Sechs Drogentote pro Tag:Streeck: "Drogensituation ist uns in Deutschland entglitten"
von Susana Santina
Hendrik Streeck, Drogenbeauftragter der Bundesregierung, ist alarmiert angesichts einer hohen Zahl von Drogentoten im vergangenen Jahr. Die Opfer würden zudem immer jünger.
Das BKA warnt vor steigender Bedrohung durch organisierte Kriminalität. Innenminister Dobrindt sieht ein "massives Drogenproblem" – und kritisiert das Cannabis-Gesetz scharf.
24.10.2025 | 2:47 min"Wir haben ein massives Drogenproblem in Deutschland", sagt Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU). Er spricht von einer alarmierenden Entwicklung. Rauschgiftkriminalität bilde einen wesentlichen Teil der Organisierten Kriminalität, und der Anstieg der Handelsdelikte etwa mit Ecstasy, Crystal und Kokain liege im zweistelligen Bereich.
2024 wurden bundesweit 647 Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität geführt. Der Innenminister betont, dass die Zahl deutlich höher liegen könnte, da es eine statistische Verzerrung durch die Teillegalisierung von Cannabis gebe.
Innenminister und BKA haben den Bundeslagebericht für Organisierte Kriminalität und Rauschgift vorgestellt. Viele Straftaten stehen in Zusammenhang mit Rauschgifthandel, allerdings sinken die Zahlen leicht.
24.10.2025 | 1:54 minBundesinnenminister kritisiert Cannabis-Gesetz der Ampel
"Ein richtiges Scheiß-Gesetz" sei das, kommentiert der Bundesinnenminister. Das Gesetz fördere eher den Drogenkonsum, und man habe damit auch dem illegalen Handel Tür und Tor geöffnet.
Cannabisdelikte machten trotz der Teillegalisierung rund 40 Prozent der erfassten Rauschgiftdelikte aus, gefolgt von Kokaindelikten. 2024 seien 24 Tonnen Kokain in Deutschland sichergestellt worden.
Insgesamt beim Rauschgifthandel sei alarmierend, dass es ein zunehmendes Gewaltpotenzial gebe. Synthetische Drogen spielten eine anhaltend große Rolle, und die hohe Verfügbarkeit habe vor allem auch mit dem Internet zu tun. Harte Drogen seien etwa durch Messengerdienste auf dem Vormarsch.
Immer mehr junge Drogentote
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), zeigt sich besorgt. 2.137 Drogentote gab es ihm zufolge im letzten Jahr, was sechs pro Tag bedeutet. Und das zeige wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs, so Streeck. Denn die Daten von Drogentoten würden in den Bundesländern uneinheitlich und lückenhaft erhoben.
Organisierte Kriminalität stellt in Deutschland weiter eine große Herausforderung dar. Zunehmend werden Jugendliche in Straftaten eingebunden, besonders im Drogenhandel.
24.10.2025 | 1:34 minStreeck zeigt sich auch besorgt, weil bei den Verstorbenen "noch nie so viele verschiedene psycho-aktive Substanzen nachgewiesen wurden". Außerdem sei die Zahl der Drogentoten unter 30 Jahren um 14 Prozent gestiegen. Junge Menschen konsumierten mehr als je zuvor.
Die Drogensituation ist uns in Deutschland in den letzten Jahren entglitten.
Hendrik Streeck, Bundesdrogenbeauftragter
Wichtig sei nun ein strategisches Vorgehen. Dazu gehörten etwa eine ressortübergreifende Zusammenarbeit unter anderen von Polizei und Suchthilfe sowie ein Monitoringsystem, das die Drogenlage genau erfasst.
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03.09.2025 | 17:20 minOrganisierte Kriminalität: Einziehung von Vermögen soll einfacher werden
Neben der Rauschgiftkriminalität spielen auch Wirtschafts- und Steuerkriminalität eine große Rolle. Ein neues Phänomen sei, dass Gewaltkriminalität und Geldwäsche zunehmend buchbar seien. 400 Schuss- und Kriegswaffen habe man zudem 2024 im Bereich der Organisierten Kriminalität festgestellt.
Dobrindt plant, das Bundeskriminalamt (BKA) personell aufzustocken und die Einziehung von Vermögenswerten zu vereinfachen. Wenn ihre Herkunft unklar sei, müsse der Nachweis erbracht werden, dass sie legal erworben wurden.
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17.09.2024 | 44:25 minDeutlicher Anstieg von Geldwäschehandlungen
Auch der Präsident des BKAs, Holger Münch, betont, dass es ein wichtiges Ziel sei, im Bereich der organisierten Kriminalität "finanzielle Verhältnisse aufzuhellen, und Kriminellen das Geld wegzunehmen".
2024 seien insgesamt 189 Geldwäschehandlungen mit einem Gesamtvolumen von 230 Millionen Euro ermittelt worden, was ein deutlicher Anstieg sei.
Der Drogenbeauftragte des Bundes, Hendrik Streeck, warnt vor einer neuen Drogenkrise in Deutschland. „Wir sehen deutschlandweit, dass immer mehr hochpotente Drogen auf den Markt kommen“, so Streeck.
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