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Update am Abend:"Seltsame" Zölle, Bagger und Barbie - der Tag
von Thorsten Duin
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Guten Abend,
auf den Weihnachtsinseln reibt man sich verwundert die Augen: Der US-Zoll-Tsunami macht auch vor dem Atoll im Indischen Ozean nicht halt. Zehn Prozent - so viel wie gegen Australien, wozu die Inseln politisch gehören. Und das, obwohl das autonome Gebiet überhaupt nichts in die USA exportiert, wundert sich der lokale Regierungschef Gordon Thomson. Im Gegenteil. Seit Jahrzehnten kaufe man Bergbau-Gerät aus den USA ein.
Warum wer wie von der US-Regierung zur Kasse gebeten wird, ist noch weniger durchschaubar als etwa die deutschen Mehrwertsteuersätze. Die US-Regierung hat für jedes Land eine Gegenrechnung auf dessen Zölle, andere Handelshemmnisse oder "Währungsmanipulationen" aufgemacht - heraus kam, was die EU schon im Vorfeld schlicht als Willkür kritisierte. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck bezeichnet "die ganze Logik" als "in jeder Hinsicht falsch".
Trump lasse Entscheidendes außen vor, erklärt ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann im Morgenmagazin: Nur auf die gehandelten Waren zu schauen, reiche nicht aus. Nicht berücksichtigt habe die US-Regierungen etwa IT-Dienstleistungen.
Volkswirtschaftlich sei Trumps Politik "völliger Unsinn", urteilt Laura von Daniels, Forschungsleiterin Amerika der Stiftung Wissenschaft und Politik. Umfragen zufolge befürchtet eine breite Mehrheit der US-Bevölkerung, dass die höheren Zölle die Preise für Lebensmittel und andere Verbrauchsgüter im eigenen Land in die Höhe treiben.
Von Regierungen über Branchenvertreter bis zu Fachleuten - die Sonderzölle lösen heute rund um den Globus scharfe Kritik aus. An den Börsen geht es kräftig abwärts. Weltweit wird an Gegenmaßnahmen gearbeitet - so auch in der EU oder China. Auch werden mögliche Deals erwogen. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic will am Freitag mit Vertretern der US-Regierung sprechen. "Wir werden jedoch nicht tatenlos zusehen, sollten wir keine faire Vereinbarung erreichen können."
Australiens Premier Anthony Albanese äußert sich mit Blick auf den Zehn-Prozent-Aufschlag für sein Land derweil relativ gelassen. "Ein bisschen seltsam" sei aber schon, dass Exporte der ebenfalls zu Australien gehörenden Heard- und McDonald-Inseln mit Zöllen belegt werden - obwohl da nur Robben, Pinguine und anderen Vögel wohnten.
Angriff auf den Welthandel - Trumps Zollpolitik ist auch Thema bei einem ZDF spezial um 19:25 Uhr.
Ungarn will Strafgerichtshof verlassen
Die Bekanntgabe erfolgt zeitgleich mit dem Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Ungarn: Die Regierung in Budapest kündigt den Rückzug des Landes aus dem Internationalen Strafgerichtshof an. Mitgliedsstaaten des Haager Tribunals sind verpflichtet, Verdächtige, gegen die ein Haftbefehl ergangen ist, festzusetzen, wenn diese ihr Staatsgebiet betreten - wozu auch Netanjahu gehört. Gegen ihn liegt ein vom IStGH ausgestellter Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen vor. Das Gericht hat jedoch keine Mittel, das auch durchzusetzen. Ungarns Regierungschefs Viktor Orban bezeichnet den Haftbefehl gegen Netanjahu als unverschämt und zynisch.
Wider die Geschlechterklischees
Jungs Bagger, Mädchen Barbie? Geschlechterklischees prägen oft schon die Kindheit - und sie ziehen sich bis zur Berufswahl. Immer noch. In Studiengängen wie Ingenieurswissenschaften oder Informatik sind Frauen deutlich unterrepräsentiert, dagegen sind beispielsweise nur zwei Prozent der Medizinischen Fachangestellten männlich. Jobs mit großem Fachkräftemangel übrigens. Der Girls'Day und Boys'Day soll das aufbrechen: Mädchen und Jungen sollen an diesem jährlichen Aktionstag Einblicke in verschiedene Berufsfelder bekommen. Aber die Bretter sind dick. In vielen Familien werde nach wie vor bereits von klein auf vermittelt, was als "typisch männlich" oder "typisch weiblich" gilt, sagen Experten.
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Zahl des Tages
Von den Alpen bis nach Sylt für neun Euro - so ging's los. Mittlerweile kostet das Deutschlandticket 58 Euro, weitere Preissteigerungen nicht ausgeschlossen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert für ärmere Menschen ein 25 Euro teures "Deutschlandticket sozial" - und zwar flächendeckend. In 243 von 497 Landkreisen gebe es gar keine Vergünstigungen für Bedürftige, rügt der Sozialverband.
Ein Lichtblick
Die Designerin Vera Fernandes arbeitet ausschließlich mit Resten der Textilfabriken - und ihre Auftragsbücher sind voll. Wer die Krise der Textilindustrie in Portugal überstand, setzt auf Qualität und vor allem auf Nachhaltigkeit. Mit neuen Techniken zur Wasser- und Materialeinsparung und der Umstellung auf neue, umwelt- und ressourcenschonende Produktionsmethoden, wie Anna Warsberg berichtet:
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Streaming-Tipps für den Feierabend
So mancher fordert mit Blick auf die steigenden Preise schon eine "Dönerpreisbremse". Aber welche versteckten Kosten sind noch so in der Kalkulation mit drin? Und was wäre, wenn man noch die Folgen für die Umwelt einrechnen würde? Die Doku-Reihe True Cost ermittelt den wahren Preis. (28 Minuten)
Schräge Gäste, unerwartete Herausforderungen und eine Hausbesitzerin, die den Laden um jeden Preis loswerden will: Als Fred vorübergehend seinen Stamm-Späti übernimmt, ahnt er nicht, was auf ihn zukommt. (Staffel eins, acht Folgen à ca. 22 Minuten)
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