Naturschutz: Wie Schafe Wiesen und Weiden helfen

Vielfalt auf Wiesen und Weiden:Wenn Schafe die Natur schützen

von Viktoria Timkanicova
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Schafe sind echte Landschaftspfleger: Auf Wiesen und Weiden tun sie auch in Deutschland der Natur gut. Aber sie werden seltener und ihre Wolle will fast niemand.

Pommersche Landschafe
Pommersche Landschafe: Die alte, robuste Sorte wird gerne zur Pflege von Heide- und Wiesenlandschaften eingesetzt.
Quelle: Viktoria Timkanicova

Detlef Mohr ist seit 35 Jahren Schäfer in der Region Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern. Viele seiner über 2.000 Schafe sind alte, robuste, zum Teil gefährdete Landschafrassen wie das Pommersche Landschaf. Ihre Hauptaufgabe: Landschaftspflege und Naturschutz. Etwas, das auch ihm sehr wichtig ist.

Ich glaube, das ist ein Thema, was viele Menschen nervt, weil es vielleicht überdiskutiert wird in unserer Gesellschaft, aber ich glaube, es wird viel zu wenig praktiziert.

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Schutz der Vielfalt auf Wiesen und Weiden

Auf Weiden und Wiesen ist Mohr mit seinen Tieren unterwegs und leistet damit einen Beitrag dazu, die Vielfalt des Lebens in diesen einzigartigen Kulturlandschaften zu bewahren. Die Schafe tun das schlicht, indem sie fressen und damit die Landschaften offen halten.
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Mache man da nichts, verbuschen die Landschaften, dann käme erst die Brombeere und anschließend Gehölzer, erklärt Prof. Thomas Hickler von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. "Und dann geht die biologische Vielfalt erstmal ganz massiv zurück." Anders gesagt: Statt Wiesen und Weiden gäbe es dort nach wenigen Jahrzehnten Wald.

Jahrtausende alte Landschaften

Das aber wäre schlecht für die Pflanzen, Insekten, Eidechsen und Vögel, die sich in Jahrtausenden an die von Menschen gemachte Landschaft angepasst haben. Schäfer Mohr ist sich seiner Aufgabe sehr bewusst: "Es ist ein Kulturgut, das Schaf selber. Und die Landschaft, in der wir unterwegs sind. Und der Beruf letztlich ja auch," sagt er.
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Bei der Wanderschäferei kommt noch ein anderer Aspekt hinzu: Im Fell und Kot der Schafe werden Samen und Insekten von einer Wiese auf die andere transportiert. So kann eine ökologische Verbindung zwischen verschiedenen Lebensräumen geschaffen werden.

Wanderschäferei: Immer weniger Schäfer

Allerdings: Die Schafbestände gehen zurück. Gab es in Deutschland im Jahr 2000 noch etwa 2,7 Millionen Schafe, waren es im Jahr 2024 nur noch 1,5 Millionen, auch wenn die Tendenz in den letzten Jahren wieder leicht gestiegen ist. Detlef Mohr ist einer der wenigen Wanderschäfer, die es in Deutschland noch gibt. Auch in seiner Branche fehlt es an Nachwuchs. Gute Weiden sind selten und der Verdienst meist schlecht.
Für Mohr ist der Verkauf von Fleisch und Wolle zweitrangig. Ohnehin interessiere sich kaum jemand für die grobe, braune Wolle, die seine Schafe produzieren. Sie wird für wenig Geld verkauft oder landet oft genug auf dem Misthaufen. Die Modeindustrie will lieber weiche, weiße Wolle, die sich leichter färben lässt. Und die kommt fast ausschließlich aus dem Ausland.

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Wolle aus Deutschland aus Überzeugung

Textilhersteller Marco Scheel aus Teplitz ist da eine Ausnahme. Er kauft die Wolle dennoch. Aus Überzeugung. Er findet es sinnlos, deutsche Rohstoffe zu vernichten und dafür Wolle aus Übersee zu importieren. Und er zahlt dafür ordentlich: Statt der sonst meist gezahlten 30 Cent bekommt Detlef Mohr von Scheel 1,50 Euro pro Kilo Wolle.
Denn das sei die Wolle schließlich auch wert, sagt Scheel. Er stellt daraus Outdoor-Kleidung her oder verkauft die Wolle an Unternehmen wie Wildling, die das Naturprodukt in ihren Barfußschuhen verarbeiten. Den fairen Preis gibt er meist weiter. Das sei sein Geschäftsmodell. Und ganz nebenbei ist es ein kleiner Beitrag zum Schutz der Lebensvielfalt auf Wiesen und Weiden.
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Quelle: dpa

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