Bahnhof muss zweimal gesperrt werden:Pro Bahn zu Köln: "Kein direkter Gewinn" für Fahrgäste
Die Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs sorgt für massive Einschränkungen. Eine Software-Panne verzögert das neue Stellwerk. Andreas Schröder von Pro Bahn sieht große Probleme.
Zehn Tage Stillstand am Kölner Hauptbahnhof: Warum die DB auch sonst vor großen Problemen steht, erklärt Andreas Schröder vom Fahrgastverband Pro Bahn bei ZDFheute live.
15.11.2025 | 11:35 minMit dem Kölner Hauptbahnhof hat am Freitagabend ein zentrales Drehkreuz der Deutschen Bahn vorläufig den Betrieb eingestellt. Zehn Tage lang werden Fern- und Regionalzüge umgeleitet, nur die S-Bahnen fahren weiterhin durch den Bahnhof.
Grund ist die geplante Inbetriebnahme eines neuen digitalen Stellwerks - doch eine kurzfristig entdeckte Software-Panne verhindert vorerst den Start. Für Fahrgäste bedeutet das umfangreiche Einschränkungen und weiterhin den Betrieb über das alte Stellwerk aus den 1970er-Jahren.
Wegen Umbauarbeiten ist der Kölner Hauptbahnhof geschlossen. Dabei ist der ursprüngliche Grund für die Sperrung weggefallen.
14.11.2025 | 1:32 minBahnexperte Andreas Schröder vom Fahrgastverband "Pro Bahn" sieht das Vorgehen der Bahn kritisch und spricht im Interview bei ZDFheute live von großen Problemen im Schienennetz. Es gebe aber auch positive Entwicklungen.
Sehen Sie oben das ganze Interview mit Fahrgastvertreter Schröder im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Schröder ...
… zu den Folgen der Sperrung für Köln und die Region
Die zehntägige Sperrung trifft laut Schröder einen der sensibelsten Punkte im westdeutschen Bahnnetz. Der Kölner Hauptbahnhof sei "eine zentrale Drehscheibe", durch die täglich rund 1.300 Züge fahren. Entsprechend weitreichend seien die Auswirkungen.
Als Ausweichbahnhöfe werden Ehrenfeld und Messe/Deutz genutzt:
Quelle: ZDF
Betroffen seien nicht nur Pendlerinnen und Pendler in Köln, sondern auch Menschen aus Städten wie Leverkusen oder Bonn, deren Verbindungen deutlich ausgedünnt würden.
Das hat wirklich massive Auswirkungen.
Andreas Schröder, Fahrgastverband Pro Bahn
Und obwohl die Deutsche Bahn die Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks wegen einer kurzfristig entdeckten Software-Panne verschieben musste, bleibt die umfangreiche Sperrung bestehen - ein ärgerlicher Punkt aus Sicht des Verbands.
Fahrgäste hätten dadurch zunächst "keinen direkten Gewinn": Das alte Stellwerk aus den 1970er-Jahren bleibt weiter aktiv, damit bleibe Köln "geplagt von Verspätungen und unzuverlässigem Verkehr", so Schröder.
Bahn-Chefin Palla will die Pünktlichkeit im Fernverkehr verbessern - dämpft aber gleichzeitig die Erwartungen. Grund sei die hohe Zahl an Baustellen.
15.11.2025 | 0:24 min… über den Verdacht mangelnder Vorbereitung
Die Frage, wie es zu einer so spät bemerkten Störung kommen konnte, lässt sich laut Schröder kaum beantworten - auch weil sich die Bahn "sehr schmallippig" äußere.
Fakt sei aber: Zwei Tage vor dem geplanten Start einer jahrelang vorbereiteten Baumaßnahme eine Software-Panne zu entdecken, sei "ein großes Ärgernis". Es entstehe zwangsläufig der Eindruck, dass nicht sorgfältig genug vorbereitet worden sei.
Das bewerten wir natürlich als sehr schwierig, dass diese zehntägige Sperrung noch nicht einmal reicht, sondern dass noch eine zweite Sperrung notwendig wird.
Andreas Schröder, Fahrgastverband Pro Bahn
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Klar sei nur: Die Fahrgäste müssen weiter mit der alten Stellwerktechnik leben. Und damit bleiben auch die Probleme, die Köln als überlasteten Knotenpunkt seit Langem prägen - ein "Ort der Unpünktlichkeit", sagt der Bahnexperte.
Bis 2036 will die Deutsche Bahn 40 Großbaustellen abarbeiten. Die Sanierung des maroden Netzes kommt aber nur langsam voran.
31.07.2025 | 1:51 min… zu maroder Infrastruktur und schleppender Digitalisierung
Dass viele Stellwerke in Deutschland technisch veraltet sind, überrascht Schröder nicht. Einige Anlagen stammen aus der Kaiserzeit, viele andere aus den 1970ern. Zwar seien diese Systeme erstaunlich robust, doch sie entsprächen nicht mehr den Anforderungen eines eng getakteten Bahnverkehrs.
Moderne digitale Stellwerke könnten den Verkehr wesentlich flexibler und stabiler steuern - und damit auch die Pünktlichkeit verbessern.
Die schleppende Digitalisierung sieht der Fahrgastvertreter als strukturelles Problem: Jahrzehntelang sei zu wenig investiert worden, das Netz sei geschrumpft und auf Verschleiß gefahren.
Mit Geld aus einem Sondervermögen soll die Sanierung der Bahn finanziert werden. Wie das geschehen soll, haben Ende Oktober die Verkehrsminister der Länder beraten.
29.10.2025 | 1:27 minDie Infrastruktur ist heute auf Kante genäht.
Andreas Schröder, Fahrgastverband Pro Bahn
Es gebe aber auch Lichtblicke, sagt Schröder. So gebe es mehr neue Züge und neue Verbindungen, die vor allem auch für eine bessere Anbindung im ländlichen Raum sorgen würden.
Außerdem gebe es positive "tarifliche" Entwicklungen, die das Bahnfahren für Fahrgäste günstiger machten. So sei beispielsweise das Deutschlandticket eine deutliche Verbesserung.
Das Interview führte Marc Burgemeister bei ZDFheute live, ausgewertet hat es Tim-Niklas Grimm.
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