Saarland nimmt Abschied:Getöteter Polizist war "einer von uns"
Das Saarland trauert um den getöteten Polizisten Simon Bohr. Über 1.000 Trauergäste kamen zur Gedenkfeier. Schmerz, Wut, Empörung - und eine Politik auf der Suche nach Antworten.
Über 1.000 Trauergäste, darunter auch Anke Rehlinger (SPD), Saarlands Ministerpräsidentin, kamen zu der Gedenkfeier für den getöteten Polizisten Simon Bohr in Saarbrücken.
Quelle: dpa"Einer von uns", so bekunden Polizeibeamte aus ganz Deutschland in einem Video zu Beginn der Trauerfeier. Über 1.000 Menschen sind heute in die Saarlandhalle gekommen, um dem getöteten Polizisten Simon Bohr zu gedenken. Polizeibeamte aus ganz Deutschland, Feuerwehrleute, Rettungskräfte - die ganze Blaulichtfamilie nimmt Anteil am Tod ihres Kollegen.
"Diese Solidarität ist unglaublich wichtig, um die Dinge verarbeiten zu können. Sie darf allerdings nicht nach dem heutigen Tag verstummen, sondern die Solidarität und der Respekt gegenüber all unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Blaulichtfamilie müssen in der Gesellschaft und in der Politik deutlicher werden, es müssen auch Taten folgen", sagte Markus Sehn, Vorsitzender der saarländischen Polizeigewerkschaft, im ZDFheute-Interview.
Im Saarland nehmen die Angehörigen Abschied von dem in Völklingen getöteten Polizisten. Nach einem Gottesdienst in Saarlouis wird der Sarg zum Friedhof begleitet.
30.08.2025 | 0:22 minLandesregierung will Polizeiarbeit verbessern
Das Foto von Simon liegt auf einer Polizeimütze. Große Stille im ganzen Saal. Dann spielt die Polizei-Bigband "Yesterday", Simon Bohrs Lieblingslied. Die Landesregierung kündigte an, die Polizeiarbeit zu verbessern und Abläufe zu hinterfragen.
"Dieser Trauer Ausdruck zu verleihen, das war in den letzten beiden Wochen auch vielen Saarländerinnen und Saarländern ein Bedürfnis: durch persönliche Beileidsbekundungen, Eintragungen in Kondolenzbüchern und im Netz. Bei der deutschlandweiten Schweigeminute. Beim Trauermarsch in Saarlouis. Beim Heimspiel des FCS, deren eingeschworener Fan Simon Bohr war."
Dobrindt: "Schreckliche Tat"
Doch die Anteilnahme ging über das Saarland hinaus. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) war aus Berlin angereist:
"Diese schreckliche Tat lässt uns fassungslos und schockiert auf diese sinnlose Gewalt blicken. Wir müssen leider erneut erleben, wie wenig vorhanden die Hemmschwelle ist, auch mit Gewalt gegen diejenigen vorzugehen, die unseren Schutz gewährleisten" erklärt Dobrindt und führt weiter aus:
Gewalt gegen Polizisten darf nur mit der ganzen Härte des Rechtsstaats beantwortet werden.
Alexander Dobrindt (CSU), Bundesinnenminister
Auch sein luxemburgischer Amtskollege Leon Gloden (CSV) nahm an der Gedenkfeier teil.
Im Saarland wurde ein Polizist bei einem Tankstellenüberfall in Völklingen erschossen. Der 18-jährige Verdächtige hatte den Beamten zuvor eine Dienstwaffe entrissen.
22.08.2025 | 1:16 minJost warnt vor politischer Instrumentalisierung
Der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD) warnt vor einer politischen Instrumentalisierung. Damit geht er auf die Herkunft des mutmaßlichen Todesschützen ein. Er hat einen deutschen und türkischen Pass.
Am 21. August soll er in Völklingen den Polizeioberkommissar Simon Bohr erschossen haben. Bohr versuchte gemeinsam mit einem Kollegen, den Verdächtigen nach einem Tankstellenüberfall festzunehmen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der 18-jährige mutmaßliche Täter dabei eine Dienstwaffe an sich genommen und sechs Schüsse auf den Beamten abgegeben haben. Die Ermittlungen laufen unter anderem wegen Mordes.
Strafverteidiger: Gehe fest von Jugendstrafe aus
Mit 18 Jahren könnte der mutmaßliche Täter nach Jugendstrafrecht verurteilt werden. Darauf plädiert sein Strafverteidiger Michael Rehberger: "Mein Mandant ist Schüler, wohnt bei seinen Eltern, hat kein abgeschlossenes Studium oder eine Ausbildung, verdient kein eigenes Geld - das sind alles Aspekte, die da zu berücksichtigen sind."
Deswegen wird man meiner Ansicht nach hier um eine Jugendstrafe nicht herumkommen.
Michael Rehberger, Strafverteidiger
Bei Mord beträgt die Höchststrafe im Jugendstrafrecht 15 Jahre, im Erwachsenenstrafrecht hingegen lebenslang. Der Beschuldigte war nach der Tat mit zwei Schussverletzungen im Krankenhaus behandelt worden und befindet sich jetzt in Untersuchungshaft. Viele Fragen sind noch offen, doch heute stand im Saarland die Trauer im Vordergrund.
Bei einer Demonstration in Essen werden zwei Polizisten von Demonstranten schwer verletzt. Dieses Gewalt gegen die Polizei ist kein Einzelfall mehr, wir sprechen mit den betroffenen Beamten.
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