Hendrik Streeck: Vom Corona-Experten zum Drogenbeauftragten

Hendrik Streeck:Vom Corona-Experten zum Drogenbeauftragten

Dorthe Ferber
von Dorthe Ferber
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Der neue Drogenbeauftragte der schwarz-roten Regierung ist ein bekanntes Gesicht: Der Virologe Hendrik Streeck soll die Suchtpolitik prägen und stellt erste Schwerpunkte vor.

Hendrik Streeck (CDU) im Bundestag in Berlin
Hendrik Streeck (CDU) im Bundestag in Berlin.
Quelle: Imago

Zum Auftakt seiner ersten Pressekonferenz sagt er schlicht:

Mein Name ist Hendrik Streeck, ich bin Arzt und Wissenschaftler.

Hendrik Streeck, CDU

Der neue Drogenbeauftragte hätte wohl auch einfach "Sie kennen mich" sagen können, denn Hendrik Streeck wurde in der Corona-Pandemie zum viel gefragten Experten.
Der Chefvirologe des Universitätsklinikums Bonn hatte mit seiner rasch veröffentlichten "Heinsberg-Studie" über den nordrhein-westfälischen Corona-Hotspot für Aufsehen gesorgt, warnte in der Folge vor Alarmismus und setzte sich für moderate Infektionsschutzmaßnahmen ein.
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Streeck: Für Bonn im Bundestag

In den Bundestag war Streeck für die CDU erst in diesem Jahr eingezogen, wurde als Parlamentsneuling gleich Drogenbeauftragter. Das dürfte nicht nur an seinem beruflichem Hintergrund, sondern auch an seinem überraschenden politischen Erfolg liegen.
Streeck hatte im Februar in Bonn als Direktkandidat gewonnen und so einen an die SPD verloren gegangenen Wahlkreis zurückgeholt. Es war ausgerechnet der von Konrad Adenauer. Als Arzt und Wissenschaftler will Streeck auch in der Politik wirken:

Mit diesem Hintergrund verstehe ich mein Amt nicht rein politisch, sondern medizinisch. Nicht ideologisch, sondern vor allem auch wissenschaftlich.

Hendrik Streeck, Drogenbeauftragter

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Fast zehn Millionen Suchtkranke

Streeck berichtet von seinem ersten Kontakt mit Suchterkrankten als Medizinstudent. Da habe er allzu oft mitbekommen, dass die Menschen nicht mehr die Drogen konsumiert haben, sondern die Drogen die Menschen. Sucht und Drogen seien kein Randphänomen der Gesellschaft, betont Streeck nun, sondern ein gesellschaftliches Querschnittsthema.
Fast zehn Millionen Menschen in Deutschland litten an einer Suchterkrankung, hinzu kommen noch deren Angehörige. Der neue Drogenbeauftragte will einen evidenzbasierten Politikansatz: "Also mehr Wissenschaftlichkeit in das Thema reinbringen, vielleicht auch die Emotionalität ein bisschen reduzieren."
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Wird Cannabis wieder verboten?

Das wird Streeck wohl auch müssen, denn auf der To-do-Liste des Drogenbeauftragten steht das Thema Cannabis ganz oben. Die Union hatte im Wahlkampf angekündigt, die von der Ampel-Regierung in die Wege geleitete Legalisierung rückgängig zu machen. Details zu seiner Cannabis-Strategie will Streeck erstmal nicht nennen.
Die Frage sei zu komplex, um mit einer einfachen Antwort zu kommen, weicht er aus. Erst nach einer im Herbst vorliegenden Evaluierungsstudie könnten "wissenschaftlich basierte Entscheidungen" getroffen werden. Streeck macht aber jetzt schon klar, dass er stärker als in der Vergangenheit auf die Bedenken von Eltern, Polizei und Lehrkräften eingehen will.
Einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Streeck im Schutz von Kindern und Jugendlichen. Dabei zielt er auch auf Suchtgefahren im digitalen Raum. Dies sei ein Ort, der "sträflich vernachlässigt worden ist in den letzten Jahren". Laut aktuellen Zahlen der DAK haben 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche ein riskantes Medienverhalten.
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Streeck warnt vor Opioiden

Der Koalitionsvertrag biete eine gute Grundlage, "die Risiken der Mediennutzung umfassend wissenschaftlich zu bewerten und ein Maßnahmenpaket zur Stärkung von Gesundheits- und Jugendmedienschutz aufzulegen". Streeck will sich darüber auch mit der Familienministerin austauschen.
Außerdem müsse es mehr Aufklärung in Schulen geben: Schülerinnen und Schüler müssten verstehen, wann Genuss zur Sucht wird. Er wolle aber nicht mit erhobenem Zeigefinger durchs Land, sondern dort aufzeigen, wo es gefährlich oder gar tödlich sein kann, betont Streeck. Eine Fentanyl-Verbreitung wie in den USA müsse hierzulande verhindert, die Verbreitung von Opioiden eingedämmt werden.

Das ist eine Krise, die wir in Deutschland wirklich nicht wollen.

Hendrik Streeck, CDU

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