Eishockey-Nationalspieler Seider: "Brauchen uns nicht verstecken"
Eishockey-Nationalspieler:Seider: "Wir brauchen uns nicht verstecken"
von Bernd Schwickerath
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Moritz Seider spricht im "aktuellen sportstudio" über die Chancen des DEB-Teams bei der Eishockey-WM und darüber, wie er den Konflikt zwischen den USA und Kanada in der NHL erlebt.
Die Verwerfungen zwischen den USA und Kanada spielten im NHL-Eishockey keine Rolle, sagt Detroits Verteidiger Moritz Seider. Das werde von US-Spielern und den kanadischen Kollegen hintangestellt.03.05.2025 | 16:40 min
Moritz Seider lässt es gern locker angehen. Das viele Geld, das er als Eishockey-Star in den USA verdient? Gibt er erst mal nicht aus. Die Hektik des dortigen Alltags? Könnte er drauf verzichten.
In Amerika würde man am liebsten noch sein Frühstück im Auto essen, wenn das irgendwie gehen würde. Alles muss unheimlich schnell passieren.
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Moritz Seider, Eishockey-Nationalspieler
Da lobt er sich die Heimat. Die Ruhe. Das andere Tempo. Und natürlich die Thüringer Klöße von der Oma, die er dieser Tage erst serviert bekam.
Seider ist gerade in Deutschland, bereitet sich mit der Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft vor, die nächste Woche in Dänemark und Schweden beginnt.
Schon mit 18 war Seider bei der WM der beste deutsche Verteidiger
Seider und die WM - das passt. Gleich bei seinem Debüt 2019 war er Deutschlands bester Abwehrspieler. Da war er gerade mal 18 Jahre alt. 2021 wurde er gar zum Verteidiger des Turniers gewählt. Und selbstredend war er eine der Stützen, als die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) 2023 sensationell Vizeweltmeister wurde.
Seider fielen im "aktuellen sportstudio" wenige Gründe ein, warum es jetzt nicht noch mal weit gehen sollte. "Wir brauchen uns überhaupt nicht verstecken", sagte der Verteidiger, der natürlich weiß, "dass wir eine kleinere Eishockeynation sind". Aber das müsse nichts bedeuten. Ziel sei erst mal das Viertelfinale, "danach kann viel passieren".
Deutschlands Eishockey-Nationalmannschaft will, wie beim WM-Finaleinzug vor zwei Jahren, für Euphorie sorgen. Dafür holt sich das Team von Trainer Harold Kreis in Düsseldorf den letzten Schliff.02.05.2025 | 1:08 min
Olympia 2026 wird "das größte Erlebnis meiner Karriere"
Das erhofft er sich auch für Olympia 2026, wenn die NHL ihre Stars erstmals seit 2014 wieder freigibt. "Das wird das größte Erlebnis meiner Karriere", sagt Seider und freut sich, dass sich auch die deutschen Frauen qualifiziert haben.
Es wird ein unglaubliches Spektakel für alle. Man sieht Eishockey auf höchstem Niveau. Was will man mehr für unsere Sportart?
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Moritz Seider, Eishockey-Nationalspieler
Jetzt steht aber erst mal die WM an. Da wird ein Moritz Seider zu sehen sein, der wenig mit dem entspannten 24-Jährigen zu tun hat, der am Samstagabend mit herumgedrehter Kappe über sein Leben als einer der besten Verteidiger der Welt plauderte. Zieht er seine Schlittschuhe an, ist er ein anderer Mensch.
212 Bodychecks in einer Saison
Dann fliegt er mit vollem Tempo übers Eis, jagt Pucks mit 150 Stundenkilometern aufs Tor, schmeißt sich in Schüsse und Zweikämpfe, räumt Gegner vor dem Tor weg oder kracht sie in die Bande. 212 Bodychecks hat er diese Saison in der nordamerikanischen Eliteliga NHL ausgepackt. Oder wie er es nennt: "Einen kleinen Akzent setzen."
Gewöhnlich sind die Akzente groß, die Moritz Seider setzt. Das weiß auch Bundestrainer Harold Kreis:
Egal, in welcher Mannschaft er spielt, er ist immer ein wichtiger Bestandteil.
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Harold Kreis, Bundestrainer
Auch bei den Detroit Red Wings. Nicht umsonst haben die ihn mit einem Vertrag über sieben Jahre und knapp 60 Millionen US-Dollar ausgestattet. Rund 8,5 Millionen im Jahr - das verdienen in der deutschen Liga nicht mal ganze Kader.
Trump heizt Länderspiele an - aber nicht den Alltag in der NHL
Eishockey in Nordamerika ist eben eine andere Welt. Und auch mal politisch aufgeladen. Das war kürzlich zu sehen, als kanadische Fans beim Länderturnier "4 Nations Face-off" die US-Hymne ausbuhten und sich die Teams dann in den ersten neun Sekunden des Spiels drei Schlägereien lieferten. Seider überraschte das weniger:
In unserem Sport ist es völlig normal, sich zu raufen. Keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat, aber wir dürfen das.
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Moritz Seider, Eishockey-Nationalspieler
Und die ausgebuhte Hymne? Sei ein "deutliches Signal der Kanadier gegenüber Trump" gewesen. Kurz zuvor hatte der US-Präsident damit provoziert, Kanada zum 51. Bundesstaat machen zu wollen.
Danach in der Liga sei das wieder anders gewesen. Auch in der Kabine in Detroit spiele das Thema keine Rolle.
Wenn wir im Flieger sitzen, dann sitzt gegenüber von mir ein Kanadier, links und rechts neben mir sitzen Amerikaner und wir spielen ganz entspannt Karten.
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Moritz Seider, Eishockey-Nationalspieler
Ganz entspannt, so hat Moritz Seider das am liebsten. Es sei denn, er betritt eine Eisfläche.
Quelle: Reuters
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