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Bilanz des Filmfests:Frauen prägten die Filmfestspiele in Cannes
von Nicolette Feiler-Thull
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Heute werden die begehrten Palmen verliehen, die Preise des Wettbewerbs in Cannes. Auch die deutsche Regisseurin Mascha Schilinski hat Chancen. Eine Bilanz zum Ende des Filmfests.
In diesem Jahr übernahmen Frauen das Regiment an der Croisette. Eine erstmals mehrheitlich weiblich besetzte Jury um die französische Schauspielerin Juliette Binoche hat nun zu entscheiden, wer die Wettbewerbs-Preise gewinnt und eine Palme mit nach Hause nehmen darf und wer leer ausgeht.
Im Wettbewerb stammen immerhin sieben von 22 Filmen von Frauen. Ein Rekord auf dem Filmfest.
Hat Joachim Trier eine Chance auf die Goldene Palme?
Wie für Cannes üblich, sind im Wettbewerb verdiente Namen vertreten: Da ist zum Beispiel Arthouse-Liebling Joachim Trier. Seinen vierten Wettbewerbsbeitrag mit dem Titel "Sentimental Value" besetzt der Norweger wieder mit seinem Star Renate Reinsve in der Hauptrolle.
Renate Reinsve und Joachim Trier bei einem Photocall zum Kinofilm "Sentimental Value" in Cannes 2025.
Quelle: action press
Diesmal zeigt Trier sie in einer therapeutischen Familiengeschichte. Und wieder einmal darf das Kinopublikum Reinsve's Wandlungsfähigkeit bestaunen. Der Film wurde mit solch enormen Beifall quittiert, dass er echte Chancen hat auf eine oder die Goldene Palme.
Mascha Schilinski überzeugt mit kunstvollem Generationen-Porträt
Die Cannes-Überraschung aber ist der zweite Spielfilm von Mascha Schilinski, einer zuvor relativ unbekannten deutschen Regisseurin. "In die Sonne schauen" ist ein kunstvoll gefilmtes Generationen-Porträt über vier Mädchen und Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten auf einem Hof in der Altmark leben.
Mascha Schilinski kann mit "In die Sonne schauen" zumindest auf einen Regie- oder Drehbuchpreis hoffen.
Quelle: action press
Es war für das Team um Schilinski schon ein Erfolg, dass dieses Werk zum Wettbewerb von Cannes eingeladen wurde. Der Film kam vor allem bei internationalen Kritikern gut an. Das sind positive Vorzeichen, zumindest für einen Regie- oder Drehbuchpreis.
Jafar Panahi dokumentiert seine Zeit als politischer Gefangener
Vielleicht tendiert Jury-Präsidentin Juliette Binoche aber doch dazu, das politisch Verdienstvolle zu belohnen: Der Regisseur Jafar Panahi aus dem Iran, in seiner Heimat mit einem Arbeits- und Reiseverbot belegt, war seit 15 Jahren nicht mehr in Cannes.
Jetzt teilt er in seinem neuen, heimlich gedrehten Film "Ein einfacher Unfall" unerwartet offen die Erlebnisse aus seiner Zeit als politischer Gefangener. Die Frage, was man als Zivilist gegen die Schergen eines Regimes überhaupt tun kann, inszeniert er wie in einem Thriller.
Das ist spannend und auch berührend. Auf dem roten Teppich von Cannes erscheint Panahi mit seiner Ehefrau und Tochter.
Óliver Laxes Roadmovie: Ein Film wie ein Fiebertraum
Der französische Regisseur Óliver Laxe geht mit seinem Film "Sirat: Beat der Wüste" ins Rennen. In dem Roadmovie fahren sogenannte Techno-Traveller durch die Wüste Marokkos, um den perfekten Sound zu suchen.
Auch auf der Suche ist der Spanier Luis: Er will seine Tochter wiederfinden, die auf einem Rave in Marokko spurlos verschwunden ist. Ein postapokalyptischer Fiebertraum, der Chancen auf eine der begehrten Trophäen hat.
Julia Ducourneau konnte diesmal nicht überzeugen
Durchgefallen in der Kritik ist der heiß erwartete Film von Palmen-Gewinnerin Julia Ducourneau. Ihr Film "Alpha" ist eine langatmige Pandemie- und Drogenmetapher, in der die Menschen buchstäblich versteinern.
Der Wettbewerb von Cannes war schon immer knallhart. Vielleicht übernehmen am Ende doch die Frauen das Regiment und ernten am Samstagabend die höchste Ehre von Cannes: die Goldene Palme.
Nicolette Feiler-Thull ist Redakteurin in der 3sat-"Kulturzeit"-Redaktion.
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