Tausende Jobs in Gefahr:Lufthansa will Verwaltung wohl stark eindampfen
Die Lufthansa will offenbar durch einen größeren Jobabbau in der Verwaltung Kosten drücken. Konzernchef Carsten Spohr will die Sparpläne wohl kommende Woche vorstellen.
Lufthansa will offenbar viele Jobs in der Verwaltung streichen. ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann erläutert die Hintergründe.
26.09.2025 | 1:20 minLufthansa-Chef Carsten Spohr hat kurz vor einer wichtigen Investorenkonferenz weitere Sparpläne angekündigt. Auf einer internen Veranstaltung mit Mitarbeitenden erklärte Spohr am Freitag laut Redeauszug, welcher der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, die Kosten in der Verwaltung müssten um ein Fünftel sinken. "Verwaltungseffizienz bedeutet auch mittelfristig 20 Prozent weniger Leute in der Administration", ergänzte er. Das betreffe die gesamte Gruppe.
Damit bestätigte Spohr einen Reuters-Bericht, wonach einige Tausend Stellen in der Verwaltung bis 2030 wegfallen sollen. Die genaue Zahl ist zwei Insidern zufolge aber noch offen.
Der Plan soll am Montag auf einem Kapitalmarkttag in München mit anderen Maßnahmen des Sanierungsprogramms "Turnaround" für die derzeit unprofitable Kernmarke Lufthansa Airlines präsentiert werden.
Analysten: Personalkosten bei Lufthansa zu hoch
Analysten kritisieren den MDax-Konzern schon länger, zu wenig Gewinn zu erwirtschaften. Die Personalkosten bei der Lufthansa, die in Deutschland mit UFO, Verdi und der Vereinigung Cockpit (VC) kampfstarke Gewerkschaften im Haus hat, gelten als zu hoch.
Der Flugkonzern Lufthansa schrieb 2024 aufgrund von hohen Kosten und Streiks schlechte Zahlen. Im neuen Jahr sieht Konzernchef Spohr neue Chancen im Auslandsgeschäft.
06.03.2025 | 1:34 minVerdi kritisierte den Abbauplan. Marvin Reschinsky, Luftfahrtexperte von Verdi, sagte:
Einen Kahlschlag am Lufthansa-Boden zulasten der Beschäftigten werden wir nicht zulassen.
Marvin Reschinsky, Luftfahrtexperte von Verdi
Die VC bereitet gerade einen Streik für eine höhere betriebliche Altersversorgung der Lufthansa-Piloten vor.
Die Airline-Gruppe mit insgesamt 103.000 Beschäftigten kämpft nicht nur mit hohen Kosten. Im Unterschied zu anderen großen europäischen Airlines hat sie noch nicht die angebotene Kapazität und Produktivität von 2019 erreicht, dem Jahr vor der Corona-Krise.
Weniger Kosten, mehr Erlöse: 700 Maßnahmen geplant
Im vergangenen Jahr war die Lufthansa mit einer Marge von 4,4 Prozent weniger profitabel als die europäischen Rivalen IAG (13,8 Prozent) und Air France-KLM (5,1 Prozent). Die Kernmarkengruppe Lufthansa Airlines machte sogar Verlust. Deshalb wurde vor gut einem Jahr das Sanierungsprogramm "Turnaround" gestartet, mit mehr als 700 Maßnahmen für niedrigere Kosten und höhere Erlöse.
Das Unternehmen müsse seine Finanzkraft für notwendige Investitionen wie die Anschaffung neuer Flugzeuge stärken, erklärte Spohr. Dazu müsste eine Marge von acht bis zehn Prozent erreicht werden.
Nach jahrelangen Verhandlungen gehört die italienische Fluggesellschaft ITA Airways seit Anfang des Jahres zum Lufthansa-Konzern. Lufthansa sichert sich 41 Prozent der Anteile für 325 Millionen Euro.
17.01.2025 | 1:23 minSpohr will Investoren von Trendwende überzeugen
Lufthansa-Aktien bauten ihre Gewinne aus und lagen zeitweise mehr als zwei Prozent im Plus. Die schwache Ertragslage hat die Papiere belastet, die in den letzten sechs Monaten nur fünf Prozent zulegten, während der britische Rivale IAG 30 Prozent und Air France-KLM mehr als 20 Prozent Kursgewinne verbuchten. Mit dem ersten Kapitalmarkttag seit der Corona-Krise will Lufthansa-Chef Spohr die Investoren davon überzeugen, die Trendwende geschafft zu haben.
Nach dem Turnaround-Plan soll das Betriebsergebnis bis 2028 um brutto 2,5 Milliarden Euro im Jahr verbessert werden, Zwischenziel für 2026 sind 1,5 Milliarden Euro. Zwei Drittel sollen durch niedrigere Kosten, ein Drittel durch höhere Erlöse erreicht werden.
Gespräche mit den Gewerkschaften verliefen bisher aber ergebnislos, was Zugeständnisse in Tarifverträgen anbelangt. Die Arbeitgeberseite habe hohe Forderungen gestellt, ohne zu Gegenleistung bereit zu sein, hieß es von den Gewerkschaften.
Lufthansa will City und Discover Airlines ausbauen
Als Hebel zu steigender Produktivität wird die Lufthansa die kleineren Flugbetriebe City und Discover Airlines stärker ausbauen. Sie wurden eigens dazu gegründet, zu niedrigeren Personalkosten Zubringer- und Ferienflüge günstiger als die Premiummarke zu betreiben. VC und UFO kritisieren, dass die Hauptmarke auf diese Weise immer mehr schrumpft und absichtlich mit alterndem Fluggerät zu geringen Margen verdammt wird. Das streitet die Lufthansa ab.
An deutschen Flughäfen werden zunehmend Flüge gestrichen, da Kosten wie die Luftverkehrssteuer und Abgaben für Sicherheitskontrollen zu hoch seien – auch für die Lufthansa.
22.10.2024 | 1:47 minEffizienzen im Flugplan sollen auch durch bessere Koordination von Lufthansa Airlines mit den Töchtern Austrian, Brussels Airlines, Swiss und ITA Airways gehoben werden.
Schließlich soll die laufende Flottenmodernisierung Kosten senken durch den geringeren Treibstoffverbrauch neuer Jets. Die Erlöse sollen steigen durch die neue Kabinenausstattung Allegris und den Verkauf von mehr Zusatzprodukten an Bord.
Spohr sieht Fortschritte bei Turnaround-Plan
Der Turnaround-Plan komme voran, hatten Spohr und Finanzchef Till Streichert zuletzt erklärt. Als Belege verweisen sie auf operative Stabilität mit mehr Pünktlichkeit und weniger Flugstreichungen. Das hilft, die Kosten für Entschädigungen zu drücken, die im vergangenen Jahr durch Streiks und interne Betriebsprobleme auf rekordhohe 525 Millionen Euro geschnellt waren. Analysten äußerten sich skeptisch: Das Unternehmen habe bisher wenig von dem umgesetzt, was versprochen wurde.
Mehr zu Lufthansa
Zollstreit mit Vereinigten Staaten:Lufthansa: Noch keine Flaute wegen US-Politik
mit VideoDeal besiegelt:Lufthansa steigt bei Italiens Airline Ita ein
mit VideoBeteiligung an lettischer Airline:Lufthansa steigt bei AirBaltic ein
mit VideoSteigende Kosten an Airports:Warum das deutsche Flugangebot schrumpft
von Sina Mainitz