Microsoft-Gründer wird 70 Jahre alt:Bill Gates: Wunderkind, Weltverbesserer, Widerspruch?
von Katharina Schuster, Washington D.C.
In Word schreiben? Excel-Tabellen befüllen? All das verdanken wir dem US-Unternehmer Bill Gates. Vor 50 Jahren gründete er Microsoft. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag.
In jedem Haushalt ein Computer, das war die Vision von Bill Gates. So wurde der Microsoft-Gründer zum reichsten Mann der Welt. Die Geschichte eines umstrittenen Visionärs.
28.10.2025 | 2:41 minDie Erfolgsgeschichte Bill Gates' beginnt in den Olympischen Bergen. Tief im Nordwesten der USA, umgeben von dichtem Wald und nebelverhangenen Gipfeln. Dort schrieb der damals 13-Jährige eine Programmzeile, die zum Fundament einer völlig neuen Industrie werden sollte: Microsoft.
Ende der 1960er tüftelte er mit Klassenkameraden an seiner Schule in Seattle an ersten Programmen, lange bevor Computer Alltag waren. Mit 25 Jahren machte Gates mit Software seine erste Million. Später war er zeitweise reichster Mensch der Welt.
Heute schätzt das Wirtschaftsmagazin Forbes sein Vermögen auf 105 Milliarden US-Dollar. Damit gehört er weiter zu den reichsten Menschen der Welt, schafft es aber nicht mehr in die Top Ten der Reichenliste. Microsoft bleibt Weltmarktführer.
Gates nicht nur Microsoft-Gründer, sondern Philanthrop
Doch Gates ist mehr als der Mann hinter Windows. Mit der 1999 gegründeten "Bill & Melinda Gates Foundation" bündelte er einen Großteil seines Vermögens, um Hunger zu bekämpfen, Bildung zu fördern und die Gesundheitsversorgung weltweit zu verbessern. Nach der Trennung von seiner Frau Melinda trägt die Stiftung seit 2025 nur noch seinen Namen.
Mit einem Stiftungsvermögen von rund 77 Milliarden US-Dollar zählt sie zu den größten privaten Hilfsorganisationen der Welt. Gates plant, fast sein gesamtes Vermögen dorthin zu übertragen.
Von Elon Musk über Jeff Bezos bis hin zu Kim Kardashian - diese Namen stehen für beeindruckende Erfolgsgeschichten. Mit ihren Innovationen verändern die Superreichen aus den USA die moderne Welt.
01.11.2022 | 51:29 minGates beschreibt sich als "kompliziertes Kind"
Schon als Kind sei er anders gewesen, schreibt Gates in seiner Autobiografie "Source Code: Meine Anfänge". Während andere Sport machten, las er Lexika oder programmierte. "Ich war ein kompliziertes Kind", schreibt er. Heute vermutet er, würde er wohl im Autismus-Spektrum diagnostiziert werden.
Ich fühlte mich in meinem eigenen Kopf am ehesten zu Hause.
Bill Gates in seiner Autobiografie
In seinen Memoiren wie im echten Leben gibt sich Gates reflektiert. Begriffe wie "Wunderknabe" oder "paradoxer Tycoon" missfallen ihm. In seinem Fall beruhe sein Erfolg nicht allein auf Talent. Seine Geburt in den reichen USA, als weißer Mann in einer Gesellschaft, die weiße Männer bevorzuge, sei ein entscheidender Faktor gewesen.
1990 stellt Bill Gates die Windows-Software von Microsoft vor.
Quelle: APSeine Mutter Mary prägte ihn stark, erinnerte ihn stets daran, dass Reichtum Verantwortung bedeute: "Mit dem Vermögen kam die Pflicht, es zu verschenken", schreibt Gates. Doch Kritiker sagen: Gates kontrolliere mit seiner Stiftung de facto die Weltgesundheit.
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15.04.2024 | 8:16 minGates präsentiert sich als "guter Milliardär"
Der US-amerikanische Enthüllungsjournalist Tim Schwab etwa glaubt nicht an das Bild des selbstlosen Weltverbessers. "Er behauptet, ein Philanthrop zu sein, aber er verschenkt kein Geld", stellt Schwab im Gespräch mit ZDFheute fest. Während seiner Zeit als Philanthrop sei es ihm gelungen, "phänomenal reich zu werden".
Er kauft sich politischen Einfluss - auf alle Bereiche der öffentlichen Politik, von der öffentlichen Bildung bis zum Gesundheitswesen.
Tim Schwab, US-Journalist
Tatsächlich trifft Gates regelmäßig Staatschefs und Präsidenten: 2023 etwa Xi Jinping, im Januar und September 2025 Donald Trump. "Der Präsident und ich sprachen darüber, amerikanische Innovation auf ein neues Level zu heben und einige der Krankheiten zu heilen und sogar auszurotten, etwa Polio." Dank Trumps starker Führung, so Gates nach dem Treffen. Im Gegensatz zu anderen Tech-Milliardären wie Tesla-Chef Elon Musk oder Amazon-Gründer Jeff Bezos genießt er ein positives Image. Das des "guten Milliardärs".
Macht durch Geld
Bill Gates habe wie kaum ein anderer dazu beigetragen, die Rolle von Milliardären in der Politik zu normalisieren und zu legitimieren, meint US-Journalist Schwab. "Ich glaube, dass Bill Gates der Wegbereiter für Männer wie Elon Musk ist", so Schwab.
Die Algorithmen der Tech-Giganten befördern Hass im Netz. Ist der konstruktive Dialog noch zu retten? Bei ZDFheute live diskutiert Victoria Reichelt auf der OMR mit ihren Gästen.
06.05.2025 | 28:44 minEtwa bei der US-Wahl 2000 zeigte sich sein Einfluss: Gates spendete an beide große Parteien. Nach dem Sieg des Republikaners George W. Bush wurde die drohende Zerschlagung von Microsoft abgewendet, nachdem der Konzern wegen wettbewerbswidriger Praktiken verklagt worden war.
Um so erfolgreich zu sein, müsse man wie Bill Gates, nicht nur ein Genie, sondern auch "ein cleverer Geschäftsmann" sein, der "mit allen Wassern gewaschen ist", erklärt Psychologe Rolf Schmiel. "Und da zeigt Gates, wie andere Superreiche auch, eine gewisse Skrupellosigkeit."
Aus der Idee eines 13-Jährigen wurde ein Imperium und ein Mann, der bis heute an der Welt weiter schreibt.
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.
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