Party, Protest und Pop-Oper: So lief der ESC in Basel
Party, Protest und Pop-Oper:So lief der ESC in Basel
von Luisa Houben, Basel
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Ausgelassene Partystimmung, politischer Protest und eine herausragende Pop-Oper: Das war der Eurovision Songcontest 2025 in Basel.
Überraschung beim ESC: Opernsänger JJ holt den Sieg für Österreich18.05.2025 | 1:57 min
Es war ein langersehntes Wiedersehen: Nach 36 Jahren gastierte der ESC wieder in der Schweiz - dem Land der allerersten Ausgabe. In Basel feierten Zehntausende Fans aus aller Welt die größte Live-Musikshow der Welt: die verrückten Songs, pompösen Bühnenshows und queere Fangemeinde.
Ein Riesenspaß in so politischen Zeiten. Es ist toll. Ich liebe es!
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Petrina aus Irland
Der ESC ist für alle, es macht sehr viel Spaß. Und: Es ist großartige Musik!
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Alex aus England
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir Schweizer so eine tolle Stimmung hinkriegen, so eine tolle Atmosphäre, so ein tolles Set-up. Ich bin richtig stolz!
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Jeanette aus der Schweiz
Insgesamt fand der ESC nun zum dritten Mal in der Schweiz statt. Zum ersten Mal 1956 bei der allerersten Ausgabe des Wettbewerbs. Zum zweiten Mal 1989 nachdem ein Jahr zuvor Celine Dion für sie gewonnen hatte.
Der Eurovision Song Contest sorgt für große Emotionen. In Basel herrschte viel Vorfreude, auch beim deutschen Act "Abor und Tynna".16.05.2025 | 4:23 min
Pro-Palästina-Proteste in Basler Innenstadt
Noch bevor die diesjährige Show beginnen konnte, überschatteten Proteste den Finalabend. In der Basler Innenstadt wehten Palästinensische Flaggen. Demonstrierende zündeten Bengalos, verbrannten eine USA-Flagge und eine Israel-Flagge. Außerdem zeigten sie Schilder mit Aufschriften wie "Dancing on the Graves of Gaza" oder "Boycott ESC". Ihr Protest richtete sich gegen die Teilnahme Israels am Wettbewerb. Außerdem forderten sie eine Waffenruhe in Gaza.
Teilnehmer der Pro Palestine Demonstration anlässlich des Eurovision Song Contest in Basel am 17.05.2025.
Quelle: picture alliance/KEYSTONE
Die Demo war laut Behörden nicht angemeldet gewesen. Als mehrere Hundert Teilnehmende versuchten in Richtung Messe zu ziehen, wo sich im "Eurovision Village" Tausende zum Public Viewing versammelt hatten, blockierte die Polizei. Beamte setzten zeitweise Tränengas ein.
Laut Polizeimeldung wurden drei Polizisten verletzt, als bei Personenkontrollen Böller gezündet wurden. Ein ZDF-Team vor Ort konnte außerdem beobachten, dass eine Demonstrantin vom Rettungsdienst versorgt wurde.
Der Eurovision Song Contest im Mai könnte wieder politisch werden. Israel schickt eine Überlebende des Hamas-Massakers. Yuval Raphael war am 7. Oktober auf dem Nova-Festival.
von Dominik Rzepka
Für Israel nahm Yuval Rafael am ESC teil. Sie überlebte das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023. Mit ihrem Song "New Day Will Rise" belegte sie am Ende den zweiten Platz. Beim ESC in Malmö im vergangenen Jahr hatte es ebenfalls Protest gegen Israel gegeben. Damals beteiligten sich daran deutlich mehr Menschen.
Österreicher begeistert mit Pop-Oper
Der Höhepunkt des ESC 2025: Der Sieg des Künstlers JJ für Österreich. Mit seiner Pop-Oper "Wasted Love" überzeugte er Fachjury wie Publikum.
Er hat so eine Hammerstimme, so eine einzigartige Stimme. Er hat es einfach verdient.
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Sarah aus Deutschland
Dir gehört jetzt die Welt, Junge. Wir sehen dich in Wien!
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Laura aus Großbritannien
Ein verdienter Sieg, findet ESC-Experte Daniel Kähler. "Beim ESC ist wichtig, dass man in Erinnerung bleibt beim Publikum. Und das hat JJ mit diesem Song wirklich geschafft."
Allein in Deutschland schauten mehr als neun Millionen Menschen zu. Weltweit waren es vergangenes Jahr mehr als 160 Millionen Zuschauende. Der ESC ist die größte Live-Musikshow der Welt.
Udo Jürgens 1966, Conchita Wurst 2014 und jetzt JJ: Österreich gewinnt zum dritten Mal den Eurovision Song Contest. Israel wird Zweiter, Deutschland Fünfzehnter.
von Dominik Rzepka, Basel
mit Video
Für Deutschland war das Geschwister-Duo Abor & Tynna angetreten. Sie holten mit ihrem Electro-Dance-Song "Baller" am Ende Platz 15. Da hatten sich viele mehr versprochen.
Ich bin ein bisschen traurig. Wir haben uns so gefreut, endlich mal ein guter Song für Deutschland.
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Cynthia aus Deutschland
Ich hätte mir persönlich schon einen besseren Platz gewünscht, aber 15 - man nimmt, was man kriegt.
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Serge aus Deutschland
Laut ESC-Experte Kähler fehlte der "Baller"-Performance für mehr ein "Wow-Moment". "Dazu kommt, dass Tynna noch ein bisschen mehr Live-Erfahrung hätte gebrauchen können und sich noch ein bisschen hätte wohler auf der Bühne fühlen können", sagt er im Interview mit ZDFheute. Mit Platz 15 könne man zufrieden sein.
Bei der Vorauswahl für den Eurovision Song Contest setzte sich das Geschwister-Duo Abor und Tynna knapp gegen die Mitbewerber durch.02.03.2025 | 0:20 min
Ausgelassen getanzt wurde bis spät in die Nacht trotzdem - zu "Baller" und vielen der anderen 26 Finalsongs. Denn für viele Fans geht es um mehr als die Punktevergabe. Sie feiern den ESC als Fest der Vielfalt und als Safe Space für queere Menschen.
Weil [die Fangemeinde] ganz viel Identität stiftet. Für ganz viele Menschen, auch für mich und mein eigenes Leben. Es ist einfach schön einmal im Jahr einen Ort zu finden mit Menschen, die genau dasselbe Schicksal haben.
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Marc aus Deutschland
Und wer sich doch wünschen würde, dass Deutschland mal wieder besser abschneidet: ESC-Expert Daniel Kähler erkennt einen Aufschwung, nachdem wie im vergangenen Jahr ein Platz im Mittelfeld drin war. "Ich hab' das Gefühl, wir sind aus dieser 'Null-Punkte-Letzter-Platz-Phase' raus."
Luisa Houben berichtet für das ZDF aus der Schweiz und Baden-Württemberg.