Mutmaßlicher Mörder vor Gericht:Warum wird Luigi Mangione gefeiert?
von Clara Veihelmann
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Luigi Mangione hat mutmaßlich einen CEO erschossen, nun erschien er in New York vor Gericht. Mit dabei: Schaulustige und Fans. Wie lässt sich der Hype erklären?
Luigi Mangione steht in gleich drei Verfahren vor Gericht, weil er den United-Healthcare-CEO getötet haben soll. (Archivbild)
Quelle: AP
Nachdem im vergangenen Dezember der United-Healthcare-CEO Brian Thompson auf offener Straße ermordet wurde, folgte eine mehrtägige Fahndung, die mit der Festnahme Luigi Mangiones endete.
Die überwiegende Anteilnahme galt jedoch nicht dem Opfer und dessen Familie: Betrauert wurde vor allem die Inhaftierung des in drei Verfahren angeklagten Mangione. Nun muss dieser sich vor dem Bundesgericht verantworten und plädierte am Freitag auf nicht schuldig.
Sympathie für den Angeklagten Luigi Mangione
Seit Dezember besteht in den USA viel Sympathie für den mutmaßlichen Täter. Politisch wurde das kritisiert. Doch die Unterstützung einiger hält an: Zahlreiche Memes, Videos und Merch glorifizieren den Angeklagten, stellen ihn teilweise auch als eine Art Sex-Symbol dar.
Eine Protestierende mit einem Pappaufsteller von Luigi Mangione.
Quelle: epa
Bei einer Spendenkampagne wurde fast eine Million US-Dollar für die Prozesskosten gesammelt. Laut seinem Anwaltsteam erhält Mangione zudem nach wie vor massenhaft Briefe.
Im Mangione-Hype spiegelt sich der Frust der Amerikaner
Dr. Xavier Symons ist der Direktor des Plunkett Center für Ethik an der Australian Catholic University (ACU) und forscht an der Harvard University zum menschlichen Wohlbefinden. Er sieht den Grund für den Hype unter anderem in dem Frust der Amerikaner, die unter dem Gesundheitssystem leiden.
Viele Menschen sehen Luigi nicht als Kriminellen, sondern als eine Art Robin Hood, einen edlen Selbstjustiz-Helden, der versucht, etwas gegen den schrecklichen Zustand zu tun.
Dr. Xavier Symons, Direktor des Plunkett Center für Ethik
Das führe zu dem aus der Psychologie bekannten "Halo-Effect", bei welchem man aus bekannten Eigenschaften einer Person auch auf die Unbekannten schließt. Mangione wird somit also als eine Art "Heiliger" wahrgenommen. Tatsächlich kursieren nach der Tat Posts auf den sozialen Medien, die Mangione mit einem Heiligenschein darstellen.
Warum kommt Mangione besonders bei jungen Menschen so gut an?
Laut einer Umfrage des Emerson College vom Dezember 2024 fanden 41 Prozent junger Wähler die Tat "akzeptabel" oder "einigermaßen akzeptabel". Unter den älteren Befragten waren es deutlich weniger.
Symons erklärt sich das Phänomen zum einen durch die höhere Identifikation junger Menschen mit dem 26-jährigen Angeklagten, aber auch mit einer höheren Anfälligkeit junger Generationen für Ideologien mit "starkem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit".
Eine Protestierende mit einem "Free Luigi"-Schild.
Quelle: epa
Mangione droht die Todesstrafe
Mangione ist sowohl auf Bundesstaatsebene in New York und Pennsylvania als auch auf Bundesebene angeklagt. Im Bundesverfahren droht ihm nun die Todesstrafe. Die von Donald Trump ernannte US-Justizministerin Pamela Bondi hatte bereits Anfang April die Bundesstaatsanwaltschaft angewiesen, diese zu fordern.
Mangiones Anwälte bezeichneten das Vorgehen bereits vor dem Gerichtstermin als "barbarisch" und "korrupt" - es verstoße gegen das etablierte Protokoll des Justizministeriums. Außerdem reichten sie einen Antrag ein, um die Staatsanwaltschaft daran zu hindern, die Todesstrafe anzustreben. Die Richterin, Margaret Garnett, wies die Bundesstaatsanwaltschaft ausdrücklich darauf hin, von weiteren politisierenden Statements abzusehen, um einen fairen Prozess zu ermöglichen. Der nächste Termin im Bundesverfahren ist für den 5. Dezember geplant.
Quelle: dpa
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