Leasing-Rückläufer bei Händlern:E-Autos aus zweiter Hand - besser als ihr Ruf
Als Leasing-Rückläufer kommen immer mehr E-Autos als Gebrauchte auf den Markt - mit starken Wertverlusten. Dennoch sind Stromer aus zweiter Hand besser als ihr Ruf, sagen Experten.
E-Autos: Ihr Anteil am Pkw-Gesamtbestand hat sich in den vergangenen vier Jahren mehr als verfünffacht. (Symbolbild)
Quelle: ImagoÜber 1,6 Millionen reine E-Autos rollen inzwischen auf deutschen Straßen. In nur vier Jahren hat sich ihr Anteil am Pkw-Gesamtbestand mehr als verfünffacht. Nach und nach kehren sie nun auch als Gebrauchte in zweiter Runde zurück, dann oft als Leasing-Rückläufer zu den Händlern. Und stehen dann dort oft zu lange, bis sich neue Käufer finden.
Mario Sarac, Filialleiter bei BMW Weller im hessischen Kronberg, rechnet vor: "Aktuell habe ich im meinen Bestand fünf gebrauchte Elektrofahrzeuge." Setze man 30 Euro pro Tag an und rechne man mit einer Standzeit von 50 Tagen, "sind wir bei 1.500 Euro pro Auto", erklärt Sarac.
Hoher Restwertverlust als Gebrauchte
Seine fünf Autos kosten ihn also 7.500 Euro, wenn sie zwei Monate stehen. Natürlich hofft Händler Sarac, dass er sie schneller verkauft bekommt. Doch zum vorher kalkulierten Restwert geht das oft nicht. Denn der Wertverlust bei gebrauchten E-Autos ist viel größer als kalkuliert.
Einer Auswertung der Automobilberatung Berylls zufolge hat ein drei Jahre altes E-Auto gegenüber einem gleichalten Benziner im Schnitt 6.400 Euro mehr an Wert eingebüßt. Vom teuren Preis-Riesen zum Restwert-Zwerg, das könnte für Käufer eigentlich verlockend sein.
ZDFheute Infografik
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Doch auch für gebrauchte Stromer ist oft noch eine ganze Stange Geld fällig. Wer weiß, was die nächste Generation E-Autos da drauf hat, denken sich so viele potenzielle Käufer - und warten lieber ab. Oder fahren ihre Verbrenner erstmal weiter. Schwierige Zeiten für Händler und die Leasing-Banken der Hersteller.
Viele Tarife, Ladekarten und Apps: Wer sein Elektroauto unterwegs lädt, zahlt oft unterschiedlich. Zwischen Ad-hoc-Preisen, Verträgen und Roaming verlieren viele den Überblick an den Ladesäulen.
08.09.2025 | 9:07 min"Reichweiten"-Angst bei gebrauchten E-Autos nicht nötig
Klar, nichts altert so schnell wie neue Technik. Neue E-Autos lassen die "Reichweiten-Angst" immer mehr verschwinden, und Ladezeiten werden auch zunehmend kürzer. Trotzdem seien die gebrauchten Stromer besser als ihr Ruf, gerade was die Hauptkomponente, den Akku, angeht, so Autoexperte Stefan Bratzel.
Man kann mittlerweile durch entsprechende Batteriegutachten sehr gut feststellen, wie gut die Qualität des gebrauchten Elektrofahrzeugs noch ist.
Stefan Bratzel, Center of Automotive Management
Es stelle sich heraus, dass nach mehreren Jahren noch Reichweiten von 90 Prozent vorhanden seien, erklärt Bratzel.
Für den Autoexperten ist klar: Bei derzeit insgesamt günstigen Preisen, kombiniert mit hoher Qualität in Sachen Reichweite und Ladezeiten, sei der Kauf eines gebrauchten E-Autos auf alle Fälle eine Überlegung wert. Gerade habe man hier eindeutig einen Käufermarkt.
Insofern ist jetzt ein guter Preis erreichbar für Elektrofahrzeuge und auch eine gute Zeit, um diese Fahrzeuge zu kaufen.
Stefan Bratzel, Center of Automotive Management
Wie stehen E-Autos 2025 wirklich da? Wir entlarven gängige Vorurteile zu Ladezeit, Reichweite und Preis – und zeigen, was heute technisch und finanziell möglich ist.
26.05.2025 | 3:03 min
Händler und Hersteller unter Druck
Schwerer haben es dagegen derzeit die Händler und Hersteller. Die einen müssen die Standtage kurzhalten, die anderen die gesunkenen Restwerte in ihren Bilanzen verschmerzen.
Burkhard Weller, Geschäftsführer einer der größten Automobilhandelsgruppen in Deutschland, sagt dazu: "Und darum sind wir gut gefahren, dass wir unseren Kunden gesagt haben, kauf' das Auto nicht, lease es, dann ist das nicht dein Restwertrisiko, was du eingehst."
Übersicht über Kriterien beim Kauf eines gebrauchten E-Autos: Alter des Autos, Stand der Technik, restliche Batterieleistung, Foren und Preis - ab wann lohnt es sich gegenüber eines Verbrenners?
15.05.2025 | 2:38 minLockt Steuerbefreiung für E-Autos neue Käufer an?
Und was machen jetzt seine Händler, um diese Autos doch noch erfolgreich zu verkaufen? Aus Mario Sarac spricht der Vollblut-Verkäufer: "Dann muss man in seinem Kundenstamm gucken, wen können wir proaktiv ansprechen, um dieses Fahrzeug dann direkt anzubieten und zu verkaufen. Und am Ende des Tages, wenn auch das nicht funktioniert, dann guckt man sich den Preis nochmal genau an."
Und vielleicht kommt - mit der gerade erst verkündeten, verlängerten Steuerbefreiung für neue und gebrauchte E-Autos - doch noch der eine oder andere Zögerliche auf den Geschmack.
Kai Dietrich, Mario Shabaviz und Dagmar Noll sind Reporter der ZDF-Redaktion WISO.
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