Naturkatastrophen verursachen Milliardenschäden im Jahr 2024

Besonders in Süddeutschland:Milliardenschäden durch Naturkatastrophen

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Naturkatastrophen haben im vergangenen Jahr in Deutschland Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Besonders betroffen waren Baden-Württemberg und Bayern.

Menschen laufen in den Ort Klaffenbach nachdem ein Hochwasser starke Schäden im Ort angerichtet hat. Aufgenommen am 03.06.2024
In Süddeutschland kam es im vergangenen Jahr zu schweren Überschwemmungen (hier im Rems-Murr-Kreis.
Quelle: picture alliance/dpa

Naturgewalten haben vergangenes Jahr in Deutschland Milliardenschäden angerichtet. Alleine die Schadensfälle bei Sach- und Kfz-Versicherern summieren sich auf 5,7 Milliarden Euro, das geht aus einer Übersicht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.
Das ist in etwa genauso viel wie 2023. Mehr als die Hälfte davon betraf die beiden südlichen Länder Bayern und Baden-Württemberg. Dort hatte es vor 2024 schwere Überschwemmungen gegeben.
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GDV-Chef: Klimawandel-Folgen "immer spürbarer"

Die gesamten Schäden dürften sogar deutlich höher liegen, da längst nicht alles versichert ist. Für das Hochwasser im vergangenen Jahr hatte es für Bayern und Baden-Württemberg Schätzungen gegeben, dass von insgesamt mehr als vier Milliarden Euro nur etwa die Hälfte versichert war. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen sagt mit Blick auf die versicherten Schäden:

Allein Starkregenereignisse und Überschwemmungen schlugen mit 2,6 Milliarden Euro zu Buche – rund eine Milliarde Euro mehr als im langjährigen Durchschnitt.

Jörg Asmussen, GDV-Hauptgeschäftsführer

Hier sieht er auch Folgen des Klimawandels, die in Deutschland "immer spürbarer" würden. Schäden durch Sturm und Hagel fielen vergangenes Jahr dagegen geringer aus. In der Kfz-Versicherung lagen die Leistungen wegen Naturgefahren bei rund 1,3 Milliarden Euro - das entspricht etwa dem langjährigen Durchschnitt. Hier wird nicht zwischen Hagel, Sturm, Hochwasser oder anderen Ursachen differenziert.
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3,2 Milliarden alleine in Baden-Württemberg und Bayern

Im Vergleich der Bundesländer liegt Baden-Württemberg mit 1,601 Milliarden Euro an versicherten Schäden marginal vor Bayern mit 1,600 Milliarden. Das dürfte auch daran liegen, dass gerade Elementarschäden wie Hochwasser im Südwesten sehr viel häufiger versichert sind als im Freistaat (weil es dort früher eine Pflichtversicherung für Elementarschäden gab).
Daher liegt nahe, dass bei den Gesamtschäden mutmaßlich in Bayern die höchste Summe erreicht wurde, Zahlen dazu liegen aber nicht vor.
Schäden durch Naturgefahren in der Sach- und Kfz-Versicherung im Jahr 2024

ZDFheute Infografik

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Niedrigste Schadensumme in Bremen

Die dritthöchsten versicherten Schäden trafen Nordrhein-Westfalen mit 613 Millionen Euro - hier waren vor allem Sturm und Hagel die Ursache, ebenso in Niedersachsen, wo 313 Millionen anfielen. In Hessen waren es 252 Millionen, im Saarland 171 Millionen und in Rheinland-Pfalz und Sachsen je 166 Millionen.
Die niedrigsten Schäden fielen in Bremen mit 17 Millionen an. Auch die anderen Stadtstaaten kamen mit 39 Millionen Euro im Fall von Berlin und 67 Millionen in Hamburg relativ glimpflich davon. Das gilt auch für das Flächenland Mecklenburg-Vorpommern, aus dem mit 34 Millionen Euro die zweitniedrigsten Schäden gemeldet wurden.
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GDV-Chef: Klimafolgenanpassung muss Priorität sein

Insgesamt sind die 5,7 Milliarden Euro Schäden bundesweit aber im langjährigen Vergleich eher hoch. "Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Klimafolgenanpassung muss Priorität der neuen Bundesregierung sein", sagt Asmussen vom GDV.

Eine Pflichtversicherung allein verhindert keine Schäden.

Jörg Asmussen, GDV-Hauptgeschäftsführer

Es brauche ein Naturgefahren-Gesamtkonzept, das neben einer Versicherungslösung auch vorsorgende Maßnahmen beinhalte, erklärt Asmussen. "Nur so schaffen wir mit Blick auf den Klimawandel langfristige Sicherheit - für Menschen und für die kommunale Infrastruktur."
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Zumindest die Versicherungspflicht für Wohngebäude soll aber kommen, noch in dieser Legislaturperiode, wie Justizministerin Stefanie Hubig der "Augsburger Allgemeinen" sagte. "Der Klimawandel schreitet voran, ohne besseren Versicherungsschutz wird es in Zukunft nicht gehen", sagte die Sozialdemokratin.
Quelle: dpa

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