Wirkstoff Donanemab: Zweiter Alzheimer-Wirkstoff zugelassen

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Wirkstoff Donanemab:Zweiter Alzheimer-Wirkstoff zugelassen - wem hilft er?

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Nach Lecanemab hat die EU-Kommission auch den Wirkstoff Donanemab zugelassen. Sie sollen den Krankheitsverlauf von Alzheimer verzögern - doch nicht alle Patienten kommen in Frage.

Donanemab

Donanemab ist nach Lecanemab der zweite Wirkstoff gegen Alzheimer, der nun zugelassen wurde.

Quelle: lilly.com

Die Kommission der Europäischen Union hat nach Lecanemab nun auch Donanemab als Alzheimer-Therapie zugelassen. Das Medikament namens Leqembi mit dem Wirkstoff Lecanemab ist seit 1. September in Deutschland verfügbar, bei Donanemab wird es voraussichtlich noch einige Monate dauern.

Die Wirkstoffe gelten als Hoffnungsschimmer, sind allerdings nur für einen sehr kleinen Teil der Betroffenen geeignet. Dabei geht es nicht um Heilung, sondern nur um eine Verzögerung des Verlaufs um wenige Monate.

Ein Klebezettel mit dem Schriftzug «Herd aus?» klebt an einem Herd neben den Drehknöpfen.

Ein neues Medikament gegen Alzheimer kommt im September auf den Markt. Leqembi bekämpft die Ursachen der Krankheit, kommt jedoch nur für wenige Patienten in Frage.

25.08.2025 | 1:45 min

Was ist das Besondere an Lecanemab und Donanemab?

Bisherige Alzheimer-Therapien behandeln nur Symptome der Krankheit, aber nicht ursächliche Prozesse im Gehirn. Das ist bei Lecanemab (Handelsname Leqembi) und Donanemab (Handelsname Kisunla) anders: Beide Antikörper richten sich gegen Amyloid-Ablagerungen im Gehirn, die mit dem Absterben der Nervenzellen bei Alzheimer in Verbindung gebracht werden.

Sie sollen bei Alzheimer im frühen Stadium den kognitiven Abbau etwas verlangsamen. Ein Verbesserung oder gar Heilung durch das Mittel ist weiterhin nicht in Sicht.

Ein Gehirn aus Papier auf einem holzernen Untergrund

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Wer kann die Wirkstoffe nutzen?

Geschätzt erfüllt nur etwa einer von hundert Menschen mit Alzheimer-Demenz alle Voraussetzungen für die Behandlung. "Vermutlich wird die Zahl eher niedriger sein", nimmt Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), an. Bei geschätzt etwa 1,2 Millionen Alzheimer-Erkrankten in Deutschland wären das weniger als 12.000 Menschen.

Grund ist vor allem, dass die Entfernung der Amyloid-Plaques nichts mehr bringt, wenn sie schon irreversible Schäden im Gehirn angerichtet haben. Die Antikörper sollen darum nur im frühen Stadium der Krankheit, bei nur leichter kognitiver Beeinträchtigung eingesetzt werden. Experten zählen dazu die ersten drei Jahre.

Laut der Initiative Alzheimer Forschung gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen "Kopfschmerzen, allergische Reaktionen während oder nach der Infusion und potenziell ernsthafte Veränderungen im Gehirn, sogenannte ARIA, die Hirnschwellungen oder Hirnblutungen bedeuten." Diese Nebenwirkungen seien bei 37 Prozent der Probanden aufgetreten, "in den meisten Fällen allerdings symptomlos." Schließe man jedoch Menschen mit doppelter Kopie des ApoE4-Gens aus, sinke die Wahrscheinlichkeit der Nebenwirkungen auf 33 Prozent.

Quelle: Alzheimer Forschung Initiative


In Deutschland befinden sich aktuell schätzungsweise etwa 250.000 Menschen in dieser Frühphase. Die Mittel sollen zudem nur Alzheimer-Patienten bekommen, die keine oder maximal eine Kopie von ApoE4 haben, einer Variante des Gens für das Protein Apolipoprotein E. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit für Schwellungen und Blutungen im Gehirn im Zuge der Behandlung geringer als bei Menschen mit zwei ApoE4-Kopien.

Das Medikament Leqembi in Fläschchen. Im Hintergrund steht die Verpackung des Medikaments

Im September kommt ein Medikament gegen Alzheimer auf den Markt. Es kann die Krankheit nicht heilen, aber bei einem Teil der Patienten das Fortschreiten der Demenz verzögern.

25.08.2025 | 1:34 min

Hinzu kommen weitere einschränkende Voraussetzungen, zum Beispiel dürfen keine Gerinnungshemmer eingenommen werden. Bei Frauen ist der beobachtete klinische Effekt der Behandlung zudem wohl noch geringer als bei Männern - das Risiko für Nebenwirkungen hingegen höher.

Ob sie in der Bilanz überhaupt merklich profitieren, ist der Alzheimer Forschung Initiative zufolge noch unklar. Bei Frauen werde eine noch kritischere Nutzen-Risikoabwägung erfolgen müssen, sagt auch Berlit. Rund zwei Drittel aller Menschen mit Alzheimer sind Frauen.

Lecanemab wird als Infusion alle zwei Wochen verabreicht. Bei gut einem Viertel der Patienten kam es unter Lecanemab zu infusionsbedingten Reaktionen wie Schüttelfrost, Übelkeit oder Hautausschlag.

Bei 13 Prozent der Studienteilnehmer, die den Wirkstoff erhielten, verursachte er begrenzte Hirnschwellungen (Hirnödeme). Bei 17 Prozent traten - meist kleine - Blutungen in bestimmten Bereichen im Gehirn auf. Die Hirnveränderungen waren in der Mehrzahl der Fälle nur in der Kernspin-Tomografie (MRT) des Gehirns nachweisbar und verursachten keine klinischen Symptome.

Bei rund drei Prozent der Studienteilnehmenden, die Lecanemab erhielten, ging eine Hirnschwellung jedoch auch mit klinischen Symptomen einher, zumeist mit Kopfschmerzen, Sehstörungen und Verwirrtheit.

Bei 0,7 Prozent der mit Lecanemab behandelten Teilnehmenden trat eine große Hirnblutung mit zum Teil schweren neurologischen Symptomen auf.

Quelle: Faktencheck der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V.


Wie verläuft die Behandlung?

Zunächst wird diagnostisch abgeklärt, ob ein Patient überhaupt für die Behandlung infrage kommt. Alzheimer muss gesichert durch Biomarker-Tests nachgewiesen sein, gefolgt von einem genetischen Test zur ApoE4-Variante. Lecanemab wird dann alle zwei Wochen intravenös verabreicht, Donanemab alle vier Wochen.

Zur Risikominimierung mit Blick auf die möglichen Schwellungen und Mikroblutungen im Gehirn werden vor Beginn der Behandlung und auch später regelmäßig MRT-Scans durchgeführt, zusätzliche Scans bei Warnzeichen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schwindel.

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Die Patientinnen und Patienten müssen also mobil und körperlich belastbar sein. Anzunehmen ist, dass sich ein Teil der potenziellen Nutzer diesem aufwendigen Prozedere nicht aussetzen möchte oder kann. Die meisten Alzheimer-Betroffenen sind älter als 80 Jahre, nur in seltenen Fällen beginnt die Krankheit vor dem 65. Lebensjahr.

Die Behandlung wird Berlit zufolge beendet, wenn sich die Alzheimer-Erkrankung merklich verschlechtert und in ein mittelschweres Stadium übergeht.

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Was können Betroffene erwarten?

Die der Zulassung zugrunde liegenden Studiendaten weisen auf einen um einige Monate verzögerten kognitiven Abbau hin. Donanemab entfernt Berlit zufolge Ablagerungen etwas deutlicher als Lecanemab und könnte das Voranschreiten der Krankheit um bis zu sechs Monate verlangsamen.

Quelle: dpa
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