ein Geschenk. Nicht nur mit einem Elefanten als Werbefigur, Kuscheltier, Buchgeschichte - auch mit diesem Namen ließ sich Geld machen.
Die ehemaligen Milchwerke Köln-Wuppertal hatten sofort Geschmack daran gefunden und benannten Kefir und Joghurt nach der Elefantendame. Einem Busunternehmen gefiel besonders die sichere Landung. Schon der Name "Tuffi" garantiere ja quasi die heile Rückkehr von einer Reise. Also tauften sie ihre Firma "Tuffi-Reisen".

Werbeaktion wäre heute undenkbar

Heutzutage wäre schon die Werbetour mit einem Elefanten undenkbar. Längst gehen Tierwohl und Tierschutz vor. Damals waren das andere Zeiten.
Die indische Elefantendame Tuffi musste übrigens nach ihrem spektakulären Sprung aus der Schwebebahn in die Wupper noch 39 Jahre in der Manege auftreten. Sie blieb eine Zirkus-Attraktion bis zu ihrem Tod im Jahr 1989.

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