Christina Block: Prozess um Steakhaus-Erbin geht weiter
Neuer Pflichtverteidiger:Block-Prozess wegen Streit unterbrochen
von Steffen Wachs, Hamburg
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Christina Block hat vor dem Landgericht Hamburg Fragen im Prozess um ihre Kinder beantwortet. Dabei kam es zu einem Streit zwischen dem neuen Pflichtverteidiger und der Richterin.
Christina Block mit ihrem Verteidiger Ingo Bott (links). Otmar Kury (rechts mit Koffer) vertritt Block nicht mehr.
Quelle: dpa
Vor dem Landgericht Hamburg hat der vierte Verhandlungstag im Prozess um die Steakhaus-Erbin Christina Block mit Unruhe begonnen. Zum Auftakt hatte die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt mit der Befragung der 52-jährigen Angeklagten begonnen. Kurz darauf brachte ein Streit zwischen der Verteidigung und der Richterin den Prozess um die Entführung der Kinder von Christina Block ins Stocken.
Sitzung zunächst unterbrochen
Anlass war, dass die Richterin in ihrer Befragung Bezug auf ein elektronisch geführtes Tagebuch der Hamburger Unternehmerin genommen hatte. Blocks Verteidiger Ingo Bott monierte, dass das Tagebuch noch nicht ordnungsgemäß beschlagnahmt worden sei. Deshalb dürfe es noch nicht zum Gegenstand des Verfahrens gemacht werden.
Auch die Verteidiger der übrigen sechs Angeklagten schlossen sich dem Widerspruch von Bott an. Auch der Vertreter des Nebenklägers, des Ex-Mannes von Block, äußerte rechtliche Bedenken. Die Kammer unterbrach die Sitzung für eine Beratung.
Block weist Vorwürfe zur Entführung zurück
Die Staatsanwaltschaft wirft der Unternehmerin vor, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder aus Dänemark in Auftrag gegeben zu haben. Block hatte am 25. Juli, dem dritten Verhandlungstag, die Vorwürfe der Anklage zurückgewiesen.
In der Nacht zum 1. Januar 2024 sollten die Kinder laut Staatsanwaltschaft gewaltsam entführt und zurück nach Hamburg zur Mutter gebracht werden. Der Versuch scheiterte, der Kindsvater wurde bei dem Entführungsversuch verletzt.
Im Prozess um die angebliche Kindesentführung der Kinder von Christina Block kam die angeklagte Mutter am dritten Prozesstag selbst zu Wort. In einer emotionalen Aussage bestreitete sie die Vorwürfe.25.07.2025 | 2:44 min
Christina Block erklärte am vergangenen Prozesstag vor Gericht: "Das, was in dieser Nacht passiert ist, war einfach furchtbar."
Ich bedauere, was in der Silvesternacht passierte. Ich habe die Entführung nicht in Auftrag gegeben.
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Christina Block, Angeklagte
Christina Block tauscht Pflichtverteidiger aus
Für Aufsehen hatte unlängst gesorgt, dass Block einen ihrer Anwälte ausgetauscht hat. Neuer Pflichtverteidiger ist Ingo Bott. Er war vorher schon Teil des Teams, denn kurz vor Prozessbeginn benannte Block ihn als Wahlverteidiger. Doch jetzt hat er eine neue Rolle.
Das Gericht hat einem Verteidiger-Wechsel nur zugestimmt, weil alle Beteiligten einverstanden sind, sich Ingo Bott nicht mehr einarbeiten muss und keine weiteren Kosten entstehen, die das Gericht bei einem Freispruch Blocks tragen müsste. Entscheidend für das Gericht war aber, dass keine Verfahrensverzögerung droht, erklärt Florian Vogelsang, Pressesprecher beim Hanseatischen Oberlandesgericht:
Dieses Verfahren ist ein sogenanntes beschleunigtes Verfahren, weil einer der Angeklagten in Untersuchungshaft sitzt. Deshalb muss der Prozess besonders schnell laufen, weil zu klären ist, sitzt der Angeklagte zu Recht in Haft.
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Florian Vogelsang, Gerichtssprecher
In Haft sitzt ein Mann, der an der Entführung beteiligt gewesen sein soll.
Im Juli startete der Prozess am Hamburger Landgericht.11.07.2025 | 1:39 min
Ingo Bott argumentiert anders als sein Vorgänger
Otmar Kury, ein erfahrener Hamburger Strafrechtler, war seit dem Entführungsdrama der Rechtsanwalt an ihrer Seite und ihr Pflichtverteidiger im Prozess. Block dankte ihm nach dem Verteidiger-Wechsel in einer schriftlichen Erklärung:
Unsere beiden Welten sind sehr unterschiedlich. (...) Mir ist daran gelegen, als der Mensch gesehen und gehört zu werden, der ich tatsächlich bin. Die fachkundige und hochprofessionelle Kompetenz von Herrn Kury stelle ich dabei nicht infrage.
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Christina Block, Angeklagte
Der Unternehmerin Christina Block wird vorgeworfen, während eines Sorgerechtsstreits die Entführung ihrer Kinder in Auftrag gegeben zu haben. 11.07.2025 | 3:15 min
Wahrscheinlich traut die Unternehmerin Ingo Bott eher zu, sie gegenüber dem Gericht und in den Medien besser als liebende Mutter darzustellen, die immer nur das Beste für ihre Kinder gewollt habe. Während ihrer mehrstündigen Aussage am dritten Prozesstag betonte sie immer wieder, wie schmerzlich ihre "öffentliche Verurteilung" für sie sei.
Sie distanzierte sich auch von der Verdächtigung ihrer inzwischen verstorbenen Mutter. Otmar Kury hatte sie im Frühjahr als mögliche Initiatorin der Entführung der Kinder ins Spiel gebracht, weil sie eine hohe Summe Bargeld kurz vor ihrem Tod abgehoben habe.
Hat eine Sicherheitsfirma die Entführung in Auftrag gegeben?
Ihr aktueller Anwalt, Ingo Bott, steht hinter der Aussage seiner Mandantin, die gegenüber dem Gericht andeutete, dass Mitarbeiter einer israelischen Sicherheitsfirma hinter der Entführung stecken könnten. Diese war ursprünglich damit beauftragt, das der Familie Block gehörende Hotel "Grand Elysée" vor Cyberangriffen zu schützen.
Steakhaus-Erbin Christina Block muss sich seit Juli vor dem Hamburger Landgericht verantworten. 10.07.2025 | 2:21 min
Man habe seiner Mandantin Hoffnung verkauft und ein Geschäft mit ihrer Notlage gemacht, äußerte sich ihr neuer Pflichtverteidiger in den Medien. Heute wird Christina Block mit ihm an der Seite die Fragen des Gerichts beantworten müssen.
Steffen Wachs ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Hamburg.