Prozess gegen Unternehmerin:Vorwurf der Kindesentführung: Block wehrt sich
Christina Block hat vor dem Landgericht Hamburg Fragen im Prozess um ihre Kinder beantwortet. Dabei löste der neue Verteidiger Ingo Bott gleich eine Sitzungsunterbrechung aus.
Christina Block mit ihrem Verteidiger Ingo Bott (links). Otmar Kury (rechts mit Koffer) vertritt Block nicht mehr.
Quelle: dpaVor dem Landgericht Hamburg hat der vierte Verhandlungstag im Prozess um die Steakhaus-Erbin Christina Block mit Unruhe begonnen. Der 58-Jährigen wird die Entführung ihrer Kinder vorgeworfen.
Gleich zu Beginn legte der neue Verteidiger Ingo Bott Widerspruch ein, als die Richterin Block mit Aussagen aus ihrem digitalen Tagebuch konfrontieren wollte. Kein einziges elektronisches Beweismittel sei ordnungsgemäß beschlagnahmt worden und deshalb ein Vorhalt nicht möglich. "Die Folge hektischer Ermittlungen", meinte Bott. Dem folgten auch die anderen Verteidiger. Die Kammer unterbrach die Sitzung kurzzeitig und verzichtete dann vorerst auf das Buch.
Prozess um Block: Skurrile Entführungspläne
Wie Block vor Gericht schilderte, habe es vor der Entführung der Kinder Überlegungen über verschiedene Möglichkeiten einer Rückholung aus Dänemark gegeben: Die beiden mit dem Boot über die Förde holen, eine falsche Lehrerin in die Schulklasse einschleusen, um sich den Kindern bei einem Ausflug zu nähern oder mit einer Maskenbildnerin die Lebensgefährtin ihres Ex-Mannes imitieren. Es waren teils skurril anmutende Versuche, die nie durchgeführt worden sind.
Im Prozess um die angebliche Kindesentführung der Kinder von Christina Block kam die angeklagte Mutter am dritten Prozesstag selbst zu Wort. In einer emotionalen Aussage bestreitete sie die Vorwürfe.
25.07.2025 | 2:44 minChristina Block betonte, dass sie bei den Überlegungen mit Sicherheitsexperten und Juristen immer davon ausgegangen sei, dass eine Rückholung auf legalem und gewaltfreien Weg erfolgen müsse. Zudem habe sie damals neben dem Sorge- auch das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder gehabt.
Ihr Ex-Mann habe die Kinder manipuliert und sie von Block entfremdet. Mitte 2023 habe sie daran gezweifelt, ob ihre Kinder wirklich zu ihr zurück wollten. Unter Tränen, sagte sie:
Irgendwann habe ich gedacht, dass ich mich damit abfinden muss, dass die Kinder dieses schlimme Bild von mir haben.
Christiana Block, Angeklagte
Block weist Vorwürfe zur Entführung zurück
Die Staatsanwaltschaft wirft der Unternehmerin vor, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Block hatte am 25. Juli, dem dritten Verhandlungstag, die Vorwürfe der Anklage zurückgewiesen.
In der Nacht zum 1. Januar 2024 sollten die Kinder laut Staatsanwaltschaft gewaltsam entführt und zurück nach Hamburg zur Mutter gebracht werden. Der Versuch scheiterte, der Kindsvater wurde bei dem Entführungsversuch verletzt.
Im Juli startete der Prozess am Hamburger Landgericht.
11.07.2025 | 1:39 minChristina Block erklärte am vergangenen Prozesstag vor Gericht: "Das, was in dieser Nacht passiert ist, war einfach furchtbar."
Ich bedauere, was in der Silvesternacht passierte. Ich habe die Entführung nicht in Auftrag gegeben.
Christina Block, Angeklagte
Christina Block tauscht Pflichtverteidiger aus
Für Aufsehen hatte unlängst gesorgt, dass Block einen ihrer Anwälte ausgetauscht hatte. Der neue Pflichtverteidiger Bott war vorher schon Teil des Teams. Kurz vor Prozessbeginn benannte Block ihn als Wahlverteidiger. Doch jetzt hat er eine neue Rolle.
Das Gericht hat einem Verteidiger-Wechsel nur zugestimmt, weil alle Beteiligten einverstanden sind, sich Ingo Bott nicht mehr einarbeiten muss und keine weiteren Kosten entstehen, die das Gericht bei einem Freispruch Blocks tragen müsste. Entscheidend für das Gericht war aber, dass keine Verfahrensverzögerung droht, erklärt Florian Vogelsang, Pressesprecher beim Hanseatischen Oberlandesgericht:
Dieses Verfahren ist ein sogenanntes beschleunigtes Verfahren, weil einer der Angeklagten in Untersuchungshaft sitzt. Deshalb muss der Prozess besonders schnell laufen, weil zu klären ist, sitzt der Angeklagte zu Recht in Haft.
Florian Vogelsang, Gerichtssprecher
In Haft sitzt ein Mann, der an der Entführung beteiligt gewesen sein soll.
Der Unternehmerin Christina Block wird vorgeworfen, während eines Sorgerechtsstreits die Entführung ihrer Kinder in Auftrag gegeben zu haben.
11.07.2025 | 3:15 minIngo Bott argumentiert anders als sein Vorgänger
Otmar Kury, ein erfahrener Hamburger Strafrechtler, war seit dem Entführungsdrama der Rechtsanwalt an ihrer Seite und ihr Pflichtverteidiger im Prozess. Block dankte ihm nach dem Verteidiger-Wechsel in einer schriftlichen Erklärung:
Unsere beiden Welten sind sehr unterschiedlich. (...) Mir ist daran gelegen, als der Mensch gesehen und gehört zu werden, der ich tatsächlich bin. Die fachkundige und hochprofessionelle Kompetenz von Herrn Kury stelle ich dabei nicht infrage.
Christina Block, Angeklagte
Wahrscheinlich traut die Unternehmerin Bott eher zu, sie gegenüber dem Gericht und in den Medien besser als liebende Mutter darzustellen, die immer nur das Beste für ihre Kinder gewollt habe. Während ihrer mehrstündigen Aussage am dritten Prozesstag betonte sie immer wieder, wie schmerzlich ihre "öffentliche Verurteilung" für sie sei.
Steakhaus-Erbin Christina Block muss sich seit Juli vor dem Hamburger Landgericht verantworten.
10.07.2025 | 2:21 minSie distanzierte sich auch von der Verdächtigung ihrer inzwischen verstorbenen Mutter. Otmar Kury hatte sie im Frühjahr als mögliche Initiatorin der Entführung der Kinder ins Spiel gebracht, weil sie eine hohe Summe Bargeld kurz vor ihrem Tod abgehoben habe.
Hat eine Sicherheitsfirma die Entführung in Auftrag gegeben?
Ihr aktueller Anwalt, Ingo Bott, steht hinter der Aussage seiner Mandantin, die gegenüber dem Gericht andeutete, dass Mitarbeiter einer israelischen Sicherheitsfirma hinter der Entführung stecken könnten. Diese war ursprünglich damit beauftragt, das der Familie Block gehörende Hotel "Grand Elysée" vor Cyberangriffen zu schützen.
Man habe seiner Mandantin Hoffnung verkauft und ein Geschäft mit ihrer Notlage gemacht, äußerte sich ihr neuer Pflichtverteidiger in den Medien.
Steffen Wachs ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Hamburg.
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