Bauern in Deutschland unter Druck:Preise fallen deutlich: Warum Kartoffelernte wie Pokern ist
von Thomas Münten
Viele Kartoffelbauern hatten in diesem Jahr auf eine schlechte Ernte spekuliert. Das Gegenteil ist der Fall: Nun sitzen sie auf unverkäuflichen Kartoffelbergen. Warum das so ist.
Die deutschen Kartoffelbauern konnten in diesem Jahr eine große Ernte erzielen. Die Lager sind zu voll. Das Überangebot bedeutet für Verbraucher sinkende Preise.
24.10.2025 | 1:31 minCornelius Hubbert, Kartoffelbauer aus Dortmund, geht derzeit nicht gerne hinter seine Scheune. Denn da liegt er: Sein ganz persönlicher Kartoffelberg. Zig Tonnen Erdäpfel, die in diesem Jahr dank guter Ernte groß und saftig waren, dann geerntet wurden - und jetzt nicht verkäuflich sind.
Denn es gibt viel zu viele Kartoffeln in diesem Jahr. Und das hat den Preis gedrückt. Seit November 2024 ist der Erzeugerpreis, also das, was Hubbert pro Tonne Kartoffeln bekommt, um rund 42 Prozent gefallen. Zwischen acht und 15 Euro werden pro 100 Kilogramm aufgerufen, so niedrig waren die Preise zuletzt 2021.
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Hubbert lebt hauptsächlich von Direktvermarktung und regionalen Großkunden.
Kartoffelanbau ist wie Pokern oder Fußball. Anfang des Jahres steht es 0:0, und dann kann alles passieren.
Kartoffelbauer Cornelius Hubbert
Und weil es in den letzten zwei Jahren zu wenige Kartoffeln gab, war der Preis dementsprechend hoch.
Weltweit gehen jährlich Anbauflächen durch Versalzung verloren. Die niederländischen "Salt Doctors" arbeiten daran, dass Lebensmittel in trockenen Gebieten angebaut werden können.
01.02.2025 | 1:09 minLandwirte haben Vertragsmengen und "freie Ware"
Jeder Landwirt hat im Grunde zwei Verdienstfelder bei Kartoffeln. Maximal zwei Drittel der Ware sind bereits im Vorfeld zu einem Festpreis verkauft. Das ist auch 2025 so. Und dann gibt es die freien Waren, deren Preis tagesaktuell festgelegt wird. In der Vergangenheit lag der teilweise doppelt so hoch wie der Festpreis.
Und weil die freien Mengen in den Vorjahren so gut gelaufen sind, haben viele Bauern sich 2025 gedacht, sie könnten noch mehr verdienen, wenn sie die Anbauflächen vergrößern. Es gibt rund acht Prozent mehr Kartoffeläcker im Vergleich zum Vorjahr.
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Pommeskartoffeln für 1,5 Cent je Kilo
Das rächt sich jetzt. Eine durchschnittliche bis sehr gute Ernte europaweit plus die vergrößerten Flächen und eine kleine Delle in der Nachfrage - und schon stürzten die Preise in den Keller. Pommeskartoffeln sind teilweise für 1,5 Cent pro Kilo zu haben - und trotzdem bleiben sie liegen.
Bauer Hubbert aus Dortmund nimmt das sportlich. "Die Bauern haben in den letzten zwei Jahren sehr gut an den Kartoffeln verdient. Die Taschen müssten gut genug gefüllt sein, um ein solches Jahr zu überstehen", sagt er. Denn die überschüssigen Kartoffeln sind auch nicht so ohne Weiteres ideal für Biogasanlagen. Daher bleiben sie in vielen Fällen einfach liegen - und vergammeln.
Worauf man beim Verzehr von Kartoffeln achten sollte. Was sind Vergiftungserscheinungen, welches Gift wird freigesetzt und schmecke ich das Gift?
11.07.2024 | 3:25 minIm nächsten Jahr beginnt das Spiel von vorne. Hubberts Prognose:
Die Anbauflächen werden wieder schrumpfen. Und dann zieht der Preis auch wieder an. Damit muss man als Bauer immer leben. Ist halt Natur.
Kartoffelbauer Cornelius Hubbert
Die Verbraucher wird es freuen. Fünf Kilo Kartoffeln, neue Ernte, sind schon für drei Euro auf dem Markt - und der Preis soll bis Weihnachten noch weiter fallen.
Thomas Münten ist Mitarbeiter im ZDF-Studio Düsseldorf
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