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Erstmals Ökodesign-Richtlinie:Smartphones sollen länger halten
von Sven Rieken
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Display oder Akku wechseln? Was, wenn das Handy runterfällt? Diese Fragen regelt die erste Design-Richtline für Smartphones. Ein Label zeigt Stärken und Schwächen der Geräte.
Das Smartphone funktioniert noch gut, aber schon nach zwei Stunden ist Schluss mit Akku? Meist lohnt eine Reparatur in dem Fall nicht oder ist erst gar nicht möglich. Resultat: Das Gerät landet in der Schublade oder im Müll. Das will die EU jetzt ändern.
Die neue Ökodesign-Verordnung für Smartphones verpflichtet Hersteller erstmals dazu, Smartphones und Tablets nachhaltiger und reparierbarer zu machen. Das gilt für alle in der EU neu auf dem Markt erscheinenden Modelle.
Handy-Ersatzteile auch Jahre nach dem Kauf
Wer schon mal versucht hat, ein modernes Smartphone aufzumachen, weiß, was kompliziert ist: Erst mit dem Fön erwärmen, dann mit komplizierten Plättchen das Display anheben und mit komischen Schraubendrehern klitzekleine Schrauben rausdrehen. Selbst wenn das geklappt hat, sind die passenden Ersatzteile oft schwer zu finden oder viel zu teuer.
Ab jetzt sind die Hersteller dazu verpflichtet, mindestens sieben Jahre lang Ersatzteile bereitzuhalten - etwa um Akku, Display oder Kamera zu tauschen. Das muss zudem einfach gehen, also nicht nur in teuren Fachwerkstätten. Und besonders wichtig: ohne das wirklich komplizierte Spezialwerkzeug.
Updates für Software mindestens sieben Jahre lang
Die Software darf nicht mehr schummeln. Wenn es keine Updates fürs Smartphone mehr gibt, wird das Gerät immer langsamer und im Zweifel auch unsicher.
Die neue Regel verlangt daher, dass es mindestens sieben Jahre Sicherheitsupdates und fünf Jahre Funktionsupdates für die Modelle geben muss. Das soll dafür sorgen, dass ein Gerät nicht vorschnell unbrauchbar wird. Außerdem müssen die Updates so gestaltet sein, dass sie den Speicher nicht unnötig belasten oder das Gerät ausbremsen.
Neue Skala: Sturz aus einem Meter Höhe
Zentrale Neuerung der Richtlinie nach außen ist ein Label, das anzeigt, wie nachhaltig ein Gerät ist. Dabei geht es nicht nur um Stromverbrauch, wie etwas beim Herd oder dem Kühlschrank, sondern auch darum, wie leicht sich der Akku wechseln lässt, wie gut Ersatzteile verfügbar sind und wie lange es Software-Updates gibt.
Auch diese Eigenschaften landen auf einer Skala, wie man sie vom Energielabel kennt. A (sehr gut) bis G (schlecht) kennzeichnen also ab dann auch, wie es einem Telefon nach dem Sturz aus einer Meter Höhe geht oder was passiert, wenn der Kaffee über dem Telefon auskippt.
Hersteller müssen Infos zur Reparatur online stellen
Die gern genutzten YouTube-Tutorials zum Reparieren von Smartphones sollen nach Willen der EU-Kommission Konkurrenz von den Smartphone-Herstellern bekommen. Sie müssen Informationen über Reparaturen, Ersatzteile und Garantien künftig klar und verständlich online stellen. Aktuelle und potenzielle Kunden sollen sich so schon vor dem Kauf besser über die Reparierbarkeit informieren können und später gezielter nachbessern, wenn doch mal etwas kaputtgeht.
Wichtig zu wissen: Die neue Richtlinie gilt für alle neu erscheinenden Smartphones, also die jeweils nächste Generation der Geräte. Für neu verkaufte, schon vorhandene Modelle, gilt sie noch nicht.
Sven Rieken ist Korrespondent im ZDF-Landesstudio in Hamburg.
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