Energiewende im Realitätscheck - Reiche ändert Strategie

Energiewende im Realitätscheck:Reiche steuert um bei der Energiepolitik

Stephanie Barrett
von Stephanie Barrett
|

Erstmals hat eine Bundesregierung die Gesamtkosten der Energiewende unter die Lupe genommen. Bundeswirtschaftsministerin Reiche will andere Schwerpunkte setzen. Welche das sind.

Vorstellung des Monitoringberichts zur Energiewende

Weniger Subventionen, niedrigere Kosten: so will Wirtschaftsministerin Reiche die Energiewende umsetzen. Die Industrie begrüßt die Pläne. Die Opposition fürchtet um den Klimaschutz.

15.09.2025 | 1:51 min

"Die Klimaschutzziele sind weiterhin verpflichtend". Das stellte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche gleich klar vorweg. Auch beim Ziel, bis 2030 rund 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen, soll es bleiben. Im ersten Halbjahr 2025 lag der Anteil bei 54 Prozent.

Der Weg aus der fossilen Energie müsse aber sparsamer und effizienter gestaltet werden, sagte Reiche in Berlin. Das Energiesystem müsse so ausgerichtet werden, dass Industrie, Verbraucher und öffentliche Haushalte nicht überfordert werden. Zehn "Schlüsselmaßnahmen" schlägt Reiche dazu vor.

sgs -Sievers mit Katherina Reiche

Die Energiekosten in Deutschland seien zu hoch, sagt Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche. Deshalb seien Korrekturen bei der Energiewende vonnöten.

15.09.2025 | 8:54 min

Netzausbau mit Freileitungen statt teuren Erdleitungen

Bis Ende des Jahres will die CDU-Politikerin entsprechende Gesetzesänderungen auf den Weg bringen. Dazu zählt u.a. eine Neuausrichtung und bessere Steuerung der Förderpolitik. Für neue Solaranlagen etwa soll die Einspeisevergütung abgeschafft werden.

Neben Gaskraftwerken werden künftig auch Optionen wie Biomasse, Wasserkraft, Großbatteriespeicher und Tiefengeothermie einbezogen. Beim Netzausbau will man künftig mehr auf kostengünstigere Freileitungen setzen, als Leitungen teuer unter der Erde zu verbauen.

ZDF-Korrespondent Florian Neuhann berichtet ins ZDFheute-Nachrichtenstudio.

Wirtschafts- und Energieministerin Reiche will einen neuen Kurs bei der Energiewende einschlagen. ZDF-Korrespondent Florian Neuhann ordnet ihre Pläne ein.

15.09.2025 | 1:05 min

Wie hoch wird der Strombedarf in Zukunft wirklich sein?

Zudem sollen die Ausbaupläne an den tatsächlichen Strombedarf angepasst werden, denn der Stromverbrauch wird zwar steigen, aber wie stark ist die Frage. So hat bereits die anhaltende Wirtschaftsflaute dazu geführt, dass weniger Strom verbraucht wird.

"Es zeichnet sich sehr deutlich ab, dass der Strombedarf sich nicht so dynamisch entwickelt, wie man das noch vor einigen Jahren erwartet hat. Statt der für das Jahr 2030 erwarteten 750 TWh pro Jahr werden wir wohl eher bei 650 TWh landen", so die Wirtschaftsweise Veronika Grimm gegenüber ZDFheute.

Aktuell ist der Jahresverbrauch weniger als 500 TWh.

Veronika Grimm, Wirtschaftsweise

Deutsche Klimaziele: Anspruch und Realität

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Doch Experten zeigen sich skeptisch: fehlende Speicher, hohe Emissionen und unausreichende Stromnetze bremsen die Energiewende.

15.09.2025 | 1:13 min

Bliebe es beim unveränderten Ausbauplan, wären in den kommenden zehn Jahren 750 Milliarden Euro für den Ausbau von Verteil- und Übertragungsnetzen und gesicherte Leistung nötig. Um den massiven Investitionsbedarf zu verringern, nannte Reiche als Beispiel auch die Anpassung bei Offshore-Windkraft. Bei den Anlagen auf See will die Ministerin "ineffiziente Überkapazitäten" vermeiden.

Kritik von Umweltverbänden am Reiche-Plan

Umweltverbände wie Greenpeace warfen Reiche vor, sie wolle an fossilen Energieträgern festhalten und den Ausbau der erneuerbaren Energien ausbremsen. Der Grünen-Energiepolitiker Michael Kellner sagte, je mehr Erneuerbare ausgebaut würden, desto kleiner werde der Bedarf an teuren Gaskraftwerken.

Den Vorwurf - etwa der Deutschen Umwelthilfe - fossile Energieträger würden nun wieder stärker gefördert, sieht Veronika Grimm nicht bestätigt: "Es geht darum, dass wir die Energiewende kosteneffizient vorantreiben. Sonst können wir nicht erfolgreich sein."

Typical: Aufbau Windrad

Bis 2035 soll die Windkraftkapazität der Türkei deutlich erhöht werden. Das Potential im Land ist groß. Auch Kriege tragen dazu bei, dass die Türkei verstärkt auf erneuerbare Energien setzt.

02.09.2025 | 2:11 min

Wirtschaftsvertreter begrüßen Reiche-Pläne

DIHK-Präsident Peter Adrian sagte, es sei richtig, dass Reiche stärker auf Kosteneffizienz setze. Der aktuelle Kurs führe zu einer Belastung für Unternehmen und Haushalte, welche die Volkswirtschaft nicht stemmen könne.

Auch beim Bundesverband der Deutschen Industrie fand der Monitoringbericht heute Zustimmung: "Das Energiemonitoring liefert die notwendige vorbehaltlose Bestandsaufnahme, um die Energiewende im Sinne von Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit auf Kurs zu bringen."

Auch perspektivisch höhere Stromkosten in Deutschland

Perspektivisch werden die Energiekosten laut Reiche in Deutschland eher höher bleiben als in den Nachbarländern. Maßnahmen wie die Absenkung der Stromsteuer, Netzentgelte und die Abschaffung der Gasnetz-Umlage sollen aber zur Stabilisierung beitragen. Ob das gelingt, wird sich zeigen.

Mehr zu erneuerbaren Energien