Munition in der Ostsee immer noch ein Problem: Forscher warnen

Forscher warnen vor tickenden Zeitbomben:Wie Kriegsmüll Nord- und Ostsee bedroht

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In Nord- und Ostsee rosten Millionen Tonnen Weltkriegsmunition. TNT, Phosphor und chemische Stoffe gelangen ins Meer. Forschende warnen: Die Zeit zum Handeln wird knapp.

obere Bildhälfte Küste an der Ostsee mit Leuchtturm und Seegras, unteren Bildhälfte Unterwasseraufnahme mit verrosteter Munition

Alte Bomben, auch Chemiewaffen, wurden am Ende des Zweiten Weltkrieges im Meer und in Seen versenkt. Jetzt müssen sie geborgen werden - ein lebensgefährlicher Job.

21.11.2025 | 13:05 min

Unter der Wasseroberfläche der deutschen Küsten lauert ein unsichtbares Erbe des Zweiten Weltkriegs: korrodierende Minen, Granaten, Brandbomben und chemische Kampfstoffe. Rund 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition liegen in Nord- und Ostsee - und zerfallen immer schneller. Forschende warnen: Das Zeitfenster, um zu handeln, schließt sich.

Tödliche Altlasten auf dem Meeresgrund

Die Kolberger Heide vor der Küste Schleswig-Holsteins wirkt idyllisch - doch am Grund liegen zehntausende Objekte voller TNT und anderer Sprengstoffe. Wissenschaftstaucher dokumentieren ihren Zustand. Viele Hüllen sind noch intakt, manche aber bereits offen, der chemische Inhalt tritt aus. Auch an anderen Stellen in der Ostsee gibt es bereits Probleme.

Wir sehen bereits heute hohe Konzentrationen krebserregender Stoffe in der Lübecker Bucht - verursacht von nur wenigen Objekten.

Torsten Frey, GEOMAR-Institut

Dazu gehören TNT und seine Abbauprodukte, die sich im Wasser lösen und über Muscheln und Fische in die Nahrungskette gelangen.

obere Bildhälfte: eine malerische Fachwerkhäuserzeile; untere Bildhälfte: Erdreich mit Sondermüll

Tief unter der Erde lagert Giftmüll. Die Schächte gelten als sicher - aber trotzdem können Unglücke passieren, Wasser einbrechen - eine tickende Zeitbombe unter unseren Füßen!

21.11.2025 | 13:14 min

Weißer Phosphor wird manchmal angespült

An Stränden der Ost- und Nordsee kommt es sogar immer wieder vor, dass weißer Phosphor aus alten Brandbomben angespült wird. Er sieht Bernstein täuschend ähnlich. Wer ihn als vermeintlichen Bernsteinfund einsteckt, kann schwere Verbrennungen erleiden, denn das Material entzündet sich bei Wärme selbst. Diese Gefahr ist zwar sichtbar, das eigentliche Problem aber liegt unsichtbar in mehreren Metern Tiefe.

 Die "USS West Virgina" nach Luftangriff auf Pearl Harbor.

Kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges kündigt sich ein neuer an, der auch auf den Ozeanen geführt wird. Das neue Machtsymbol der Meere werden Flugzeugträger.

02.09.2021 | 44:36 min

TNT im Meer: Wachsendes Krebsrisiko für Tiere

Am Institut für Toxikologie der Universität Kiel verfolgt Edmund Maser, was geschieht, wenn TNT und andere Sprengstoffe ins Meereswasser gelangen. Die Proben zeigen alarmierende Werte. In unmittelbarer Nähe von offenliegenden TNT-Brocken haben die Forschenden sehr hohe Konzentrationen gemessen. Muscheln aus diesen Bereichen enthalten ebenfalls große Mengen des Stoffes.

Noch gravierender sind die Befunde bei Fischen: Es treten vermehrt Lebertumore auf, die eindeutig auf die Schadstoffe zurückzuführen sind. Maser warnt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis die Belastungen auch für Menschen relevant werden könnten, wenn nichts unternommen wird.

Uli Kunz am Strand der Nordsee mit Alge im der Hand

Meeresbiologe und Forschungstaucher Uli Kunz ist in der Nordsee unterwegs. Von Kelpwäldern, Riesenhaien und Spuren steinzeitlichen Lebens.

03.04.2022 | 43:30 min

Erste Rückholaktion von Kriegsmunition im Jahr 2024

Obwohl das Problem seit Jahrzehnten bekannt ist, schob man die Verantwortung immer weiter. Küstenländer und Bund stritten um Zuständigkeiten, internationale Absprachen verzögerten sich und vor allem: Die Kosten für eine umfassende Bergung schienen lange zu hoch.

Erst 2024 begann in der Lübecker Bucht eine erste Rückholaktion - im kleinen Maßstab, um überhaupt Methoden zu entwickeln, die sich für die riesigen Mengen eignen. Klar ist: Der Aufwand wird enorm sein, finanziell und logistisch.

Uli Kunz sitzt am Sanstrand der Ostsee.

Meeresbiologe und Forschungstaucher Uli Kunz ist in der Ostsee unterwegs und hat so einiges Erstaunliches und auch Beunruhigendes entdeckt. Von Geisternetzen und CO2-Speichern.

10.04.2022 | 43:30 min

Die Zeit drängt: Metallhüllen der Kampfmittel rosten

Während die Metallhüllen der Kampfmittel weiter rosten, gelangen immer mehr Schadstoffe in die Umwelt. TNT, Nitrobene, Schwermetalle und Kampfmittelreste finden ihren Weg in Muscheln, Fische und das Wasser, das sich entlang der Küstenströme weiter verteilt. Jede weitere Verzögerung macht die Bergung schwieriger und teurer - und erhöht das Risiko, dass weite Bereiche der Ostsee dauerhaft geschädigt werden. Torsten Frey vom GEOMAR-Institut bringt es auf den Punkt: Es sei zu lange gewartet worden. Nun dränge die Zeit.

Technisch ist die Bergung heute möglich, doch die Mengen sind gewaltig. Fachleute gehen davon aus, dass die Räumung Jahrzehnte dauern wird. Für die Küstenregionen bedeutet das, dass sie noch lange mit den Altlasten leben müssen. Aber die Alternative - weiter abzuwarten - wäre langfristig weit gefährlicher.

obere Bildhälfte: ein Kaliberg in Thüringen; untere Bildhälfte: ein verschmutztes Gewässer, 2 tote Fische

Gigantische Salzhalden können über viele Jahre hinaus Umweltprobleme bereiten - wie kann die Wissenschaft der tickenden Zeitbombe Salz begegnen?

21.11.2025 | 13:15 min

Phosphor am Strand, TNT im Meer, chemische Kampfstoffe im Sediment: Die Munition aus dem Zweiten Weltkrieg ist kein Kapitel der Vergangenheit, sondern eine reale Bedrohung der Gegenwart. Die Wissenschaft ist eindeutig: Die Bergung muss beginnen, bevor die tickenden Zeitbomben endgültig versagen und die Umwelt in einem Ausmaß schädigen, das kaum noch beherrschbar wäre.

Wrackteile in der Lagune von Chuuk

Etwa drei Millionen Wracks liegen weltweit auf dem Grund der Gewässer. Plünderer und der biologische Verfall sind eine ernste Bedrohung für sie.

11.08.2019 | 43:30 min

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Quelle: dpa

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Quelle: ZDF
Über dieses Thema berichtete 3sat in der Sendung NANO am 25.11.2025 ab 18:30 Uhr.

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