Bilanz nach Tischtennis-WM:Konkurrenz hat zugelegt: DTTB ohne Medaille
von Susanne Heuing
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Deutschland bleibt erstmals seit 2015 bei einer Individual-WM ohne Medaillengewinn. Vor allem für die deutschen Herren verlief das Turnier in Doha enttäuschend.
Als einziger Deutscher im WM-Achtelfinale: Patrick Franziska
Quelle: Imago
Die Tischtennis-WM in Doha endete für Deutschland am Freitagmittag mit Tränen - und ohne Medaille. Im Frauen-Doppel schieden Sabine Winter und Yuan Wan als letzte Vertreterinnen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) im Viertelfinale aus.
"Wenn man so nah dran ist, fängt man natürlich an zu träumen", sagte Winter nach der 1:3-Niederlage, während bei Partnerin Wan die Tränen flossen. Das neuformierte Duo hatte zuvor vor allem bei seinem Zweitrundensieg über das chinesische Paar Chen Xingtong/Qian Tianyi geglänzt.
Franziska erreicht als einziger Deutscher das Achtelfinale
Dass Deutschlands Frauen in Doha der Medaille deutlich näherkommen würden als die Herren, war im Vorfeld der WM nicht unbedingt erwartet worden. Drei deutsche Männer waren mit einer Top-16-Setzung ins Turnier gestartet, mit Patrick Franziska schaffte es am Ende nur einer ins Achtelfinale - und scheiterte dort in einem knappen Match am Taiwaner Lin Yun-Ju.
Das Abschneiden der Herren war nicht zufriedenstellend, da hatten wir uns deutlich mehr erhofft.
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DTTB-Sportdirektor Richard Prause
Dang Qiu, Einzel-Europameister von 2022, war in Doha überraschend in der 2. Runde am Engländer Tom Jarvis, Nummer 138 der Weltrangliste, gescheitert. Benedikt Duda, im Vorjahr EM-Finalist, schied eine Runde später gegen den Nigerianer Quadri Aruna aus. Im Doppel erreichten Dang/Duda das Achtelfinale.
Dimitrij Ovtcharov, der 2023 mit Franziska WM-Bronze im Doppel geholt hatte, musste das Turnier noch vor seinem ersten Einzel verletzungsbedingt abbrechen.
DTTB-Herren spielen bei der WM zu selten am Limit
"Wir haben hier in einigen Spielen nicht unser Limit erreicht - und die Weltspitze ist so nah zusammengerückt, dass 90 Prozent nicht mehr reichen“, analysierte Prause. Für die Zukunft sehen er und Bundestrainer Jörg Roßkopf das deutsche Herren-Team dennoch gut aufgestellt.
Zuletzt deutete der U21-EM-Dritte Andre Bertelsmeier sein großes Potenzial an, Ende März schlug der 19-Jährige den Südkoreaner An Jaehyun, der bei der WM in Doha nach einem Sieg über den Olympia-Dritten Felix Lebrun im Viertelfinale steht.
Die Tischtennis-WM in Katar findet bislang vor leeren Rängen statt. Das wurde nicht anders erwartet. Für Ärger sorgt eher die große Entfernung zwischen den beiden WM-Hallen.
von Susanne Heuing
mit Video
"Wir gehören weiter zur Weltspitze - und werden das auch wieder zeigen. Auch wenn man sicher in den nächsten Jahren nicht erwarten kann, dass wir mit zwei Spielern im World-Cup-Finale stehen so wie wir das mit Timo (Boll, Amn. d. Red) und Dima (Ovtcharov, Anm. d. Red.) getan haben", sagt Prause und betonte, dass ein Medaillengewinn bei einer WM keine Selbstverständlichkeit sei.
"Auch Timo Boll hat in seiner langen Karriere nur drei Medaillen bei einer Individual-WM gewonnen - einmal im Doppel, zweimal im Einzel." Boll hatte nach Olympia 2024 seine internationale Karriere beendet. Auch in Paris waren die DTTB-Männer ohne Medaille geblieben.
Viele Nationen sind besser geworden. Aber wir fühlen uns immer noch in der Lage, alle zu schlagen.
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Bundestrainer Jörg Roßkopf
Ein bisschen sei seinen Spielern in den vergangenen Monaten die Selbstverständlichkeit abhandengekommen, sagte Roßkopf. "Wir verlieren im Moment zu viele knappe Spiele. In den engen Spielsituationen zweifeln wir zu sehr."
Bundestrainer Roßkopf sieht wenig Anlass zur Sorge
Allzu viel Anlass zur Sorge sieht der Doppel-Weltmeister von 1989 dennoch nicht. Vier seiner Spieler stehen in der Weltrangliste aktuell unter den Top 20. "Die Jungs haben eine gute Saison gespielt. Aber natürlich will man das dann auch bei einer WM zeigen", so Roßkopf.
Olympia-Vierte mit dem Team und Junioren-Weltmeisterin: Das Tischtennis-Talent Annett Kaufmann über ihre Populariät, ihre Stärke (Ehrgeiz) und ihre Schwäche (Geduld).21.12.2024 | 15:24 min
In Doha zeigte sich wie schon in Paris, dass die Weltspitze breiter geworden ist. Auch andere europäische Nationen mischen jetzt ganz oben mit. So hat Frankreich, im Vorjahr zweifacher Olympia-Medaillengewinner, schon zwei WM-Medaillen sicher.
DTTB-Frauen scheitern an den starken Asiatinnen
Deutschlands Frauen waren in Doha im Einzel nicht über die 3. Runde hinausgekommen. Je zweimal scheiterten sie an Gegnerinnen aus den dominierenden Nationen China und Japan, die in Doha alle acht Viertelfinalistinnen stellen.
Nachwuchshoffnung Annett Kaufmann unterlag in der 2. Runde der Weltranglistendritten Chen Xingtong (2:4), zeigte im Match gegen die Chinesin aber einen couragierten Auftritt.
"Das war ein sehr gutes Spiel. Man hat gesehen, dass sie an ihre Chance glaubt", befand Richard Prause. Im Doppel war Kaufmann an der Seite von Xiaona Shan bis ins Achtelfinale vorgestoßen.
Quelle: Reuters
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