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Zollstreit mit Vereinigten Staaten:Lufthansa: Noch keine Flaute wegen US-Politik
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Gerät die Lufthansa angesichts des Zollstreits mit den USA in Turbulenzen? Konzernchef Spohr hält am positiven Ausblick fest - auch wenn Unsicherheiten die Prognose erschwerten.
Die Lufthansa hat trotz des Zollstreits mit den USA in den ersten vier Monaten des Jahres deutlich mehr Passagiere über den Nordatlantik geflogen als ein Jahr zuvor.
Quelle: AP
Die Lufthansa geht bislang nicht von einem größeren Bremseffekt der US-Zollpläne auf ihr wichtiges Geschäft mit Transatlantikflügen aus, kann sich aber nicht in Sicherheit wiegen. Im ersten Quartal seien 7,1 Prozent mehr Passagiere geflogen und die Durchschnittserlöse etwa ebenso stark gestiegen.
"Aktuell ist zu beobachten, dass die Nachfrage im Verkaufsgebiet USA weiter steigt", erklärte die Airline-Gruppe am Dienstag. Doch während die Ticketverkäufe im laufenden Quartal über Vorjahr liegen, gehen sie im saisonal stärksten Sommerquartal leicht zurück.
Lufthansa-Chef gibt sich zuversichtlich
Nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr könnte sich das wieder drehen, falls Reisende kurzfristiger buchen.
Es ist verfrüht, von einer strukturellen Abkühlung der Nachfrage zu sprechen.
Carsten Spohr, Lufthansa-Chef
Die Prognose eines deutlichen Anstiegs des Betriebsgewinns 2025 gegenüber dem schwachen Vorjahresergebnis von 1,65 Milliarden Euro bestätigte der MDax-Konzern "trotz der Unsicherheiten". Deutlich bedeutet ein Plus von mehr als zehn Prozent - Analysten erwarteten zuletzt mit rund 1,9 Milliarden Euro 15 Prozent Gewinnwachstum.
"Trotz aller geopolitischen Unsicherheiten bleiben wir daher auf Wachstumskurs, schauen optimistisch auf den Sommer und halten an unserem positiven Ausblick für 2025 fest", erklärte Spohr. Allerdings erschwere die Unsicherheit die Prognose.
Lufthansa-Aktie gibt nach
Anleger überzeugte die Zuversicht Spohrs nicht - die Aktie gab mehr als zwei Prozent nach. Gravierende wirtschaftliche Folgen der US-Zollpolitik unter Präsident Donald Trump könnten der Luftfahrt nach Befürchtung von Analysten einen gehörigen Dämpfer versetzen.
Die Lufthansa habe eine Taskforce eingesetzt, um die Lage genau zu beobachten und gegebenenfalls schnell mit einer Verringerung des Angebots auf eine schwächere Nachfrage zu reagieren.
Das Nordatlantik-Geschäft ist der wichtigste Gewinnbringer der Passagier-Airlines, zu denen neben der Kernmarke Lufthansa auch Austrian Airlines, Brussels Airlines, Swiss, Eurowings sowie seit Kurzem die italienische ITA Airways gehören. Ein Viertel des Umsatzes und der gesamten Kapazität entfällt auf den Markt.
Dass die Reiselust in die USA unter Befremden über die Politik der Trump-Administration leiden kann, schließt auch Spohr nicht aus. Wer sich deshalb für ein anderes Reiseziel entscheide, könne auch nicht mit niedrigeren Ticketpreisen umgestimmt werden. Deshalb will er an der Preisschraube voraussichtlich auch bei schwächerer Nachfrage nicht drehen.
Erneut hoher Verlust im ersten Quartal
Im saisonal schwachen ersten Quartal konnte die Lufthansa den Verlust gegenüber dem Vorjahresquartal, als Streiks das Ergebnis belastet hatten, reduzieren. Von Januar bis März belief sich das bereinigte Betriebsergebnis auf minus 722 Millionen Euro nach einem Defizit von 849 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf 8,1 Milliarden Euro bei unveränderter Passagierzahl von 24 Millionen. Die Passagier-Airlines machten mit 934 Millionen Euro einen höheren operativen Verlust als im Vorjahr und als von Analysten erwartet. Grund war der Kostenanstieg, etwa durch höhere Flugsicherungsgebühren.
Weniger Verspätungen und Flugausfälle
Bei der kriselnden Kernmarke Lufthansa, die durch fehlende neue Flugzeuge und Probleme im Flugbetrieb im vergangenen Jahr Verlust machte, beginnt das Turnaround-Programm zu greifen. Der Betrieb sei zuletzt so stabil und pünktlich gewesen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Es kam zu weniger Flugausfällen und Verspätungen, die zu Erstattungsansprüchen der Kunden führen, als im Vorjahresquartal, als Streiks des Bodenpersonals den Betrieb mehrere Tage lahmlegten.
Erste Beiträge der bis 2028 angepeilten Ergebnisverbesserung um brutto 2,5 Milliarden Euro werden nach Worten von Finanzchef Till Streichert in diesem Jahr spürbar. Trotz stark steigender Kosten soll Lufthansa Airlines 2025 wieder schwarze Zahlen schreiben.
Ein wichtiger Hebel sind kostengünstigere Zubringerflüge zu den Drehkreuzen, die auf die neue Tochter City Airlines verlagert werden. Die Konditionen für die Beschäftigten sind hier schlechter als bei der Hauptairline Lufthansa. Und diese wächst nicht - beides zum Ärger der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Spohr geht aber von einer Einigung mit der VC aus.
Wir sehen kein Streikrisiko in diesem Sommer.
Carsten Spohr, Lufthansa-Chef
Quelle: dpa
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Quelle: Reuters, dpa
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