Erst trocken, dann regnerisch:Durchschnittliche Ernte für deutsche Bauern
Die Gesamterntemenge liegt über den schlechten Ergebnissen der letzten zwei Jahre. Sie ist nach einem sehr trockenen Frühjahr damit besser als erwartet. So die Bilanz der Landwirte.
Die Witterung hat die Bauern in diesem Jahr vor enorme Herausforderungen gestellt und die Mähdrescher zum Teil wochenlang ausgebremst. Jetzt lässt sich eine erste Erntebilanz 2025 ziehen.
19.08.2025 | 2:24 minLandwirt Thomas Große-Rüschkamp blickt erleichtert auf die beiden Mähdrescher, die in Rekordtempo den letzten Weizen von seinen Feldern im Havelland holen.
Die Ernte ist, das lässt sich zusammengefasst sagen, durchschnittlich. Bei der Gerste haben wir durchschnittliche Erträge, Raps etwas unterdurchschnittlich und Weizen überdurchschnittlich.
Thomas Große-Rüschkamp, Landwirt
Auch deutschlandweit ist das Ergebnis Mittelmaß. Mit großen regionalen Unterschieden, wie Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied erklärt:
Wir können feststellen, dass Mecklenburg-Vorpommern, ein Hochertragsstandort, deutlich abgefallen ist wegen der Trockenheit, auch Brandenburg schneidet unterdurchschnittlich ab.
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands
Die Landwirtschaft kämpfe mit wetterbedingten Herausforderungen und Qualitätseinbußen. Eine "kostendeckende Getreideerzeugung" sei nicht möglich, so Joachim Rukwied, Präsident des Bauernverbands.
19.08.2025 | 4:29 minBrandenburg: Trockenes Frühjahr sorgt für weniger Roggen
"Mit dem Roggenertrag in diesem Jahr sind wir nicht ganz zufrieden", bestätigt Elisa Erpel. Die 38-jährige Agrarwissenschaftlerin hat vor drei Monaten die Leitung der Oehna Agrar GmbH im südlichen Brandenburg übernommen, der Vorgänger ging in Rente.
Nun bewirtschaftet sie mit über 70 Mitarbeitern 40 Quadratkilometer Ackerfläche bei Dahme: "Die Trockenheit im Frühjahr, das waren tatsächlich im ersten Halbjahr 75 Millimeter, die uns gefehlt haben, fehlen halt auch dem Roggen, sodass der Ertrag eher bei 45 Doppelzentner liegt und das ist für uns hier im Brandenburger Raum nicht ganz zufriedenstellend."
Besser sieht es bei den Kartoffeln aus: Der 24-jährige Leiter des Pflanzenbaus zieht eine positive Bilanz. "Im Juli konnten wir knapp 100 Millimeter Regen verzeichnen und das war wirklich die große Rettung für unsere Kartoffelbestände, sodass wir jetzt hier Mitte August, kurz bevor die Kartoffelernte startet, doch von zufriedenstellenden Erträgen sprechen können. Auch die Qualitäten werden in diesem Jahr gut sein."
Elisa Erpel will künftig beim Getreide gegensteuern:
Wir haben trockene Aussaatbedingungen und da ist es am einfachsten jetzt bei der Aussaat beispielsweise, die als nächstes ansteht, dass ich die Körner etwas tiefer in den Boden lege, in der Hoffnung, dass noch ein bisschen mehr Feuchtigkeit im Boden ist.
Elisa Erpel, Agrarwissenschaftlerin
Kaum Niederschlag, schlechter Ertrag, darunter leiden in diesem Jahr viele Landwirte. Der Bauernverband klagt über zu viel Bürokratie und fordert vom neuen Minister weniger Nachweispflichten.
25.06.2025 | 2:05 minLandwirte experimentieren mit anderen Kulturen
Doch das wird nicht ausreichen. Thomas Große-Rüschkamp ist offen für neue Verfahren: "Wir probieren neue Saatverfahren aus, möglichst wassersparende. Wir haben neue Pflanzensorten, neue Weizensorten, Rapssorten, die viel effizienter auch in der Stickstoffverwertung sind, in der Anpassung an besonders warmes Klima. Technik, die wie gesagt, besser angepasst ist an die Situation, dass man zum Beispiel weniger pflügt und eine Direktsaat ausprobiert."
Im Moment probieren wir auf kleiner Fläche aus, Kichererbsen anzubauen, weil die eben den Ruf haben, mit möglichst wenig Wasser auszukommen.
Thomas Große-Rüschkamp, Landwirt
Nach dem vielen Regen in den letzten Wochen haben einige Landwirte Sorge um ihre Ernte. Auch in Niedersachsen muss jetzt der Winterweizen eingebracht werden.
11.08.2025 | 1:29 minSeine Weizenernte hat er bereits eingelagert. Einen guten Erlös wird er nicht so schnell erzielen, denn derzeit liegt der Ankaufpreis im Keller: "Wir hoffen einfach, dass wenn die Ernte abgeschlossen ist, das ist ja ein Weltmarktgeschäft, dass dann irgendwann die Preise auch wieder anziehen."
Insgesamt haben die Bauern in Deutschland in diesem Jahr durchschnittliche Erträge eingebracht. Ein erntebedingter Anstieg der Verbraucherpreise wird deshalb nicht erwartet.
Jan Meier ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Brandenburg.
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