ZDF-Zweiteiler "Sturm kommt auf":Josef Hader: "Auf eine sehr unangenehme Weise aktuell"
Trotzige Rollen sind sein Ding, so eine spielt der österreichische Kabarettist Josef Hader auch im ZDF-Zweiteiler "Sturm kommt auf". Warum er sich mit der Rolle verbunden fühlt.
Als nach dem Ersten Weltkrieg die Frustration um sich greift, gerät ein einfacher Schuster (Josef Hader) in den Strudel politischer Gesinnungen.
07.11.2025 | 4:10 minOb als kauziger Pfarrer, grantelnder Kommissar oder nun als Schuster im Film "Sturm kommt auf" - Josef Hader verkörpert Figuren, die mit sich und der Welt ringen. Im ZDFheute Interview spricht der österreichische Künstler über sein Harmoniebedürfnis, seinen Kampf mit sich selbst und warum man als Kabarettist keine Angst haben sollte.
ZDFheute: Herr Hader, im Film spielen Sie die Rolle des Schusters Julius Kraus, der ein zurückgezogenes Leben auf dem Land führt. Was hat Sie an dieser Rolle fasziniert?
Josef Hader: Mich hat interessiert, dass das eine Figur ist, die eigentlich ein halbes Leben lang verstecken möchte, wer sie ist. Aber irgendwann im Laufe der Zeit entwickelt der Schuster dann diesen Trotz, der immer mehr dazu führt, dass er der wird, der er eigentlich ist.
Und ich mag diesen Trotz. Mir liegt das, weil ich selber wahrscheinlich auch ziemlich trotzig bin.
Josef Hader, Kabarettist und Schauspieler
… ist österreichischer Kabarettist, Schauspieler und Regisseur. Er wurde mit Programmen wie "Hader muss weg" bekannt und prägte das österreichische Kabarett mit bitterkomischen und gesellschaftskritischen Figuren.
ZDFheute: Trotzig sind Sie also. Was sehen Sie noch für Parallelen mit Ihrer Figur?
Hader: Ich bin so wie der Schuster im Grund ziemlich feig und gehe Konflikten aus dem Weg. Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch, der versucht, über den Humor mit seinen Mitmenschen zurechtzukommen. Und manchmal lasse ich mich auch zu etwas überreden, was ich gar nicht will.
Man könnte also sagen, auch ich führe einen lebenslangen Kampf, der zu werden, der ich bin.
Josef Hader, Kabarettist und Schauspieler
In diesem Sinn hoffe ich sehr auf den Altersstarrsinn, dass der mich noch ein bisschen kantiger macht.
Für seinen Film "Andrea lässt sich scheiden" erhält Josef Hader den Ernst-Lubitsch-Preis in Berlin. Nicht nur übernahm er Regie und Drehbuch, sondern auch eine eigene Rolle in der Komödie.
30.10.2025 | 0:31 minZDFheute: Sie haben die Atmosphäre am Set als besonders beschrieben. Was brauchen Sie, um wirklich gut arbeiten zu können?
Hader: Zum Beispiel diese besondere Atmosphäre von Regisseur Matti Geschonneck bei diesem Projekt: Das war großartig.
Ich kann ja nicht spielen, wenn da ein Regisseur am Set herumschreit.
Josef Hader, Kabarettist und Schauspieler
Da geh’ ich ein wie eine Blume ohne Wasser. Der Matti hat auf alle Fälle ein Spezialmittel, mit dem er uns alle gegossen hat, dadurch sind wir aufgeblüht.
Matti Geschonneck im Gespräch über seinen historischen Zweiteiler, in dem er davon erzählt, wie der Faschismus in die bayerische Provinz einzog.
07.11.2025 | 6:03 minZDFheute: Der Film beruht auf dem Roman "Unruhe um einen Friedfertigen" des bayerischen Schriftstellers Oskar Maria Graf. Kannten Sie das Buch?
Hader: Graf ist in Bayern ein Begriff, in Österreich weniger. Er beschreibt ein bayerisches Dorf in der Zwischenkriegszeit, in der Ideologien über Menschen hereinbrechen. Alle Gewissheiten, die man damals aus der Kaiserzeit hatte, sind vollkommen weggebrochen.
Das hat viel zu tun mit unserer Gegenwart. Es ist auf eine sehr unangenehme Weise aktuell.
Josef Hader, Kabarettist und Schauspieler
"Sturm kommt auf" - Am 10. November um 20:15 Uhr im ZDF und schon jetzt im ZDF Streaming-Portal:
Die beklemmende Darstellung des aufkommenden Faschismus in der Provinz anhand der bewegten, gleichsam berührenden Geschichte des Schusters Julius Kraus.
10.11.2025 | 89:32 minZDFheute: Haben Sie als Kabarettist es heutzutage schwerer, Witze zu machen?
Hader: Wenn ich als Kabarettist in den letzten Jahren in meiner Arbeit vorsichtiger geworden wäre, würde ich es natürlich hier nicht zugeben. Aber ich glaube, das ist nicht so. Seit ich diesen Beruf mache, versuche ich immer die Zeit und die gesellschaftliche Stimmung am Kragen zu packen. Und irgendwann schreibt man sich dann in so einen Rauschzustand hinein, dass man keine Angst mehr hat, vor niemandem.
ZDFheute: Herr Hader, vielen Dank für das Gespräch.
Christiane Lange ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Bayern.
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