Erstes großes Lehrschreiben:Papst Leo: Kirche immer an der Seite der Armen
In seinem ersten großen Lehrschreiben hält Leo XIV. an der Kapitalismuskritik seines Vorgängers fest. Der Papst prangert vor allem die Gleichgültigkeit gegenüber den Armen an.
In seinem ersten Lehrschreiben seit Amtsantritt hat Papst Leo den Fokus auf den Kampf gegen Armut gelegt. (Archivbild)
Quelle: dpaLeo XIV. stellt sich in die Tradition seines Vorgängers, wenn es um die zentrale Bedeutung des Engagements der Kirche für die Armen geht. Das macht er mit seinem ersten großen Lehrschreiben deutlich, das an diesem Donnerstag veröffentlicht wurde.
Er übernimmt die scharfe Kritik am Kapitalismus von Franziskus und weist die Idee zurück, eine völlig freie Marktwirtschaft könne das Problem von Armut und Ungerechtigkeit lösen. Mit Verweis auf eine Formulierung seines Vorgängers stellt Leo fest, "es ist daher notwendig, weiterhin die 'Diktatur einer Wirtschaft, die tötet', anzuprangern".
August dieses Jahres - 100 Tage im Amt: Papst Leo XIV. setzt auf Friedensappelle und richtet seine Botschaften vor allem an die Konfliktparteien in Gaza und der Ukraine.
15.08.2025 | 1:43 minEs gebe eine immer größere Ungleichheit zwischen Arm und Reich, die auf Ideologien zurückgehe, "die die absolute Autonomie der Märkte und die Finanzspekulation verteidigen". Leo kritisiert zugleich die Gleichgültigkeit vieler Christen gegenüber den Armen und Ausgegrenzten.
Papst Leo überarbeitete Text von Franziskus
"Dilexi te - über die Liebe zu den Armen" ist ein Text, den Papst Franziskus noch in großen Teilen vorbereitet hatte, aber aufgrund seines Todes am Ostermontag nicht mehr veröffentlichen konnte. Leo hat ihn nun überarbeitet und ergänzt.
Beim Weltjugendtreffen in Rom feierten mehr als eine Million junge Menschen mit dem Papst Gottesdienst. Sein Appell: Aktiv Frieden einfordern.
03.08.2025 | 2:49 minIm Kern bleibt aber die Botschaft erhalten: Die Sorge der Kirche für die Armen und Ausgegrenzten sowie der Kampf gegen ungerechte Strukturen gehören zur DNA der katholischen Kirche. Indem Leo XIV. das bekräftigt, nimmt er den Kritikern von Franziskus den Wind aus den Segeln, die den Fokus auf Armut und Migration für eine Liebelei des argentinischen Papstes abtaten.
Kampf gegen Armut: Papst zieht Politik zur Verantwortung
Auch wenn das 50-seitige Papier das Thema nicht in voller Tiefe und Breite behandelt, zeigt der Papst darin, dass die vorrangige Option der Kirche für die Armen keine Beigabe ist, die im Laufe der Geschichte dazugekommen ist, sondern letzten Endes auf den Gründer, Jesus von Nazareth, zurückgeht.
Castel Gandolfo bei Rom ist die historische Sommerresidenz der Päpste. Nach zwölf Jahren kehrt mit Papst Leo wieder ein Pontifex zurück - die Anwohner sind begeistert.
16.07.2025 | 2:04 minNeben der Verpflichtung der eigenen Kirche bei dem Thema ist das Schreiben auch eine Anklage an die Politik, dass zu wenig für einen echten Kampf gegen Armut unternommen werde. "Der Reichtum ist gewachsen, aber ohne Gerechtigkeit, und so entsteht neue Armut", kritisiert das Kirchenoberhaupt.
Wenn man sagt, dass die moderne Welt Armut verringert hat, dann misst man sie mit Kriterien aus anderen Epochen, die mit der heutigen Realität nicht vergleichbar sind
Papst Leo
Leo sieht einen klaren politischen Auftrag für die Kirche, sich für die Veränderung ungerechter Strukturen einzusetzen.
Schritt zur Aussöhnung mit Befreiungstheologie
Mit dem Papier geht Papst Leo XIV. einen weiteren Schritt der Amtskirche hin zu einer Aussöhnung mit der Theologie der Befreiung in Lateinamerika. Diese wurde in den 1980er Jahren von Papst Johannes Paul II. und seinem obersten Glaubenshüter, Kardinal Joseph Ratzinger, hart bekämpft, weil sie aus ihrer Sicht kommunistisch unterwandert war in ihrem Kampf gegen Ungerechtigkeit und Armut.
Im Mai wurde Papst Leo XIV. offiziell in sein Amt eingeführt. Bei einem Gottesdienst wurde erneut für die Menschen in den Kriegsgebieten auf der Welt gebetet.
18.05.2025 | 1:49 minSchon unter Franziskus setzte hier eine Entspannung ein. Es wurde deutlich, dass die Befreiungstheologie im Kern das wollte, was Franziskus und jetzt auch Leo XIV. mit der vorrangigen Option der Kirche für die Armen propagieren. Dass es auch unter den Befreiungstheologen extreme Positionen gab, wird damit nicht geleugnet.
"Dilexi te" setzt klares Zeichen
Mit "Dilexi te" tritt Leo XIV. in einem weiteren Themenfeld in die Fußstapfen von Franziskus. In den vergangenen Wochen hatte er das bereits beim Thema nachhaltige Entwicklung gemacht und die zentralen Gedanken seines Vorgängers aus dessen Umwelt-Enzyklika "Laudato si" bekräftigt.
An anderer Stelle sind fünf Monate nach der Wahl auch Unterschiede zu erkennen. Leo ist nicht der Mann markiger Worte. Bei innerkirchlichen Reformen mahnt er zu Ruhe und Geduld. Während er innerkirchlich bisher eher zurückhaltend agiert, setzt er mit "Dilexi te" ein klares Zeichen, dass er sich als Papst in politische Fragen einmischen wird.
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