Krisensitzung zum Bahnprojekt Stuttgart 21: Wie geht’s weiter?

Krisensitzung:Bahnprojekt Stuttgart 21: Wie geht’s weiter?

von Max Schwarz und Jakob Schelberger

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Nach der erneuten Verzögerung bei Stuttgart 21 zitieren die Projektpartner Bahnchefin Evelyn Palla nach Stuttgart. Worum es bei dem Treffen geht.

Construction site of Stuttgart 21 main train Station in Stuttgart

Die aktuellen Gesamtkosten für Stuttgart 21 belaufen sich auf über 11 Milliarden Euro. Die ursprüngliche Schätzung ging von 2,5 Milliarden Euro aus.

Quelle: epa

"Stuttgarter Jakobsweg" oder "Fernwanderweg Stuttgart": Es gibt inzwischen eine ganze Reihe an Begriffen für die Umwege, die Bahnreisende aufgrund der Stuttgart-21-Baustelle seit 2010 auf sich nehmen müssen.

Es ist eine Katastrophe für uns Pendler. Du kommst nicht zur Arbeit, es ist echt ein Unding.

Bernhard Schulz, Bahnkunde

Seit Kurzem ist der provisorische Bahnhofstunnel zu den Gleisen sogar als Route bei einer Wander-App gelistet. Und so sind die leidgeprüften Bahnkunden wohl die letzten, die das Fiasko um das Großprojekt noch halbwegs mit Humor nehmen.

06.11.2025, Hessen, Fulda: Evelyn Palla, neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn (DB), spricht auf der 5. Bundeskonferenz der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)

Bahnchefin Palla hat wegen der erneuten Verzögerungen beim Bahnprojekt Stuttgart 21 interne Untersuchungen angekündigt. Sie forderte Aufklärung über die Gründe der Verschiebung.

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Projektpartner verlieren Geduld

Nachdem Ende November bekannt wurde, dass die für Dezember 2026 geplante Teilinbetriebnahme von Stuttgart 21 erneut abgesagt wird, kippte bei den Projektpartnern, also dem Land Baden-Württemberg, der Region Stuttgart und der Stadt Stuttgart, endgültig die Stimmung.

Wie groß der Unmut über diesen Vorgang ist, zeigt nicht nur die Tatsache, dass noch vor Weihnachten der Lenkungskreis in einer Sondersitzung tagt, sondern auch, in welcher Besetzung. Erstmals seit über 15 Jahren nehmen der Ministerpräsident von Baden-Württemberg und die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn teil.

Die Baustelle des Bahnhofs Stuttgart 21

Wegen technischer Probleme verzögert sich die Eröffnung des Stuttgarter Tiefbahnhofs weiter. Dieser sollte laut DB-Chefin Palla eigentlich im Dezember 2026 fertiggestellt werden.

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Bahnchefin Palla zum Rapport bestellt

Evelyn Palla wird sich unangenehmen Fragen stellen müssen. Was sind die Gründe für die erneute Verschiebung? Die Bahn nannte dafür zuletzt technische Probleme bei der Digitalisierung des Bahnknotens Stuttgarts. Ein politisch gewolltes Pilotprojekt, mit dem die Leit- und Sicherungstechnik der Bahn im Großraum Stuttgart digitalisiert wird. Laut einem Bericht der FAZ soll es zudem an Gutachtern, Prüfsachverständigen sowie an Personal für die Sicherung von gesperrten Bahnstrecken und Bahnhöfen mangeln.

Einen neuen Termin für die Inbetriebnahme gibt es bisher nicht. Bahnchefin Palla hat zunächst interne Untersuchungen angekündigt, will lückenlos aufklären, warum die erneute Verschiebung erfolgen musste. Erst am Ende dieser Analyse soll ein neuer Termin genannt werden.

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Projektgegner: "Kopfbahnhof erhalten"

Dass Palla Stuttgart 21 zu Chefinnensache macht, wird unter den Projektpartnern honoriert. Und sogar Kritiker von Stuttgart finden lobende Worte für die neue Bahnchefin: "Ich finde es gut, dass sie jetzt erstmal eine Denkpause einlegt", sagt Werner Sauerborn vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 gegenüber ZDFheute. Er erwarte, dass sie jetzt die Fakten auf den Tisch lege und die richtigen Konsequenzen ziehe:

Kopfbahnhof erhalten, kein weiterer Tunnelbau und den Gäubahn-Anschluss erhalten.

Werner Sauerborn, Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21

Die aktuellen Gesamtkosten für Stuttgart 21 belaufen sich auf über 11 Milliarden Euro. Die ursprüngliche Schätzung ging mal von 2,5 Milliarden Euro aus. Durch die weitere Verzögerung dürften die Kosten wohl weiter steigen.

Für die meisten Bahnreisenden ist die Frage nach den Kosten aber eher zweitrangig. Sie erwarten, dass das Projekt endlich fertig wird. Am besten, so scherzen manche, bevor die Umleitungen unter Denkmalschutz gestellt werden.

Über dieses Thema berichtete heute journal update am 15.12.2025 um 01:00 Uhr und heute Xpress am 07.12.2025 um 09:55 Uhr.

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