Mossack Fonseca:Panama Papers: Ex-Miteigentümer von Kanzlei muss vor Gericht
von Frederik Obermaier und Bastian Obermayer
Zehn Jahre nach den "Panama Papers" muss ein Ex-Mossack-Fonseca-Chef in Deutschland vor Gericht: Wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Bildung einer kriminellen Vereinigung.
Im März 2026 soll in Köln ein ehemaliger Miteigentümer der Kanzlei Mossack Fonseca vor Gericht erscheinen. Es geht um Ermittlungen im Zusammenhang mit den "Panama Papers".
Quelle: AFP/FABRICE COFFRINIFast zehn Jahre nach den Enthüllungen rund um die "Panama Papers" muss sich einer der früheren Eigentümer der panamaischen Skandalkanzlei Mossack Fonseca in Deutschland vor Gericht verantworten. Nach Informationen von ZDF frontal soll im März 2026 vor dem Landgericht Köln der Prozess gegen den Schweizer Christoph Zollinger beginnen.
Der 56-jährige Jurist war mehr als ein Jahrzehnt Miteigentümer von Mossack Fonseca, in dieser Zeit soll die Kanzlei Staats- und Regierungschefs, Autokraten und Drogenhändlern sowie Prominenten und Profisportlern beim Verschleiern ihres Vermögens und anderen Straftaten geholfen haben.
Es handelt sich um die erste Anklage in Deutschland gegen führende Köpfe der Kanzlei Mossack Fonseca. Im Juni 2023 wurde er in Abwesenheit vor dem Landgericht Köln angeklagt.
In Malta wurde 2017 die Journalistin Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe getötet. Sie war an den Recherchen für die Aufdeckungen im Rahmen der „Panama Papers" beteiligt.
17.10.2017 | 1:39 minZollinger verließ Kanzlei Mossack Fonseca in Panama
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Schweizer die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Beihilfe zur Steuerhinterziehung vor. In der Anklage ist von einem Steuerschaden in Höhe von rund 13 Millionen Euro die Rede.
Zollinger verließ die Kanzlei nur wenige Monate vor Veröffentlichung der "Panama Papers" im April 2016 - angeblich, weil er sich mit dem Geschäft mit Briefkastenfirmen nicht mehr identifizieren konnte. Im Herbst 2020 haben ihn deutsche Ermittler international zur Fahndung ausgeschrieben. Zollinger lebte zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in der Schweiz, wo er alte Bauernhäuser renovierte, unter dem Pseudonym "Christoph Martin" einen Thriller schrieb und sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigte.
Im April 2016 veröffentlichten mehr als hundert Medien in über 70 Ländern zeitlich ihre Recherchen zu den "Panama Papers" - einem Datenleck bei der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca, die vor allem Briefkastenfirmen verkaufte. Die Enthüllungen sorgten für Rücktritte von Staatschefs, unzählige Ermittlungen auf allen Kontinenten und diverse Razzien. In der Folge der "Panama Papers" flossen mehr als 1,3 Milliarden Euro an Steuern und Strafen in Staatshaushalte weltweit.
Es drohen siebeneinhalb Jahre Haft
Während seiner Zeit bei Mossack Fonseca war Zollinger nach Angaben früherer Kollegen in vielerlei Hinsicht eine treibende Kraft gewesen. So bestand er einst darauf, einen sanktionierten Finanzier des Assad-Regimes in Syrien als Endkunden von Mossack Fonseca zu behalten. "Rückblickend gesehen" sei dies "falsch" gewesen, erklärte Zollinger Jahre später.
Die Staatsanwaltschaft Köln erhob im Juni 2023 Anklage gegen den Schweizer. Der Haftbefehl gegen ihn wurde nach ZDF-Informationen im Juli 2024 außer Vollzug gesetzt. Auf ZDF-Anfrage ließ der Schweizer über seinen Anwalt mitteilen, sich mit Blick auf das laufende Verfahren nicht äußern zu wollen. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu siebeneinhalb Jahre Haft.
In Nordrhein-Westfalen hat die Steuerfahndung gerade ein besonderes Augenmerk auf Social-Media-Influencer. Die Behörden dort geht derzeit dem Verdacht auf Betrug von etwa 300 Millionen Euro nach.
18.07.2025 | 3:08 minSuche per internationalem Haftbefehl nach Panama Papers
Zollingers früherer Kompagnon Jürgen Mossack, der deutsche Gründer und langjährige Boss der Panamaischen Kanzlei, wird seit Jahren per internationalem Haftbefehl gesucht. Mossack lebt weiterhin in Panama, wo ein Gericht ihn und über zwanzig weitere Angeklagte aus seiner Kanzlei 2024 aus Mangel an Beweisen freigesprochen hatte.
Experten hatten das Urteil teils scharf kritisiert. Der zweite Firmengründer, Ramón Fonseca, war noch vor dem Urteilsspruch in Panama gestorben.
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