Mediamarkt und Saturn sollen chinesischen Besitzer bekommen
Chinesischer Tech-Gigant:JD.com will groß bei MediaMarktSaturn einsteigen
von Mischa Erhardt
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Der chinesische Handelsriese JD.com will in großem Stil bei Ceconomy einsteigen, der Muttergesellschaft von MediaMarktSaturn. Die Gewerkschaft will den Prozess kritisch begleiten.
Europas größter Elektronikfachhandel MediaMarktSaturn bekommt mit JD.com einen chinesischen Eigentümer. Der E-Commerce-Riese möchte vor allem das Onlinegeschäft ausbauen.31.07.2025 | 1:33 min
Frauen- und Mädchenfußball stehen aktuell hoch im Kurs. Und da liegt die seit Frühjahr laufende Werbekampagne von MediaMarktSaturn im Trend. "Wiederverwenden statt verschwenden" ist ihr Thema, beworben durch den ehemaligen Star-Fußballtrainer Jürgen Klopp. Durch den Ankaufservice sollen gebrauchte Elektronikgeräte wie Smartphones ein neues Leben bekommen.
Neues Leben kommt in die Elektronikmärkte der Muttergesellschaft Ceconomy nun auch auf Eigentümerseite: Der chinesische Tech-Gigant JD.com macht den Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot. Für 4,60 Euro wollen die Chinesen die Ceconomy-Anteileigner dazu bewegen, ihnen ihre Aktien zu verkaufen.
JD.com greift nach Mediamarkt- und Saturn-Mutter: Keine Komplettübernahme
Damit wird Ceconomy mitsamt Schulden mit rund 4 Milliarden Euro bewertet. 25,4 Prozent der Anteile will die Ceconomy-Gründerfamilie Kellerhals behalten - es handelt sich also nicht um eine Komplettübernahme der Elektronikketten. Vorstand und Aufsichtsrat unterstützen die Übernahme durch JD.com.
Der Einzelhandel leidet laut einer Umfrage unter Kaufzurückhaltung und Online-Shopping. Dass Einkaufsmeilen trotzdem funktionieren können, zeigt ein Beispiel aus Coburg. 07.07.2025 | 1:32 min
Für JD.com ist der Einstieg als Investor ein großer Schritt in den europäischen Markt. "Mit der Übernahme von Ceconomy baut man sich natürlich einen großen Brückenkopf in Europa", sagt der Einzelhandelsanalyst der Baader Bank, Volker Bosse gegenüber ZDFheute. Zudem sei Ceconomy der europäische Marktführer im Consumer-Elektronikbereich.
Das Unternehmen hat tiefgreifende langjährige Verbindungen zu allen Technologie-Herstellern - und ein Distributionsnetz, online wie offline. Und darauf wird JD.com Zugriff bekommen.
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Volker Bosse, Einzelhandelsanalyst Baader Bank
Beide Seiten wollen sich in ihren Stärken ergänzen
Auf der anderen Seite sieht das Management bei Ceconomy einen Vorteil darin, künftig einen Investor wie den chinesischen Giganten JD.com im Unternehmen zu haben. Die Expansion und der Erfolg des erst 1998 in Peking gegründeten Unternehmens verdankt sich vor allem seinem Online-Vertrieb - und davon könnte Ceconomy profitieren. Analyst Bosse erklärt:
Ceconomy hat damit sicherlich einen finanzstarken Partner gewonnen, der über ein tiefgreifendes Wissen im Bereich Tech und Online-Handel verfügt. Das ermöglicht es Ceconomy dann auch, schneller wachsen zu können.
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Volker Bosse, Einzelhandelsanalyst Baader Bank
Im vergangenen Jahr hat JD.com einen Umsatz von knapp 160 Milliarden US-Dollar eingehandelt.
Chinas Wirtschaft habe das erste Halbjahr fast unbeschadet überstanden, so Frank Bethmann an der Frankfurter Börse. Es sei gelungen, die Rückgänge im US-Geschäft zu kompensieren.15.07.2025 | 1:39 min
In der Investorenvereinbarung, die beide Seiten am Mittwochabend veröffentlicht haben, unterstreichen die Unternehmen ihre komplementären Stärken durch den Zusammenschluss. Die Transaktion schaffe Vorteile für Kunden und Mitarbeiter der Elektronikmärkte.
Verdi mit kritischem Blick auf den geplanten Zusammenschluss
MediaMarktSaturn betreibt in 11 europäischen Ländern rund 1.000 stationäre Filialen; hinzu kommt die Vernetzung mit digitalen Vertriebswegen. Die weltweit rund 50.000 Beschäftigten bekommen mit der Vereinbarung die Zusicherung, dass die Unternehmen in den kommenden drei Jahren auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten werden. Auch Schließungen von Standorten soll es für mindestens drei Jahre nicht geben.
China ist der größte Handelspartner Deutschlands. Doch Menschenrechtsverletzungen und Pekings Nähe zu Moskau verstören mehr denn je. Welche Folgen drohen für die Beziehungen?31.05.2022 | 43:44 min
Die Gewerkschaft Verdi hingegen will die geplante Übernahme kritisch begleiten und pocht auf längerfristige Perspektiven und Sicherheiten.
"Es hört sich erst einmal gut an, dass für drei Jahre eine Vereinbarung für eine Beschäftigungssicherung und auch den Erhalt von Tarifbindung geschlossen wurde", sagt Corinna Groß von Verdi gegenüber ZDFheute. Sie ist in der Dienstleistungsgewerkschaft die Bundesfachgruppenleiterin für den Einzelhandel. "Aber das reicht uns langfristig nicht. Wir fordern JD.com auf, die Arbeitsplatzgarantie auch darüber hinaus zu sichern", so Groß.
Die Beschäftigten und Verdi-Mitglieder bei Ceconomy und bei MediaMarktSaturn haben ein Anrecht darauf. Und dafür werden wir auch kämpfen.
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Corinna Groß, Verdi
Der Gewerkschaft geht es dabei auch darum, dass die Beschäftigten beim Ausarbeiten möglicher Zukunftskonzepte für die Elektronik-Ketten Mediamarkt und Saturn mitbestimmen können - und zwar über die kommenden drei Jahre hinaus. Auf die geplante Übernahme dürften schließlich auch deutsche oder europäische Kartellwächter noch einen prüfenden Blick werfen.