Gedenken in Bergen-Belsen: "Aber ich überlebte" das KZ

Gedenken 80 Jahre nach Befreiung:"Aber ich überlebte" das KZ Bergen-Belsen

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Als Kinder überlebten sie das KZ Bergen-Belsen, nun sind sie zum Gedenken zurück: Die Geschichte von Greet und Robert Coopman soll ein Vorbild für künftige Generationen sein.

Holocaust-Überlebende Greet Coopman hält eine Rede während einer Gedenkfeier in der Gedenkstätte Bergen-Belsen in Lohheide
Holocaust-Überlebende Greet Coopman hält eine Rede während einer Gedenkfeier in der Gedenkstätte Bergen-Belsen.
Quelle: AFP

Greet Coopman tritt an das Mikrofon vor der Inschriftenwand, die an die Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erinnert. Eine 82-jährige Frau, weißhaarig und elegant gekleidet. Greet Troostwijk, so hieß sie damals, war noch keine zwei Jahre alt und Waise, als sie und ihr heutiger Mann Robert Coopman aus dem Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden deportiert wurden. Auf Englisch sagt sie:

Aber ich überlebte.

Greet Coopman, Überlebende von Bergen-Belsen

80 Jahre nach der Befreiung ist sie mit ihrem Mann noch einmal an den Ort gekommen, in dem sie beide schon als Kinder waren. Zusammen sitzen sie zwischen anderen Überlebenden des Konzentrationslagers. Das Paar aus Israel gehört zu den mehr als 50 Überlebenden, die noch zu der Gedenkveranstaltung auf dem Gelände der Gedenkstätte Bergen-Belsen gekommen sind.
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Viele Kinder im Konzentrationslager Bergen-Belsen

In dem früheren KZ Bergen-Belsen waren etwa 3.500 Kinder unter 15 Jahren inhaftiert. Zu ihnen zählen sich auch die Coopmans, obwohl sie keine eigenen Erinnerungen an die Zeit im Lager haben. "Unsere Geschichte ist zweifellos eine Geschichte des Überlebens und des Versuchs, nicht nur für unsere Familie, sondern auch für zukünftige Generationen ein Vorbild zu sein", sagt sie.
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Greet und Robert Coopmans Geschichte macht den Rassenwahn der Nazis in besonderer Weise deutlich. Beide gehörten zu einer Gruppe von 51 Mädchen und Jungen aus den Niederlanden, die damals "unbekannte Kinder" genannt wurden.
Um ihnen das Leben zu retten, hatten ihre jüdischen Eltern sie versteckt, zumeist bei Pflegefamilien. Doch viele wurden verraten. Dass sie am Leben blieben, führen Experten auch darauf zurück, dass ihre Pflegeeltern und Beschützer gezielt Zweifel an ihrer jüdischen Herkunft streuten.
In mehreren ehemaligen Konzentrationslagern fanden heute Gedenkveranstaltungen statt. Welche Lehren und Mahnungen die Gedenkenden ansprachen:
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"Dem Leben eine lebenswerte Chance geben"

Robert Coopman wusste lange Zeit nicht einmal, dass auch er zu den "unbekannten Kindern" gehörte. Erst Recherchen anderer brachten es viel später an den Tag, wie seine Frau erzählt:

Im Jahr 2002, nach 37 Jahren Ehe, wurde klar, dass mein Mann und ich, ohne es zu wissen, im selben Transport nach Bergen-Belsen per Zug waren.

Greet Coopman, Überlebende von Bergen-Belsen

Die Zuhörenden lachen, als sie hinzufügt: "Dieses Szenario wäre ein gutes Drehbuch für eine 'Liebesgeschichte à la Hollywood' gewesen."
Doch Greet Coopman erinnert auch an ihre Eltern und den erst acht Monate alten Bruder, die in Auschwitz ermordet wurden. Sie betont, es sei wichtig, Lektionen der Vergangenheit zu lernen. "Um dem Leben eine lebenswerte Chance zu geben."
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Quelle: epd

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