Instagram ab 16? Experten sehen Social Media-Verbot skeptisch
Instagram erst ab 16?:Experten sehen Social Media-Verbot skeptisch
von Leon Müller
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Instagram und TikTok erst ab 16? Das fordert Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. Fachleute aber sind skeptisch. Nicht jede Social Media-Nutzung sei riskant.
Kinder mit Smartphones
Quelle: dpa
Ein generelles Verbot von Social Media für unter 16-Jährige halten Experten für problematisch. "Wenn wir über ein komplettes Verbot sprechen, kommen wir in eine Situation, als wenn Kinder nicht nur im Supermarkt keinen Alkohol kaufen dürfen, sondern gar nicht mehr in den Supermarkt dürfen", sagt Nils Brügger vom JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis.
Die Verpflichtung der Anbieter, eine Altersverifikation einzuführen - die mit einem Verbot einhergehen würde - findet Brügger gut.
Eine Altersverifikation ist unheimlich wichtig.
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Nils Brügger, JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
Im nächsten Schritt müsse aber darüber geredet werden, wie auch für die unter 16-Jährigen ein Angebot geschaffen werden würde, auf das sie altersgerecht Zugriff hätten.
Digitale Medien haben ein enormes Suchtpotential. Ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen weisen ein riskantes oder krankhaftes Verhalten auf.12.03.2025 | 1:39 min
Warum ein Verbot das Problem Social Media nicht löst
Ähnlich sieht das auch Sebastian Gutknecht, Direktor der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz. Wie so oft löse ein Verbot solche Themen nicht komplett, sagt Gutknecht ZDFheute. Es gebe auch viele Social-Media-Nutzungen, die nicht per se riskant seien.
"Junge Menschen sollen auch teilhaben an bestimmten Möglichkeiten, sich zu unterhalten und sozial weiterzuentwickeln", sagt er. Und weiter:
Ob uns das gefällt oder nicht - so etwas findet heutzutage auch im digitalen Raum statt.
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Sebastian Gutknecht, Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz
Australien verbietet soziale Medien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Viele in Deutschland halten das für sinnvoll. Auch Jugendliche selbst sehen Risiken in TikTok & Co..03.12.2024 | 1:39 min
Günther: Instagram erst ab 16
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte zuvor ein Verbot von sozialen Medien für unter 16-Jährige gefordert. Er sagte der "Bild am Sonntag":
Als Staat haben wir unsere Schutzfunktion in den vergangenen Jahren wirklich vernachlässigt.
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Daniel Günther, CDU
In einem Leitantrag fordert auch der Landesverband der CDU Schleswig-Holstein ein Mindestalter von 16 Jahren für soziale Netzwerke. Dieser soll am 17. Juni beschlossen werden und ein Ausgangspunkt für eine bundesweite Regelung sein.
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Negative Auswirkungen?
Günther begründet seinen Vorstoß mit den negativen Auswirkungen sozialer Medien auf Jugendliche und die Gesellschaft. "Soziale Medien bringen bei mangelnder Kontrolle Kinder mit Dingen in Kontakt, die gewaltverherrlichend sind, die sexualisierte Gewalt zeigen und die Fake News verbreiten."
Die Kinder würden dadurch massiv überfordert und "Eltern haben keine Möglichkeit mehr, überhaupt herauszufinden, was ihre Kinder alles über sich ergehen lassen müssen". Laut aktuellen Zahlen der DAK haben 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche ein riskantes Medienverhalten.
Laura ist abhängig von Instagram, Tik-Tok und WhatsApp. Ihr Leben spielt sich fast nur noch in der virtuellen Welt ab. Um ihre Sucht zu behandeln, geht sie in die Spezialklinik Can Ros.14.10.2024 | 43:27 min
Zwei Ministerinnen unterstützen Verbot
Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) und Bildungsministerin Karin Prien (CDU) haben sich ebenfalls für eine Altersgrenze bei sozialen Medien ausgesprochen. Eine klare und wirksame Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien schütze Kinder und ihre Privatsphäre und fördere zudem eine gesunde Entwicklung, so Hubig.
Kinder und Jugendliche brauchen Schutz statt Selbstdarstellungsdruck.
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Stefanie Hubig, SPD
Prien spricht sich für eine wirksame Altersregulierung beim Zugang zu den sozialen Medien aus. "Im Moment ist es so, dass Kinder und Jugendliche im Internet ohne jeden Schutz gewaltverherrlichenden, pornografischen und extremistischen Inhalten ausgesetzt sind", sagte Prien der "Welt am Sonntag".
38 Prozent der italienischen Schüler sind im Unterricht abgelenkt. Darum will Schulminister Giuseppe Valditara Handys an Schulen verbieten.15.10.2024 | 1:58 min
Drogenbeauftragter will sich nicht festlegen
Auch der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung Hendrik Streeck (CDU) legt einen Fokus auf die Suchtgefahren im digitalen Raum. Dies sei ein Ort, der sträflich vernachlässigt worden sei in den vergangenen Jahren. Streeck sagt ZDFheute:
Wir brauchen ein kulturelles Update im Umgang mit digitalen Medien und ein rechtliches Nachschärfen.
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Hendrik Streeck, CDU
Alters- und Inhaltsregeln müssten konsequent durchgesetzt werden. Ob ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige der richtige Weg sei, wollte Streeck nicht beantworten.