Wie neutral sind Vergleichsportale?

Wie neutral sind Vergleichsportale?

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Warum für etwas mehr bezahlen, wenn es auch billiger geht? Egal ob Strom, Reisen oder Mobilfunkverträge: Vergleichsportale versprechen immer den günstigsten Preis am Markt zu finden. Doch wie neutral sind die Suchergebnisse wirklich?

Vergleichsportale sind aus dem Verbraucheralltag derzeit nicht wegzudenken und ihre Bedeutung wird tendenziell in vielen Branchen wachsen. Das Vertrauen in die Portale ist groß: Knapp die Hälfte der Deutschen glaubt, über sie die billigsten Produkte und Dienstleistungen finden zu können.
Doch schon länger kritisieren Verbraucherschützer die Praktiken der Portale: Sie seien nicht so neutral und transparent wie sie vorgeben, sondern wollen selbst Geld verdienen. Sie seien also nicht unbedingt der Objektivität verpflichtet.

Neutralität nicht im Vordergrund

Vergleichsportale könnten die Wahl des passenden Angebots deutlich erleichtern und den Wettbewerb ankurbeln, sagt Udo Sieverding, Energie-Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Sie sind selbst ein Geschäftsmodell und funktionieren deswegen nach gewissen Spielregeln, arbeiten auch mit Tricks. Das sollten Verbraucher wissen, wenn sie durch Vergleichsportale surfen“, gibt er zu bedenken.
Anfänglich habe bei den Vergleichsportalen nur der Preis im Vordergrund gestanden. „Heute gibt es je nach Segment eine Vielzahl mehr oder weniger sinnvoller Kriterien, die das Suchergebnis beeinflussen“, erklärt er. Gegen Werbung auf den Portalen sei nichts einzuwenden, solange sie deutlich gekennzeichnet sei. In der Realität verwischen aber oft die Grenzen: „Leider tricksen die Marktführer aber mit Anzeigen, die wie ein Suchergebnis aussehen und noch vor dem eigentlichen Spitzenplatz auftauchen.“

In Deutschland dominieren Check24 und Verivox den Markt der Vergleichsportale fast vollständig. „Die Datenqualität ist dabei durchaus hoch, aber auf undurchsichtige Voreinstellungen, versteckte Werbeanzeigen und andere Tricks sollten Verbraucher vorbereitet sein“, rät Udo Sieverding. Die Bemühungen anderer Anbieter, sich durch größere Transparenz oder den Verzicht auf Werbung oder Provisionen von den Platzhirschen abzusetzen, seien bislang noch nicht von Erfolg gekrönt.

Einstellungen überprüfen

Der Verbraucherschützer erklärt anhand der Suche nach dem günstigsten Strompreis, worauf man bei Vergleichsportalen achten sollte. „Man sollte sich nicht nur Tarife anzeigen lassen, zu denen man direkt über das Portal wechseln kann – das schränkt das Angebot unnötig ein.“ Wichtig: Ein Bonus solle zunächst nicht mit in die Jahreskosten eingerechnet werden, damit ein klarer Blick auf Arbeitspreis und Grundpreis möglich ist. Sonst drohten im zweiten Vertragsjahr, wenn kein Bonus mehr gezahlt wird, teure Überraschungen.
„Bei allen angezeigten Einsparungen sollte man immer prüfen, womit die neuen Tarife eigentlich verglichen werden“, so der Experte. Denn: Nicht immer könne als Vergleichspreis der tatsächliche Preis gewählt werden, zu dem man derzeit Strom bezieht. „Welche Einsparung größer ist, ist aber natürlich trotzdem erkennbar.“

Verbraucher sind gut beraten, sich umfassend über verschiedene Kanäle zu informieren und dann die für sie passende Entscheidung zu treffen. Kleingedrucktes zu lesen und die Widerrufsmöglichkeit zu bedenken sind dabei wichtig."

Udo Sieverding, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Die Spitzenplätze auf den Portalen werden häufig von Angeboten belegt, die vollständig online abgewickelt werden. Bei Stromverträgen zum Beispiel, gehören die Rechnungen und mögliche Preiserhöhungsschreiben ebenfalls zum Schriftverkehr, der rein per E-Mail abgewickelt wird. „Hier gilt es, den E-Mail-Posteingang sorgsam zu beobachten, um böse Überraschungen zu vermeiden“, rät Udo Sieverding.

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