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"Das ist Chaos":Wie die Welt auf Trumps Zollwende reagiert
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Erst der Schock, jetzt vielfach Erleichterung: Doch ist Trumps Zollpause wirklich schon eine Wende? Reaktionen von Politikern und Ökonomen.
Erleichterung über eine Zollpause für viele Länder, aber auch Kritik am Hin und Her bei den US-Zöllen: US-Präsident Donald Trump löste mit seiner überraschenden Wende in der Zollpolitik zwar zunächst Euphorie an den Börsen aus, doch die Reaktionen fielen unterschiedlich aus.
Trump hat angekündigt, die gerade erst in Kraft getretenen Zölle für 90 Tage auszusetzen. Während dieses Zeitraums gelte ein gesenkter Zollsatz in Höhe von zehn Prozent für alle betroffenen Länder bis auf China, verkündete er auf der Online-Plattform Truth Social. Der Handelskonflikt mit China eskaliert dagegen: Trump erhöhte den Zollsatz auf 125 Prozent, China erhob Vergeltungszölle von 84 Prozent.
Merz: Zollpause ist eine Folge von EU-Geschlossenheit
Der voraussichtliche künftige Kanzler Friedrich Merz (CDU) wertete die Wende als "eine Reaktion auf die Entschlossenheit der Europäer". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe klargemacht, dass Europa entschlossen sei, sich zu wehren, sagte Merz in der Sendung "RTL Direkt". Nun zeige sich, "Geschlossenheit hilft". Merz betonte:
Am besten machen wir alle zusammen im transatlantischen Handel null Prozent Zölle. Und dann ist das Problem gelöst.
Friedrich Merz, CDU-Chef
Von der Leyen nennt Trumps Entscheidung "wichtigen Schritt"
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte das teilweise Einlenken von US-Präsident Donald Trump im internationalen Zollkonflikt. Es sei ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Wirtschaft, teilte sie mit. "Klare, vorhersehbare Bedingungen sind für das Funktionieren von Handel und Lieferketten unerlässlich." Die Europäische Union setze sich weiterhin für konstruktive Verhandlungen mit den USA ein, mit dem Ziel, einen reibungslosen und für beide Seiten vorteilhaften Handel zu erreichen.
Handelsexpertin: "Die Kuh ist noch nicht vom Eis"
Die US-Handelsexpertin Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte der Deutschen Presse-Agentur, für die EU und andere Handelspartner sei diese Pause eine gute Nachricht. Doch die zehn Prozent gelten eben weiter - und wohl auch die Auto-Zölle, die insbesondere den deutschen Markt schwer treffen.
Weitere Zölle - etwa auf Pharmaprodukte - könnten außerdem folgen. "Für die EU und die neue Bundesregierung heißt das: Die Kuh ist überhaupt noch nicht vom Eis", betonte von Daniels. Das Gleiche gilt auch für andere Handelspartner.
Scharfe Kritik und Vorwürfe von der US-Opposition
Der demokratische Minderheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, sagte zu dem Schwenk von Trump:
Das ist Chaos.
Dirk Schumer, US-Demokrat
Trump ändere "die Dinge von Tag zu Tag". Mit so einer Unberechenbarkeit lasse sich kein Land regieren.
Der demokratische Senator Adam Schiff schrieb auf der Plattform X, Trumps Hin und Her bei den Zöllen und die Marktschwankungen lieferten "gefährliche Möglichkeiten für Insider-Handel". Schiff fragte: "Wer in der Regierung wusste vorab von Trumps jüngstem Kurswechsel bei den Zöllen? Hat irgendjemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert?" Auch andere Demokraten verlangten Aufklärung dazu.
Ökonomen reagieren zurückhaltend
"Sie haben die Pausentaste gedrückt und der Markt jubelt", erklärte laut der Nachrichtenagentur Reuters der Chefinvestor von F/M Investments, Alex Morris. Doch sei ein guter Ausgang alles andere als sicher. Es gebe schließlich keine Garantie für Verhandlungslösungen binnen 90 Tagen. "Wir sind noch lange nicht über den Berg." Die Inflation könne in die Höhe schnellen, wenn die Menschen aus Unsicherheit über die Zölle Waren hamsterten.
Der Chefvolkswirt der VP Bank aus Liechtenstein, Thomas Gitzel, erklärte laut Reuters, an den Finanzmärkten werde die Aussetzung der Sonderzölle gefeiert. Für das globale Unternehmerlager blieben derweil vorerst die Unsicherheiten groß.
Die offene Frage ist: Kommt es tatsächlich zu einer Einigung - und wie sieht diese aus?
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank
Ungeklärt sei auch, wie China auf die weitere Erhöhung des Zollsatzes reagiere. Und für die europäische Automobilindustrie bleibe der Aufschlag von 25 Prozent eine Bürde. "Es ist also keineswegs so, dass sich nun der Zollstreit in Wohlgefallen aufgelöst hätte", erklärte Gitzel.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa, Reuters, AFP
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