Mögliche Wettbewerbsverzerrung:EU-Kommission ermittelt gegen Softwarekonzern SAP
Ermittlungen gegen den deutschen Softwarekonzern SAP: Die EU-Kommission prüft mögliche Wettbewerbsverzerrungen beim Wartungs- und Kundenservice. SAP weist die Vorwürfe zurück.
Die Europäische Union wirft SAP wettbewerbswidrige Praktiken vor.
Quelle: SVEN SIMONDie EU-Kommission hat Ermittlungen gegen den deutschen Softwarekonzern SAP wegen möglicher wettbewerbswidriger Praktiken eingeleitet. Der Konzern steht im Verdacht, den Wettbewerb bei Wartungs- und Supportdienstleistungen verzerrt zu haben, wie die Brüsseler Behörde mitteilte.
SAP habe womöglich seine Vormachtstellung auf dem Markt ausgenutzt, um hohe Zahlungen für seinen Wartungs- und Kundenservice zu verlangen. Die Kommission leite nun eine tiefgreifende Untersuchung ein, hieß es. SAP kann demnach nun auf die Europäische Union zugehen und Teile seines Geschäftsmodells ändern, um ein Bußgeld abzuwenden.
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06.01.2025 | 42:02 minEU-Kommission sieht Vormachtstellung bei Wartungsservice
Die EU-Kommission geht davon aus, dass SAP beim Wartungs- und Kundenservice seiner Software eine Vormachtstellung hat. Diese sichere sich der deutsche Konzern unter anderem dadurch, dass der Service automatisch Teil einer SAP-Lizenz sei, ohne dass Unternehmenskunden sich für einen anderen Anbieter entscheiden könnten. Durch eine automatische Verlängerung der Lizenz-Laufzeiten sorge SAP zudem dafür, dass ein Wechsel kaum möglich sei.
Unternehmen seien durch gebündelte Lizenzen teils außerdem dazu gezwungen, SAPs Wartungsservice für Software zu bezahlen, die sie gar nicht benutzten, teilten die EU-Wettbewerbshüter weiter mit. Entscheide sich ein Kunde dazu, den SAP-Service für einen bestimmten Zeitraum zu kündigen, fielen dafür Gebühren an, die mitunter genauso hoch seien wie die Kosten der SAP-Dienstleistungen im gleichen Zeitraum.
SAP weist Vorwürfe zurück
Dieses Geschäftsmodell könnte den Wettbewerb unter Software-Anbietern in der EU unverhältnismäßig stark eingeschränkt haben, "wodurch europäischen Kunden weniger Auswahlmöglichkeiten und höhere Kosten entstehen" erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera.
Die Kommission wolle sicherstellen, "dass Unternehmen, die auf die Software von SAP angewiesen sind, frei die Wartungs- und Servicedienstleistungen auswählen können, die am besten zu ihnen passen".
"SAP ist der Ansicht, dass die eigenen Richtlinien und Maßnahmen vollständig mit den Wettbewerbsregeln im Einklang stehen", teilte das Unternehmen mit. "Wir nehmen die Bedenken der Kommission jedoch ernst und arbeiten eng mit ihr zusammen, um eine Lösung zu finden. Materielle Auswirkungen auf unsere Finanzergebnisse werden nicht erwartet."
Viele Unternehmen nutzen SAP
SAP ist Deutschlands wertvollstes Unternehmen und lag in diesem Jahr zwischenzeitlich auch auf Platz eins in Europa. Der Konzern ist vor allem für seine Software zur Unternehmenssteuerung (ERP) bekannt. Diese fungiert laut Unternehmensangaben "als zentrales Nervensystem eines Unternehmens", wobei Geschäftsprozesse wie Finanzen, Personal, Fertigung, Vertrieb oder Beschaffung abgebildet werden können.
Viele Menschen, die in deutschen Büros arbeiten, dürften in irgendeiner Form mit Produkten von SAP in Berührung kommen. Und sei es nur, um Urlaub zu beantragen oder Reisekosten abzurechnen.
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