Social Media: Lehrerverband gegen Altersgrenze

Debatte um gesetzliche Regelung:Lehrerverband gegen Social-Media-Altersgrenze

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Ab wann sollten Kinder und Jugendliche TikTok, Instagram und Co. nutzen dürfen? Eine gesetzliche Altersgrenze hält der Lehrerverband für "realitätsfern und auch nicht sinnvoll".

Social Media Apps
Beliebt und gerade für Kinder und Jugendliche mit hohem Suchtpotenzial verbunden: das Angebot von Social-Media-Kanälen.
Quelle: Imago images | ZUMA Press / SOPA Images

Der Deutsche Lehrerverband spricht sich gegen eine Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien aus. Verbandspräsident Stefan Düll nannte die Idee einer gesetzlichen Altersbegrenzung "realitätsfern und auch nicht sinnvoll". Zwar sei der Wunsch, Kinder zu schützen, verständlich, sagte er der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". Düll zeigte sich aber zugleich überzeugt:

Facebook, Instagram und Tiktok sind Teil einer Realität, in der junge Menschen lernen müssen, sich zurechtzufinden. Verbote helfen da nicht weiter.

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands

Eine Gruppe Kinder im Alter von 8-10 Jahren sitzt auf der Fensterbank und spielt Online-Handyspiele.
Digitale Medien haben ein enormes Suchtpotenzial. Eine neue Studie zeigt: Ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen weist ein riskantes oder krankhaftes Verhalten auf.12.03.2025 | 1:39 min

Lehrerverband: Kinder zu klugem Umgang mit dem Internet erziehen

Mögliche Verbote und Altersgrenzen hält Lehrerverbandspräsident Düll für kaum umsetzbar. Stattdessen komme es darauf an, Kinder zu einem klugen Umgang mit dem Internet zu erziehen. Hier seien Eltern und die Schulen gefordert.
Kinder und Jugendliche hätten zudem ein Recht auf Information. "Es kann uns gefallen oder nicht: Aber wenn sie sich zum Beispiel über Politik informieren, geschieht das oft über Social Media", sagte Düll.
Zuletzt hatte sich etwa Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) für eine Altersgrenze für soziale Medien ausgesprochen. CDU, CSU und SPD hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, den Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt zu stärken.
Smartphone in der Hand einer Schülerin
Australien verbietet soziale Medien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Viele in Deutschland halten das für sinnvoll. Auch Jugendliche selbst sehen Risiken in TikTok & Co..03.12.2024 | 1:39 min

Bildungsministerin Prien warnt vor Gefahren durch Social Media

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) mahnte im Deutschlandfunk: "Wenn es nicht gelingt, Kinder, vor allem kleinere, jüngere Kinder, ohne übermäßige Bildschirmnutzung aufwachsen zu lassen, dann hat die Gesellschaft insgesamt versagt und die Kinder im Stich gelassen."

Ich glaube, wir müssen uns bewusst machen, dass wir über massive gesundheitliche psychische Störungen und Gefahren für Kinder und Jugendliche sprechen.

Karin Prien, Bundesbildungsministerin

Prien ist für eine gesetzlich verankerte Altersverifikation bei der Nutzung von Tiktok, Instagram und weiteren Anwendungen. "Sie würden ja bei vergleichbaren Themen wie Alkohol oder Drogen auch nicht sagen, wenn Kinder mit acht oder zehn oder zwölf Jahren nicht in der Lage sind, damit verantwortlich umzugehen, dann braucht man sie nicht verbieten, sondern dann ist das eine Frage des verantwortlichen Umgangs." Soziale Medien und Handys hätten ein enormes Suchtpotenzial.

Umfrage: Mehrheit für Zugang zu sozialen Medien erst ab 16

Mehr als 70 Prozent der Menschen in Deutschland wünschen sich laut einer aktuellen Befragung ein Mindestalter für den Zugang zu sozialen Medien. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor.
Porträtaufnahme: Laura, eine junge Frau mit Locken und gelbem Pullover, sitzt vor schwarzem Hintergrund und schaut in die Kamera.
Laura ist abhängig von Instagram, TikTok und WhatsApp. Ihr Leben spielt sich fast nur noch in der virtuellen Welt ab. Um ihre Sucht zu behandeln, geht sie in die Spezialklinik Can Ros.14.10.2024 | 43:27 min
Demnach gaben 57 Prozent der Befragten an, ein Mindestalter von 16 Jahren für die Nutzung sozialer Medien zu befürworten, 16 Prozent sprachen sich sogar für ein Mindestalter von 18 Jahren aus. Fünfzehn Prozent der Befragten gaben an, dass es aus ihrer Sicht keiner Altersbeschränkung für den Zugang zu sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Tiktok bedürfe.
Mit "Weiß nicht/keine Angabe" antworteten elf Prozent. An der Online-Umfrage nahmen zwischen dem 13. und 16. Juni 2.018 Menschen teil. Ein großer Teil von ihnen (915) war 55 Jahre alt oder älter.
Quelle: dpa

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