Timo Boll im sportstudio: Angst vor dem Karriereende?
Tischtennis-Legende im Talk:Boll: "Davor habe ich etwas Angst"
von Sebastian Ungermanns
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Tischtennis-Legende Timo Boll spricht im "aktuellen sportstudio" über die Angst vor dem Karriereende, seine Erfolge und seine Pläne nach dem Tischtennis.
Ein Finale noch in der Tischtennis-Bundesliga, dann endet die einzigartige Karriere von Timo Boll. Im sportstudio blickt der 44-Jährige zurück und nach vorne.07.06.2025 | 14:43 min
Es sind die Wochen der letzten Male für Timo Boll. Das letzte Heimspiel für seinen Klub Borussia Düsseldorf, das letzte Spiel in der Champions League und nächste Woche auch das letzte Tischtennisspiel seiner aktiven Karriere.
"So ein bisschen Lampenfieber habe ich schon", sagte er lächelnd Moderator Jochen Breyer bei seinem letzten Auftritt als aktiver Sportler im aktuellen sportstudio. Das Wort "Legende" durfte Breyer übrigens nur einmal in den Mund nehmen. Es ist Boll unangenehm.
Noch einmal Bundesliga-Finale
Sein letztes Spiel ist dabei kein unwichtiges - im Finale der Tischtennis-Bundesliga trifft der 44-Jährige mit seinem Verein Düsseldorf auf die Tischtennisfreunde aus Ochsenhausen.
Trotz seines Abschied bleibt der Rekordeuropameister ambitioniert. "Als Sportler ist man immer ehrgeizig und man will immer gewinnen."
Allein nochmal ein Finale zu spielen bedeutet mir viel und die Vorbereitung macht auch Spaß.
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Timo Boll im aktuellen sportstudio
Nach seinem Abschied von der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen im letzten Jahr, war diese Saison in der Bundesliga quasi auch eine Abschiedstournee für Boll.
Der 1. FC Saarbrücken hat den Chinesen Fan Zhendong verpflichtet. Der Olympiasieger forcierte einen Wechsel nach Europa - und hat beim FCS schon einen Mitglieder-Boom ausgelöst.
von Susanne Heuing
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Boll wird gefeiert
Die Hallen waren regelmäßig ausverkauft, überall wurde er verabschiedet. Dass er so zelebriert werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. "Ich hab mir gedacht, das Jahr wird ruhiger, weil ich international aufgehört hatte. Dann wollte ich nur noch mein letztes Vertragsjahr bei Düsseldorf erfüllen."
Aber der Terminkalender war doch ganz schön voll.
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Timo Boll über sein letztes Karrierejahr
Unglaubliche Karriere
Der heimatverbundene Hesse kann auch eine unfassbar erfolgreiche Karriere zurückblicken. Achtmal Europameister, vier Olympiamedaillen, viermal Weltranglistenerster und die sonst übermächtigen Chinesen regelmäßig geschlagen.
Um so gut zu sein, brauchte es Disziplin, so Boll: "Bis Mitte 30 gab es keinen einzigen Tag, an dem man nichts gemacht hat. Lange Urlaube gab es auch nicht, man hat auf vieles verzichtet."
Aber mir hat das Spielen unfassbar viel Spaß gemacht, es war meine Leidenschaft.
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Timo Boll über sein Erfolgsrezept
Boll: "Davor habe ich etwas Angst"
Fast 30 Jahre war Boll in der Weltspitze. Dass es nun bald vorbei sein soll, geht auch am Spitzenspieler Düsseldorfs nicht spurlos vorbei: "Ich hab mit drei Jahren angefangen und die Leidendschaft zum Beruf gemacht. Jetzt weiß man nicht so genau, findet man danach noch was, schafft man es sich loszueisen."
Davor habe ich etwas Angst.
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Timo Boll über sein Karriereende
Pläne die hat er schon, erzählt er Breyer lächelnd, verraten will er zumindest seine beruflichen Verpflichtungen noch nicht: "In irgendeiner Art und Weise werde ich erhalten bleiben."
Deutschland bleibt erstmals seit 2015 bei einer Individual-WM ohne Medaillengewinn. Vor allem für die deutschen Herren verlief das Turnier in Doha enttäuschend.
von Susanne Heuing
"Der Tischtennissport wird immer meine große Leidenschaft und Liebe bleiben", versprach er aber. Das Aufatmen der deutschen Tischtennisfans war auch im Studio spürbar.
Für Deutschland wird es schwer
Etwas angespannter wurde es, als Boll die Zukunftschancen des DTTB analysierte. Die WM in Doha dieses Jahr verlief enttäuschend für Deutschland - Boll war da natürlich schon nicht mehr dabei.
"Wir haben gute Spieler, aber die Konkurrenz ist stark geworden", sagte er. Schweden und Frankreich seien neben den eh überragenden asiatischen Mannschaften sehr gut aufgestellt, da müsse sich Schwarz-Rot-Gold schon strecken.
Die Tischtennis-WM in Katar findet bislang vor leeren Rängen statt. Das wurde nicht anders erwartet. Für Ärger sorgt eher die große Entfernung zwischen den beiden WM-Hallen.
von Susanne Heuing
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Nun steht die Familie im Vordergrund
Boll ist ein Familienmensch. Früh hat er geheiratet, ist Vater. Trotz Angst vor dem Karriereende, hat die viele Freizeit nun auch einen großen Vorteil: "Ich freue mich auf die Zeit mit der Familie, die haben am meisten drunter gelitten."
Manchmal hat meine Frau nur einen Koffer zum Flughafen gebracht, damit ich frische Sachen hatte
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Timo Boll über die Familie während seiner Karriere
Nicht nur die Familie wird von seiner neu gewonnenen Freizeit profitieren. Boll hat viele Hobbies abseits des Tischtennistisches. Neben Kaffee gehören dazu auch einige Sportarten: "Ich kann endlich wieder Ski fahren, Golf spielen wann ich möchte."
Auch das Überraschungsdoppel aus Sabine Winter und Yuan Wan konnte die deutsche Bilanz nicht mehr retten: Erstmals seit 2015 bleibt der DTTB bei einer Individual-WM ohne Medaille.
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Und Freund Nowitzki will er auch besuchen, dann aber erst nächstes Jahr. Zeit dafür, die hat er nach dem 15. Juni genug - und Tischtennis Deutschland muss sich auf die Suche machen, nach einem neuen Aushängeschild.
Quelle: Reuters
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