Reaktionen aus der Skisprung-Szene:Tournee der Frauen: "Ich glaub’s erst, wenn’s soweit ist"
von Lars Becker
Die unendliche Geschichte um die Vierschanzentournee der Frauen erlebt ab 2026 offenbar ein Happyend. Nicht alle können die Nachricht schon glauben. Das sind die ersten Reaktionen.
Grund zur Freude für die Skispringerinnen Selina Freitag, Katharina Schmid, Juliane Seyfarth und Agnes Reisch (v.l.n.r.): In der kommenden Saison soll die Vierschanzentournee der Frauen ihre Premiere feiern.
Quelle: dpaDeutschlands Skispringerinnen erhielten die gute Nachricht beim Trainingslager im norwegischen Lillehammer: Die Vierschanzentournee für die Fliegerinnen soll im kommenden Winter 2026/2027 endlich ihre Premiere feiern.
Vor allem für die siebenmalige Weltmeisterin Katharina Schmid (29) fühlt sich diese Nachricht wie ein finaler Sieg im Kampf um die Gleichberechtigung in der Luft an, den sie noch unter ihrem Mädchennamen Althaus vor über einem Jahrzehnt begonnen hatte. Zur Einordnung: Die erste Vierschanzentournee der Männer hatte es 1953 gegeben.
Dafür haben wir uns sehr lang eingesetzt - schön, wenn das so kommt. Ich glaub’s tatsächlich aber erst, wenn’s soweit ist.
Katharina Schmid
Deutscher Skiverband ist noch vorsichtig
Letzte Zweifel bleiben auch bei Horst Hüttel. "Wir haben mit Freude die Nachricht vernommen, dass nun das Flutlicht an der Bergiselschanze in Innsbruck gesichert ist", kommentierte der Skisprung-Direktor des Deutschen Skiverbandes (DSV) auf Anfrage.
Wir hoffen sehr, dass damit der Vierschanzentournee der Frauen in der gleichen Reihenfolge wie bei den Männern nichts mehr im Wege steht.
DSV-Skisprung-Direktor Horst Hüttel
Auftakt in die Olympia-Saison für die Skispringerinnen und Skispringer. Im Mixed-Team landet das DSV-Quartett in Lillehammer auf Rang vier. Der Tagessieg geht an Japan.
21.11.2025 | 0:55 minNach all den Irrungen und Wirrungen der letzten Jahre will Hüttel noch finale Gespräche der vier Tourneeorte und beider nationaler Ski-Verbände sowie eine "offizielle Bestätigung des Internationalen Skiverbandes FIS" abwarten, dass es den Skisprung-Grand-Slam für die Frauen im kommenden Winter tatsächlich geben wird.
Flutlicht in Innsbruck macht Erweiterung möglich
Bei der FIS rennen die Tournee-Veranstalter jedoch offene Türen ein. "Es hängt nur noch am Flutlicht in Innsbruck. Ansonsten wollen alle: FIS, ÖSV, Deutscher Skiverband und alle Veranstalterorte", hatte der neuerdings für Männer und Frauen zuständige FIS-Skisprung-Chef Sandro Pertile bereits beim Forum Nordicum im Oktober erklärt. Auch Tournee-Präsident Manfred Schützenhofer hat keine Zweifel an der Umsetzung.
Toll, dass nun auch dieses letzte Fragezeichen eliminiert wurde.
Tournee-Präsident Manfred Schützenhofer
Über die Finanzierung des nach ersten Planungen 4,5 Millionen Euro teuren Flutlichts in Innsbruck haben sich nun der Österreichische Skiverband (ÖSV) und das Land Tirol geeinigt. Damit gäbe es an allen vier Tourneeorten künstliches Licht. Und damit die Möglichkeit zum 75. Jubiläum des größten jährlichen Wintersport-Ereignisses der Welt endlich auch die Frauen springen zu lassen.
Der erste Einzelwettkampf der Skisprung-Saison ist in Lillehammer in österreichischer Hand. Mit Philipp Raimund und Felix Hoffmann landen zwei DSV-Adler in den Top Ten.
22.11.2025 | 0:30 minEndlich Schanzengleichheit für Frauen?
Diskutiert wird das seit vielen Jahren. "Wenn die vier Veranstalter der Tournee sich zusammenfinden und eine Initiative starten, sind wir offen", versprach der damalige FIS-Skisprung-Direktor Walter Hofer schon im Jahr 2018. Doch zwischen ÖSV und DSV war man sich lange nicht einig.
Erst startete der ÖSV ein Projekt ohne den DSV (siehe Kasten), dann initiierte der DSV seine "Two-Nights-Tour". In diesem Winter wird es sie mit Springen an den Tourneeorten Garmisch-Partenkirchen (31. Dezember) und Oberstdorf (1. Januar) letztmals geben - allerdings in umgekehrter Reihenfolge zur Vierschanzentournee der Männer.
Zuletzt im Winter 2022/2023 ging im Weltcup der Skispringerinnen um den Jahreswechsel eine Silvester-Tour mit Springen in Villach/Österreich und Ljubno/Slowenien über die Bühne. Als Preis für die Gesamtsiegerin gab es eine Eule – was im Vergleich zum goldenen Adler für den Männer-Tourneesieger für jede Menge Spott sorgte. "Die größte Verhöhnung der Frauen mit einer "Goldenen Eule" statt einem Adler als Preis – das war ja schon von der Körperform eine Beleidigung für die Frauen", schimpfte der letzte deutsche Tournee-Gesamtsieger Sven Hannawald damals.
Duschgel und Handtücher statt Schweizer Franken
"Wir verlieren signifikant Geld mit dem Frauen-Skisprung-Event zum Jahreswechsel, der Invest in den vergangenen Jahren war immens", sagte DSV-Geschäftsführer Stefan Schwarzbach im Oktober. Es war eine Art Ultimatum unter dem Motto: Frauen-Vierschanzentournee jetzt oder nie. Richtig oder gar nicht. Schließlich geht es dabei neben Millionen für die Vermarktung auch um das Thema Gleichberechtigung.
Der Anzugskandal bei den norwegischen Skispringern erhitzt weiterhin die Gemüter. Bei Nowegens Frauen distanziert sich Springerin Anna Odine Stroem von den Vorkommnissen.
13.03.2025 | 1:33 minBeim Tournee-Ersatz-Event in Garmisch-Partenkirchen hatte es im vergangenen Winter heftige Kritik der fliegenden Frauen gegeben: Für einen Sieg in der Qualifikation gab es nur Duschgel, Shampoo und vier Handtücher - im Gegensatz zu den 3.000 Schweizer Franken bei den Männern.
Wenig Fan-Resonanz für Two-Nights-Tour
Zum anderen verloren sich bei den beiden Frauen-Springen an den deutschen Tournee-Orten nur etwa 3.000 Fans in den riesigen Arenen - selbst bei der Quali der Männer in Oberstdorf waren es 16.500 Zuschauer. Ob sich das Interesse künftig ändert und die Frauen genau wie die Männer 100.000 Schweizer Franken für den Gesamtsieg erhalten? Das dürfte kurzfristig unwahrscheinlich sein.
Fest scheint zu stehen: Ab kommenden Winter sollen an den Quali-Tagen der Männer die Frauen ihre erste Vierschanzentournee-Siegerin ermitteln. Vielleicht bringt das Katharina Schmid sogar dazu, ihren Rücktritt noch einmal aufzuschieben.
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