Halbes Pfund Butter für unter 1 Euro:Milchbauern: Butterpreis ein "wirtschaftliches Desaster"
Kunden in Deutschland dürften sich über die sinkenden Butterpreise bei Discountern und Supermärkten freuen. Bei Milchbauern löst die Entwicklung allerdings Sorge aus.
Butter ist so günstig wie lange nicht. Für Milchbauern sei das ein "Desaster", kritisiert der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter.
08.12.2025 | 0:27 minButter wird noch einmal deutlich billiger. Ein 250-Gramm-Stück Deutscher Markenbutter der Eigenmarken ist nun für 99 Cent zu haben, wie aus Ankündigungen von Supermärkten und Discountern hervorgeht. Der Butterpreis hat sich damit innerhalb eines Jahres mehr als halbiert.
In der Landwirtschaft fallen die Reaktionen darauf allerdings negativ aus. Der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer, erklärte:
Für uns Milchviehhalter bedeuten solche Preise ein wirtschaftliches Desaster.
Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter
Denn je billiger die Butter im Einzelhandel ist, desto größer wird der Preisdruck auf die Molkereien.
Die Lebensmittelpreise sind in den letzten fünf Jahren gestiegen. Gleichzeitig verdienten Bauern im Wirtschaftsjahr 2023/24 weniger. Mehr von Cordelia Strauß und Simon Pfanzelt.
03.09.2025 | 1:38 minPreisrutsch bei Butter: Milch günstiger geworden
Hintergrund des Preisrutsches: Milch ist auf dem Weltmarkt günstiger geworden. Bei den Molkereien wurde zuletzt mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum, und der Fettgehalt ist gestiegen. Für die Herstellung eines Päckchens werden rund 5 Kilogramm Rohmilch benötigt. Je mehr Fett die Milch enthält, desto weniger Milch wird dafür gebraucht.
Dass gerade so viel Milch in die Molkereien kommt, hat dabei mehrere Gründe:
- Wegen der Blauzungenkrankheit haben sich Kalbungen bei Kühen verschoben - und damit verbunden die Milchproduktion.
- Wie Experten der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) außerdem erläutern, gibt es in diesem Jahr viel und gutes Futter für die Tiere.
- Zuletzt gute Preise und weniger Schlachtungen von Kühen tragen zusätzlich dazu bei, dass mehr Milch fließt.
Auszahlungspreis zuletzt auf unter 50 Cent pro Kilo gesunken
Der Milcherzeugerpreis wird von den Molkereien anhand verschiedener Kriterien wie Marktlage, Milchmengen und Fettgehalt festgelegt. In der ersten Jahreshälfte 2025 lag der im Bundesdurchschnitt an die Landwirte ausgezahlte Preis laut Foldenauer bei rund 53 Cent pro Kilo Rohmilch. Die Produktionskosten lagen im Juli bei 53,53 Cent pro Kilo und hätten damit "gerade so abgedeckt" werden können. Seit dem Sommer sind die Erzeugerpreise laut Verband jedoch gefallen - auf zuletzt durchschnittlich 46 Cent.
Der Discounter Lidl erklärte am Wochenende im Zuge der Preissenkung, man verzichte bewusst auf Marge, "um durch eine höhere Absatzmenge die Milchbauern zu unterstützen". Foldenauer reagierte darauf folgendermaßen:
Was hilft uns Milchviehhaltern eine höhere Absatzmenge, wenn wir mit jedem Kilogramm Absatz Verluste einfahren?
Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter
Der Lebensmitteleinzelhandel könne die niedrigen Butterpreise nur anbieten, weil die Molkereiunternehmen so günstig lieferten - und ihre Preiszugeständnisse "ohne eigenes wirtschaftliches Risiko" direkt an die Landwirte weiterreichten.
Wie stellt man eigentlich Butter her und seit wann verwendet man sie? Xperimentator Volker Erbert begibt sich mit Eimer und Euterwolle in den Stall. Denn eines steht fest: der Anfang ist die Milch!
21.09.2017 | 5:59 minEckprodukt: Butter bringt Kundschaft in die Läden
Bei einem schnell verderblichen Produkt wie Milch haben Erzeuger wenig Alternativen, ihre Produkte zu verkaufen. Denn Aldi, Edeka, Rewe und die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland dominieren 85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels. Und billige Butter hat für diese einen Nebeneffekt: Sie ist ein sogenanntes Eckprodukt, dass Kunden in den Laden lockt.
Denn im Einkaufswagen landet dann nicht nur Butter, sondern auch vieles anderes. Bei Aktionen arbeiten Händler mit Mischkalkulationen: Einige Produkte bieten sie besonders günstig an, andere Waren mit höheren Margen gleichen dies aus.
ZDFheute Infografik
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Kunden im Supermarkt dürfte es freuen, dass Butter so günstig ist. Denn insgesamt mussten sie für ihren Lebensmitteleinkauf in den vergangenen Jahren immer tiefer in die Taschen greifen. Laut Statistischem Bundesamt kosteten Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke im Oktober in Deutschland 37 Prozent mehr als 2020. Doch die Bauern hatten davon wenig, eher Lebensmittelhändler und -hersteller, wie kürzlich ein Gutachten der Monopolkommission kritisierte, ein Beratungsgremium der Bundesregierung.
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