Trumps Zölle: Was Volkswagen trotzdem hoffen lässt

Neue E-Autos und CO2-Grenzwerte:Talsohle durchschritten? Was VW hoffen lässt

Oliver Deuker
von Oliver Deuker
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Es war ein schweres Jahr bei VW, Absatzprobleme, verzögerte Modelloffensive, Tarifauseinandersetzung inklusive Streik. Doch Europas größter Autobauer schaut nach vorn - positiv.

Das E-Modell ID.7 von Volkswagen in der Fertigungshalle des VW-Werks.
Trotz schwierigem Jahr und den Importzöllen aus den USA blickt VW nach vorne. Lockerere Abgasgrenzwerte und neue E-Modelle sollen für Aufschwung sorgen.
Quelle: epa

Früher war alles anders, auch bei VW: Käfer, Bulli, Golf und Passat - Branchenprimus, Trendsetter, Verkaufsschlager. Heute hecheln die Wolfsburger häufig hinterher, vor allem im Bereich Software lief es nicht so wie erhofft; ein Problem vor allem im Massenmarkt China, wo das Auto zum fahrbaren PC mutierte - zu Dumpingpreisen.
Die Zeiten, in denen Volkswagen in die Volksrepublik um die 40 Prozent seiner Fahrzeuge verkaufte, sind vorbei. Im Vergleich 2023 zu 2024 büßten die Wolfsburger nochmal fast zehn Prozent ein. Allerdings: Bei den Verbrennern ist VW mit mehr als 20 Prozent Marktanteil auf dem chinesischen Markt weiter führend.
sgs - wolf neuhahn
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ID.7 beim ADAC-Test Spitzenreiter

Apropos führend. Das kann VW auch beim E-Fahrzeug. Der ID.7, eher eine elektrische Luxus-Familien-Kiste, wurde vor zwei Monaten vom ADAC zum Spitzenreiter gekrönt, zog dabei an vergleichbaren, aber teureren Porsche-, BMW- oder Mercedes-Modellen vorbei.
Doch Volkswagen und Luxussegment - schwierig. Branchenkenner erinnern sich an den VW Phaeton, Konkurrenz zum 7er BMW oder zur Mercedes S-Klasse. Der Phaeton, war laut Autoexperten der Beste, nur verkaufen ließ er sich schlecht. Hauptgrund: Das VW-Emblem.
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Volkswagen ohne Volkswagen

VW fehle der Volkswagen, habe im Billigsegment nichts im Portfolio, kritisieren Branchenkenner, ein strategischer Fehler, der VW gute Verkaufszahlen koste, heißt es. Da sei schon was dran, aber: "Der günstige E-Kleinwagen rechnete sich nicht, da hat man, siehe Modell E-Up, ordentlich draufgelegt. Zu teuer noch war die Batterie und vieles drumherum", ist aus dem Unternehmen zu hören. Deshalb wurde die Produktion eingestellt.
Doch Ende des Jahres greift Volkswagen an. Der ID.2 für unter 25.000 Euro soll Volkswagen werden, 2027 kommt dann der ID.1 für unter 20.000 Euro, so der Plan. "Das große Geld verdient man damit auch nicht, aber anders als vor zwei oder drei Jahren sind zum Beispiel die Preise für die Batterie und anderes gesunken", erklärt VW.
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Zudem setzt der Konzern auf die Skalierungseffekte, also dass die Steigerung der Produktion bei den Kleinwagen die Produktionskosten senkt und der Erlös wächst - wenn auch im geringen Maße.

Hat VW nun die richtige Strategie?

2025 wird nochmal ein schwieriges Jahr, 2026 will VW dann aber auf Wettbewerbsniveau oder sogar weiter sein, ist aus Konzernkreisen zu entnehmen. Das heißt nicht, dass VW durch die Decke geht, wird relativiert. "Wir haben analysiert, dann die richtigen Konzepte und Strategien entwickelt und nun die richtigen Maßnahmen getroffen", heißt es weiter.
Dazu gehört vor allem der Sparkurs, der Ende des Jahres für große Konfrontation mit Gewerkschaft und Betriebsrat sorgte. Experten meinen, das war überfällig und richtig, die goldenen Zeiten waren bei VW schon länger vorbei, nur konnte eine Zeit lang das Chinageschäft die Verluste vor allem der Marke VW ausgleichen.

Trumps Zölle als Risiko

Donald Trumps Importzölle kommen zur Unzeit. VW habe deshalb direkten Kontakt zur US-Administration. Den Aufschlag an die Kunden weiterreichen - schwierig bis unmöglich.
Svenja Dohmeyer | ZDF-Reporterin in Hannover
Drohende Strafzölle für die EU würden besonders VW "schmerzhaft treffen", so ZDF-Reporterin Svenja Dohmeyer zu Auswirkungen amerikanischer Zölle auf die deutsche Automobilindustrie.03.02.2025 | 3:27 min
Ob CEO Oliver Blume mit Trump einen Deal machen kann? Unwahrscheinlich, dabei konnte VW gerade den Absatz in die Vereinigten Staaten 2024 auf fast 600.000 Autos steigern. Das Zollproblem teilt sich VW aber mit allen anderen Autobauern, selbst den Amerikanischen. Autos würden dann einfach teurer werden.

Hoffnung auf Flexibilisierung der Flottengrenzwerte

Positive Nachrichten, zumindest aus Autobauersicht, kommen aus Brüssel. Die Verschiebung der EU-Flottengrenzwerte um drei Jahre verschafft Luft in der Autokrise, verhindert wohl Strafzahlungen in Milliardenhöhe, auch bei VW.
Düsseldorf: Abgas kommt aus einem Auto im morgendlichen Berufsverkehr auf der Corneliusstraße.
Die EU verschiebt die Frist für Autohersteller, um die Flotten-Grenzwerte einzuhalten. Umweltschützer kritisieren die Entscheidung, die den Konzernen mehr Zeit gibt.03.03.2025 | 1:41 min
Der Boss Oliver Blume sieht darin eine große Chance für Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlichen Aufbruch - pure Freude, strategisch formuliert.
Oliver Deuker berichtet aus dem ZDF-Studio in Niedersachsen.

Blume will Klarheit zu Zöllen
:VW-Chef: Wir reden mit der Regierung Trump

VW-Chef Oliver Blume lehnt im Exklusiv-Interview eine neue Kaufprämie für E-Autos ab. Und er will Donald Trump davon überzeugen, sein Unternehmen von Zöllen zu verschonen.
von Florian Neuhann
Oliver Blume
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Quelle: dpa

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