ChatGPT-Nachfolger: OpenAI kommt nach Deutschland

Interview

ChatGPT-Produktchef:Was wird das nächste große Ding, Nick Turley?

von Eva Schiller und Julian Schmidt-Farrent, München
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OpenAI kommt nach Deutschland. Im Interview mit ZDFheute erklärt OpenAI-Produktchef Nick Turley, was nach dem Hype um ChatGPT kommen soll.

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Ein Hauch Silicon Valley weht durch München: Mit OpenAI hat das berühmteste KI-Start-up der Welt sein Büro in Deutschland eröffnet. Grund genug für Produktchef Nicholas Turley, um selbst in seine Geburtsstadt zu reisen.
Im Interview mit ZDFheute erklärt Turley, welche Rolle Deutschland bei KI spielen kann - und was der neue Superassistent leisten soll, der auf ChatGPT folgt.
ZDFheute: Herr Turley - Sie sind Jazzmusiker und klimpern oft zur Entspannung auf Ihrem Klavier. Durch Künstliche Intelligenz könnten zahlreiche Jobs in der Kreativbranche wegbrechen. Blutet Ihnen da manchmal das Herz?
Nick Turley: Als Musiker denke ich viel über den kreativen Bereich nach. Ich verstehe ChatGPT als ein Tool wie den Computer - den nutzen Musiker ja auch zur Musikproduktion und Entwicklung.
Vor ein paar Wochen habe ich mich mit ein paar deutschen Hip-Hop-Künstlern unterhalten und einer meinte, dass er die KI als Brainstorming-Partner zur Inspiration nutzt. Das fand ich ziemlich cool.

Insofern hoffe ich, dass es gerade für Künstler ein Tool ist und kein Ersatz.

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ZDFheute: Die Entwicklung geht jedenfalls weiter. Diese Woche wurde bekannt, dass Sie gemeinsam mit dem iPhone-Designer Jony Ive an einem neuen Produkt arbeiten. Was kommt da auf uns zu?
Turley: Es war ja am Anfang nicht unser Ziel, einen Chatbot zu entwickeln.

ChatGPT war eigentlich eine Demo, quasi eine Vorschau für unsere Forschung - wir hatten das nicht als Produkt angedacht.

Ich glaube, in einem Jahr werden die KI-Modelle anders aussehen. Unsere Vision war immer, eine Art Superassistenten zu entwickeln: Zuhause, bei der Arbeit, in der Schule, in der Uni - überall soll er helfen, Dinge zu erledigen. Dieser Superagent ist am besten immer dort, wo man auch selbst ist und den Computer hat man ja nicht immer dabei. Da kann es schon Sinn machen, auch Hardware zu benutzen.

Nicholas "Nick" Turley (Head of Product fuer ChatGPT bei OpenAI) bei dem Online Marketing Rockstars Festival 2025 (OMR) am 07.05.2025 in Hamburg.
Quelle: Witters

... ist Produktchef beim ChatGPT-Erfinder Open AI. Der 30-jährige Deutsche zog nach seinem Abitur in Schleswig-Holstein nach Kalifornien und studierte an der renommierten Brown University Informatik. Über eine Station beim Speicherdienst Dropbox landete Turley 2022 bei Open AI.

ZDFheute: Der Erfolg des Chatbots gab Ihnen zumindest das nötige Kleingeld, auch nach Europa zu expandieren. Mit Ihrem neuen Office in München sitzen erstmals Entwickler in Deutschland. Wieso eröffnen Sie Ihren Standort gerade im traditionellen Bayern?
Turley: Es geht darum, bei unseren Kunden zu sein. Für mich als gebürtiger Münchner ist das ein besonderer Moment: Wir sehen in Deutschland unglaubliches Wachstum bei unseren Industriekunden, sowohl bei Start-ups als auch bei den größeren Unternehmen wie der DKB.
Und München ist ein toller Standort: Wir haben hier nicht nur die Industrie und den Unternehmergeist, sondern auch hervorragende Universitäten. Da haben wir Zugriff auf junge Talente, mit denen wir zusammenarbeiten können.
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ZDFheute: Trotzdem: Wenn es um Innovationsgeist geht, spielt die Musik noch immer im Silicon Valley.
Turley: Klar, in Sachen KI-Infrastruktur kann man immer noch mehr tun. Wir brauchen Daten, wir brauchen lokale Rechenleistung, wir brauchen Talent, wir brauchen Wagniskapital. Alle diese Ingredienzen müssen da sein und da kann man immer noch mehr tun.
Aber der Austausch geht in beide Richtungen. Wir haben viele Deutsche im Silicon Valley, die kommen dann auch irgendwann wieder zurück. Deswegen ist es kein Entweder-Oder für mich.
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ZDFheute: Macht Ihnen die Geschwindigkeit manchmal Angst, mit der sich KI entwickelt?
Turley: Die Geschwindigkeit ist wichtig. Das Schlimmste wäre es, richtig große Updates herauszubringen, die die ganze Welt schocken - und deswegen geht es uns eher darum, kleine iterative Updates zu machen, sodass sich die Welt anpassen kann.
Die Menschen müssen lernen, wie sie das wirklich breit in ihrem persönlichen Leben und auch bei der Arbeit auch nutzen. Auch in Deutschland ist da noch Potenzial nach oben: Man kann ChatGPT auf eine einfache Weise nutzen, wie zum Beispiel als Suchersatz - aber auch für komplexere Dinge.

Da wünsche ich mir, dass die Leute noch mehr experimentierfreudig sind und diese KI in ihr eigenes Leben einbringen.

Das Interview führten Eva Schiller und Julian Schmidt-Farrent aus dem ZDF-Landesstudio Bayern.

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